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Nach Mord am 1. Mai: Der letzte Gang des Mohamed R.

Nach Mord am 1. Mai: Der letzte Gang des Mohamed R.

Nach Mord am 1. Mai: Der letzte Gang des Mohamed R.

Leichenwagen trifft ein Foto: JF
Nach Mord am 1. Mai
 

Der letzte Gang des Mohamed R.

Am 1. Mai wird Mohamed R. in Berlin auf offener Straße erstochen. Streit im Clan-Milieu? Wahrscheinlich. Der Täter? Flüchtig. Bei seiner Beerdigung herrscht eine angespannte Stimmung. Eine JF-Reportage.
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Donnerstag, 11 Uhr, Werdauer Straße 5, Berlin Schöneberg. Die Sonne scheint, frühlingshafte 16 Grad. Wieder einmal geben sich Arabische Clans hier am Neuen Zwölf-Apostel-Friedhof die Ehre. Einer von ihnen wird beerdigt, der Schwerstkriminelle Mohamed R.. Der Staatenlose wurde 25 Jahre alt. Abgestochen am vergangenen Samstag auf offener Straße. In seiner Familie ist das nichts Ungewöhnliches.

Schon die kriminelle Karriere seines Bruders, Nidal (36) wurde vor drei Jahren final beendet – erschossen am Tempelhofer Feld, am hellichten Tag. Rund 170 Polizisten sichern heute den skurrilen Auftritt dieser Herren in Jogginghosen, Basecap, und Hoody, die finster auf die Journalisten blicken, die gegenüber hinter der Absperrung stehen.

„Das sollten sich mal Politiker und Prominente anschauen“

„Das sollten sich mal Politiker und Prominente anschauen, es leben doch so viele von ihnen hier in Berlin“, wettert eine Anwohnerin. „Die habe ich hier noch nie gesehen. Ich habe nichts gegen Beerdigungen, aber das ist jetzt unsere Gesellschaft geworden. Wo sind überhaupt die Frauen? Trauern die nicht? Ich sehe nur Männer.“ Es sind auch fast ausschließlich Männer da. Erst kommen sie nur kleckerweise, später in großen Gruppen.

Um 10.19 Uhr rollt der schwarze Mercedes-Leichenwagen mit der weißen Aufschrift „TAHA, Islamische Bestattungen – Überführungen weltweit“ auf den Friedhof. So weit war der letzte Gang für Mohamed R. nicht. „Bei einem Streit zwischen mehreren Männern in der vergangenen Nacht in Neukölln wurde ein 25-Jähriger so schwer verletzt, daß er wenig später in einem Krankenhaus verstarb“, meldete die Pressestelle der Berliner Polizei am vergangenen Sonntag.

Wartende Trauergäste Foto: JF

Die Beamten ermittelten folgendes: Gegen 23.15 Uhr waren mehrere Männer auf dem Volksfest „Neuköllner Maientage“ im Volkspark Hasenheide vor einer Losbude in Streit geraten. „Der 25-Jährige soll eine Schußwaffe gezogen und seinen Kontrahenten bedroht haben, woraufhin er durch einen noch unbekannten jungen Mann mit einem Messer attackiert worden sein soll“, so die Ermittler. Der Messerstecher floh anschließen mit seinen Kumpanen. Das Opfer, Mohamed R., starb später in der Klinik an mehreren Stichwunden. Die 4. Mordkommission des Landeskriminalamtes hat die Ermittlungen übernommen. Doch Zeugen, die etwas beobachtet haben könnten oder Videos und Fotos gemacht haben, melden sich nur äußerst spärlich.

Der Boxer soll laut Medienberichten drogenabhängig gewesen sein, ohne Schulabschluß, als Kind verhaltensauffällig. Seine Strafakte wird als lang geschildert: gefährliche Körperverletzung, Diebstähle, unter anderem mit Waffen, Betrug, Nötigung, Fahren ohne Führerschein und noch mehr. Urteil: Drei Jahre und zehn Monate Gefängnis. Anschließend sollte er in den Libanon ausgewiesen werden, berichtet die Bild-Zeitung.

Auch Bruder wurde ermordet

Sein, am 9. September 2018 mit acht Schüssen ermordeter, Bruder Nidal war ein Intensivtäter, sein Bruder Fayez (26) wurde, so die Bild-Zeitung, im Sommer 2021 wegen gefährlicher Körperverletzung im Zusammenhang mit einer Schießerei im September 2020 in Berlin-Schöneberg zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt.

Er wollte der Beisetzung beiwohnen, ein Richter soll das Gesuch abgelehnt haben – zu hohe Fluchtgefahr, so das Blatt. Brisant für die Polizei: Die Opferfamilie soll auf eigene Faust ermitteln. Seit Tagen würden Familienangehörige durch den Berliner Gräfekiez patrouillieren, so die Boulevardzeitung B.Z., und Anwohnern Fotos des mutmaßlichen Messerstechers zeigen.

Waren bei Nidal mehrere Clangrößen auf der Beerdigung, hielten sie sich heute mit wenigen Ausnahmen zurück. Außer einen Flaschenwurf auf die Journalisten und eine Beleidigung „Schweine“ blieb die Stimmung ruhig. Auf rund 800 bis 1000 Trauergäste schätzte Bertram von Boxberg, Pressesprecher der Friedhofsverwaltung die Anzahl. Einer von ihnen: Clanchef Issa Remmo, er verließ um 12.13 Uhr den Friedhof und fragte die Fotografen: „Habt ihr nichts Besseres zu tun?“

Leichenwagen trifft ein Foto: JF
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