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Experten, Bücherverbrennung, Pimmelgate, Drosten: Kaisers royaler Wochenrückblick

Experten, Bücherverbrennung, Pimmelgate, Drosten: Kaisers royaler Wochenrückblick

Experten, Bücherverbrennung, Pimmelgate, Drosten: Kaisers royaler Wochenrückblick

Vorhang auf für Boris T. Kaisers Wochenrückblick Foto: : picture alliance/imageBROKER / JF-Montage
Vorhang auf für Boris T. Kaisers Wochenrückblick Foto: : picture alliance/imageBROKER / JF-Montage
Vorhang auf für Boris T. Kaisers Wochenrückblick Foto: : picture alliance/imageBROKER / JF-Montage
Experten, Bücherverbrennung, Pimmelgate, Drosten
 

Kaisers royaler Wochenrückblick

Der Beruf des Experten ist einer der ambivalentesten und mysteriösesten in der modernen Medien-Demokratie: ein weiteres Beispiel. Das #Pimmelgate rund um Hamburgs Innensenator Andy Grote sorgt international für Aufsehen, genauso wie Bücherverbrennungen für die politische Korrektheit. Boris T. Kaiser blickt zurück.
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Der Beruf des Experten ist einer der ambivalentesten und mysteriösesten Jobs in der modernen Medien-Demokratie. Niemand hat uns je erklärt, was genau die didaktisch auftretenden Damen und Herren, die uns da immer häufiger als superkompetente Erklärbaren präsentiert werden, eigentlich zu solchen macht. Nach der Definition von so manch staatlich geprüften Comedy-Experten, müssen es ganz einfach Leute sein, die „Ahnung von der Sache haben“.

Allerdings nur, wenn sich diese Ahnung mit ihrer eigenen Meinung und dem bis dato verbreiteten Narrativ der Regierung und „Qualitätsmedien“ deckt. Bei der Wochenzeitung, Die Zeit, hat sich die Redaktion als Expertin jetzt unter anderem Luisa Neubauer ins Team geholt. Der multimediale Umweltengel soll die Journalisten des Blattes mit Ideen und Kritik bei der Klimaberichterstattung unterstützen.

Mit dieser Besetzung kommen wir der Definition des Berufsbildes immerhin schon ein ganzes Stück näher. Denn „Experten-Journalismus“ ist in sehr vielen Fällen im Wesentlichen gleichbedeutend mit Meinungsjournalismus. Die Sogenannten ermöglichen es den Redakteuren, die eigene Meinung an den Leser, Zuschauer oder Hörer zu bringen, ohne sich selbst dabei allzu weit aus dem Fenster zu lehnen und verschaffen dem Bauchgefühl der sie befragenden Journalisten dabei auch gleich noch einen Anstrich von besonderem, externem Sachverstand.

Als neutrale Berater eignet sich eine politisch derart aktive Person wie Luisa Neubauer allerdings in etwa so gut wie Jérôme Boateng als neuer Frauenbeauftragter oder Ricarda Lang als Ernährungsberaterin. Aber so etwas Altmodisches wie neutraler und objektiver Journalismus paßt eben auch gar nicht mehr in die Zeit.

Bücherverbrennungen in Kanada

Deutlich besser zum Geist der Gegenwart passen Bücherverbrennungen. Das klingt gruselig – und ist es auch. Haben die linken Kämpfer für „soziale Gerechtigkeit“ Parallelen zwischen der von ihnen vorangetriebene Cancel-Cultur und den Bücherverbrennungen der NS-Zeit stets energisch von sich gewiesen, ließen staatliche Kulturmarxisten in Kanada keinen Zweifel mehr daran, daß eine seelische Verwandtschaft zwischen ihnen und dem Ungeist der Nationalsozialsten besteht. Bei einer „Anti-Rassismus-Aktion“ hat eine Schulbehörde in Windsor (Ontario, Kanada) knapp 5.000 Comics, Romane und Lexika verbrennen oder recyceln lassen, die nicht mehr die Standards der derzeit herrschenden politischen Korrektheit erfüllten.

Die Bücherverbrennungen fanden bereits 2019 statt, wurden aber erst jetzt bekannt. Zu den Schriften, die der Flamme der moralischen Säuberung übergeben wurden, gehörten unter anderem so hochproblematische Klassiker der „Haß-Rede“ wie die Comics Tim in Amerika aus der Reihe Tim & Struppi, Asterix in Amerika, Pocahontas und mehrere Lucky-Luke-Werke. Der Vorwurf: Die Bücher stellten indigene Völker als primitiv, gefährlich, übersexualisiert und dumm dar.

Kein Wunder, daß sich die Postmodernen davon vor den Kopf gestoßen fühlten. „Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen“, lautet ein berühmter Satz von Heinrich Heine, der in der Vergangenheit auch und gerade von Linken gerne zitiert wurde. Dachte man lange, daß es sich bei diesem entschlossenen Zitieren um eine Warnung handelte, liegt inzwischen die Befürchtung immer näher, daß es in Wahrheit eine Drohung war.

#Pimmelgate

Ganz so weit ist es – Gott sei Dank – allerdings noch nicht. Schon gar nicht in Deutschland. Hier wird höchstens mal ein Trupp von Beamten zu einer Hausdurchsuchung losgeschickt, wenn jemand einen Politiker auf Twitter als „Pimmel“ bezeichnet. Ausgelöst hatte die groteske Strafverfolgungsaktion, die auf Twitter unter dem Hashtag „Pimmelgate“ für viel Spott und Häme sorgte, Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD).

Dieser stellte Strafanzeige gegen einen Nutzer, der einen seiner Tweets mit den Worten „du bist so 1 Pimmel“ kommentiert hatte. Mit Erfolg. Um Punkt 6 Uhr morgens hieß es: „Tatütata, die Pimmel-Polizei ist da!“ Gleich sechs Beamte standen bei dem Delinquenten beziehungsweise seiner Exfreundin auf der Matte, um das Gerät sicherzustellen, mit der die unaussprechliche Haß-Botschaft verfaßt wurde. Die realsatirische Behörden-Aktion hat mittlerweile bis weit über die deutschen Grenzen für Furore gesorgt. Sogar die Washington Post berichtete über das #Pimmelgate aus Germany.

Crazy Christian wünscht sich Corona-Infektion

Auch beim Thema Corona verschwimmen die Grenzen zwischen Satire und Realität immer mehr. Ein besonderes Schmankerl in dieser Kategorie lieferte jetzt der Virologe und Chef-Realsatiriker, Christian Drosten. Der Lieblingsahnungshaber des ZDF-Komikers Jan Böhmermann dürfte mit seinen jüngsten Aussagen wohl auch bei seinen eingefleischtesten Fans für einige Verwirrung gesorgt haben.

In seinem Corona-Podcast erklärte der Professor aus dem Emsland seine persönliche Idealvorstellung vom Aufbau einer allgemeinen Immunität gegen das Corona-Virus: „Mein Ziel – sagen wir mal: als Virologe Drosten –, wie ich jetzt gerne immun werden will, ist: Ich will eine Impfimmunität haben und darauf aufsattelnd will ich dann aber durchaus meine erste Allgemeininfektion und die zweite und auch die dritte haben.“

Im Klartext: Drosten, der mittlerweile offenbar auch gerne mal ganz bescheiden in der dritten Person von sich spricht, wünscht sich, sich auf der Grundlage der zweifachen Impfung (noch lieber wäre er dreifach geimpft, aber die dritte Dosis soll erst mal nach Afrika gehen), auch immer mal wieder mit der Krankheit, gegen die er geimpft ist, anzustecken. Als „Booster-Immunisierung“ bezeichnet der Experimentemacher diese Methode, für deren Funktionalität und Sinnhaftigkeit er bisher allerdings keine belastbaren Studien und Belege vorweisen kann.

Crazy Christian betonte außerdem einmal mehr, daß Menschen, die eine Impfung bewußt ablehnen, im Herbst ein sehr großes Risiko für ihre eigene Gesundheit eingingen. Die Impfquote der zwölf- bis 59-Jährigen müsse auf 85 Prozent und mehr steigen, so der immer verzweifelter um die ihm von seinem Panikmacher-Konkurrenten Karl Lauterbach inzwischen weitgehend abgelaufene Aufmerksamkeit haschende Wissenschaftler. Bilde ich mir das nur ein, oder wird die Welt immer verrückter?

Vorhang auf für Boris T. Kaisers Wochenrückblick Foto: : picture alliance/imageBROKER / JF-Montage
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