ATHEN. Griechenlands Regierung hat ihre Forderungen an Deutschland nach Wiedergutmachung für die Schäden des Zweiten Weltkriegs erneuert. „Diese Fragen sind nach wie vor aktuell und wir hoffen, daß wir sie irgendwann lösen können“, betonte der griechische Premierminister Kyriakos Mitsotakis (Nea Demokratia), der Tageszeitung Kathimerini zufolge nach einem Treffen mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD), der derzeit auf Staatsbesuch in dem Land ist.
Zuvor hatte auch Griechenlands Staatspräsidentin Katerina Sakellaropoulou (parteilos) auf die deutsche Kriegsschuld hingewiesen. „Das Thema drängt. Es ist wichtig, Probleme der Vergangenheit zu adressieren“, bemerkte Sakellaropoulou dem deutschen Staatsoberhaupt gegenüber. Steinmeier wiederum erteilte den griechischen Forderungen eine Absage: „Wir sind der Meinung, daß diese Frage rechtlich abgeschlossen ist. Wir bekennen uns jedoch weiterhin zu unserer historischen Verantwortung, nicht nur in Bezug auf Städte wie Thessaloniki, sondern auch anderswo.“
Thessaloniki – im Zweiten Weltkrieg bombardiert und besetzt
Griechenlands zweitgrößte Stadt wurde im Zweiten Weltkrieg erst von der italienischen Luftwaffe bombardiert und dann 1941 von der Wehrmacht eingenommen. Thessaloniki war die erste größere Stadt, die an die Deutschen fiel. Nur etwa 2.000 der vor dem Krieg in der Stadt lebenden 56.000 Juden überlebten die Besatzungszeit – die Stadt galt als größte sephardische Gemeinde Europas.
Der deutsche Leiter der Thessalonicher Marinewetterwarte, Georg Eckert aus Berlin, engagierte sich vor Ort im Widerstand, wo er Verfolgte retten und Vergeltungsaktionen verhindern konnte. 1944 wirkte er an der kampflosen Übergabe der Stadt an die Griechische Volksbefreiungsarmee (ELAS) mit.
Steinmeiers Griechenlandbesuch dreht sich Migration
Deutschland beteiligt sich in Thessaloniki an der Errichtung eines Holocaust-Museums. „Es reicht nicht nur zu erinnern und zu gedenken – das ist ohne Zweifel wichtig. Wir müssen ein solches Museum auch als Auftrag begreifen, uns heute für Demokratie zu engagieren“, kommentierte Bundespräsident Steinmeier die deutsche Absicht hinter dem Museumsbau.
Der Politiker reist über die Stadt im Norden Griechenlands nach Athen und anschließend nach Kandanos auf Kreta. Auf seiner Reise beschäftigt er sich sowohl mit geschichtspolitischen Themen als auch mit der Thematik der Migration über das Mittelmeer. Bereits in der Vergangenheit hatte Griechenlands Regierung Deutschland immer wieder auf die eigenen Reparationsforderungen hingewiesen. Die Rede war teils von bis zu 290 Milliarden Euro. (fw)