BERLIN. Die Linkspartei hat angekündigt, Vorwürfe zu prüfen, nach denen es in ihrem hessischen Landesverband mehrere Fälle von sexuellen Übergriffen gegeben haben soll. „Die Linkspartei wird rasch einen externen, unabhängigen Expertenrat zur Aufarbeitung der Vorwürfe sexuellen Mißbrauchs und Gewalt zusammenrufen“, teilte die stellvertretende Parteivorsitzende, Martina Renner, am Montag auf Twitter mit.
.@dieLinke wird rasch einen externen unabhängigen Expertinnenrat zur Aufarbeitung der Vorwürfe sexuellen Missbrauchs und Gewalt zusammenrufen. Daneben werden Vorschläge für Regularien zum Umgang mit Sexismus/sexuellen Missbrauch erarbeitet und zügig beraten. 1/2 #Linkemetoo
— Martina Renner (@MartinaRenner) April 18, 2022
Es brauche eine Diskussion hinsichtlich „Mißbrauch begünstigender Machtstrukturen, Opferschutz und mögliche Konsequenzen für mutmaßliche Täter“. Die Landesverbände sowie die Fraktionen würden in die Debatte miteinbezogen, sagte Renner.
Wissler weist Vorwürfe zurück
Hintergrund ist ein Bericht des Spiegel vom Freitag. In diesem bekundeten zehn zumeist ehemalige Mitglieder der Linkspartei sowie ihrer Nachwuchsorganisation Linksjugend solid, von Parteikollegen sexuell belästigt worden zu sein. Mittlerweile haben sich 20 weitere Personen gemeldet, die ebenfalls von sexuellen Übergriffen innerhalb der Linkspartei berichten.
Einer der Beschuldigten ist der frühere Lebenspartner von Parteichefin Janine Wissler. Sie war bis 2021 Fraktionsvorsitzende der Linkspartei im hessischen Landtag und soll ihn angeblich gedeckt haben. Wissler wies den Vorwurf am Freitag zurück: „Ich selbst war durch diese Vorgänge zutiefst verletzt und hatte nicht den geringsten Anlaß, meinen ehemaligen Partner nach alledem zu schützen.“
Linkspartei habe Problem mit „Männerbünden“
Mehrere Linkspartei-Mitglieder fordern in den sozialen Medien unter dem Hashtag „LinkeMeToo“ eine personelle Neuaufstellung. „Die Linkspartei braucht einen Neustart – ohne Täter und ohne Strukturen, in denen Täter sich wohlfühlen“, schrieb die Vorsitzende des Landesverbands Rheinland-Pfalz, Melanie Wery-Sims, auf Twitter.
Dieses Mal habe ich ganz bewusst einen offenen Brief unterschrieben; als Landesvorsitzende, als Mitglied des Parteivorstandes, als Frau, als Betroffene.
DIE LINKE braucht einen Neustart – ohne Täter und ohne Strukturen, in denen Täter sich wohlfühlen. https://t.co/mNyIbcUuhL— 🅼🅴🅻🅰🅽🅸🅴 🆆🅴🆁🆈-🆂🅸🅼🆂 (@MelanieWerySims) April 15, 2022
Laut dem Vorsitzenden der Linksjugend, Jakob Hemmes, liegen die Ursachen der mutmaßlichen Übergriffe in der Struktur der Partei. „Wir haben in der Linken ein Problem mit Männerbünden, bestehend aus Funktionären, die schon seit der Gründung aktiv sind, Ämter auf sich vereinen und sich gegenseitig helfen, ihre Macht zu festigen“, sagte er dem Tagesspiegel. (zit)