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Journalist mit Mission: Florian Klenk, der Auserwählte

Journalist mit Mission: Florian Klenk, der Auserwählte

Journalist mit Mission: Florian Klenk, der Auserwählte

Florian Klenk: Gestaltet das politische Spiel gerne selber mit
Florian Klenk: Gestaltet das politische Spiel gerne selber mit
Florian Klenk: Gestaltet das politische Spiel gerne selber mit Foto: picture alliance / Günther Pichlkostner / First Look / picturedesk.com | Günther Pichlkostner
Journalist mit Mission
 

Florian Klenk, der Auserwählte

Wenn es darum geht, die Untiefen der österreichischen Politik zu erklären, greifen deutsche Medien gerne auf den Chefredakteur der linken Wiener Wochenzeitung Falter, Florian Klenk, zurück. Wer ist dieser Journalist, der das politische Spiel gerne selbst mitgestaltet?
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Cato, Palmer, Exklusiv

Florian Klenk steht in einem Seminarraum der Austria-Presse-Agentur in Wien und doziert an einem Sommertag im Juni 2019 über „Die Mechanismen der Skandalisierung“. Der Chefredakteur der linken Wiener Wochenzeitung Falter weiß, wovon er spricht: Bereits fünfmal hat ihn das Branchenmedium „Der Österreichische Journalist“ zum „Investigativjournalisten des Jahres“ gekürt, zweimal gar zum „Journalisten des Jahres“.

Die Enthüllungen des promovierten Juristen zu Mißständen im Justiz- und Polizeiapparat sowie zu Menschenhandel und Korruption haben in der Vergangenheit sowohl in Österreich als auch in Deutschland für politischen Wirbel und zahlreiche behördliche Untersuchungen gesorgt.

Heute greifen auch deutsche Kollegen, etwa bei ARD und ZDF gerne auf Klenk zurück, wenn es darum geht, dem Gebührenzahler die Tiefen und Untiefen der österreichischen Politik nahezubringen. Auch zog ihn das Recherche-Team der Süddeutschen Zeitung als Berater hinzu als sie 2019 das „Ibiza-Video“ veröffentlichten, das schließlich den ehemaligen Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zu Fall brachte.

Ein Kampf von Gut gegen Böse und ein Ringen um Aufmerksamkeit

Journalismus, sagt Klenk zu seinen Seminarteilnehmern, das sei für ihn nicht nur die bloße Übermittlung von „nackter Information“. Vielmehr sei es die Aufgabe eines guten Journalisten, eine Geschichte mit einem Beginn und einem Ende zu erzählen, in der es „Helden, Bösewichte, ein Narrativ und eine fast romanhafte Erzählebene“ gebe.

Es sind Aussagen wie diese, die mutmaßen lassen, daß der verdiente Investigativjournalist Klenk seinen Beruf nicht nur als Handwerk begreift. Für ihn scheint Journalismus vor allem auch ein Spiel, ein Kampf von Gut gegen Böse und ein Ringen um Aufmerksamkeit zu sein.

In der Praxis sieht das dann so aus: Im Anschluß an seine medienöffentliche Befragung im sogenannten Ibiza-Untersuchungsausschuss im Juni 2020 gibt er vor den Ausschuß-Räumlichkeiten eine Pressekonferenz und legt den versammelten Kollegen der Hauptstadtpresse seine persönliche Sicht auf die Ibiza-Affäre dar.

Zwischen Journalismus und Aktivismus

Das ist etwas, das selbst im illustren Medienzirkus Österreichs als reichlich ungewöhnliches Journalistenverhalten gilt. Überhaupt gibt es im Land kaum ein Mikrofon, in das Florian Klenk noch nichts hineinanalysiert hätte. Die wenigen TV-Formate, die ihm oder dem Falter bis dato eine Einladung verweigerten, bekommen seinen Unmut darüber dann mitunter auch unverblümt zu spüren.

Einer der Dreh- und Angelpunkte von Klenks Medienaktivitäten bildet sein Twitteraccount mit – Stand heute – knapp über 300.000 Followern. Hier sind die Grenzen zwischen Journalismus und Aktivismus mitunter fließend und so wechseln sich Spendenaufrufe für von ihm orchestrierte Kampagnen mit politischen Forderungen und Anspielungen auf persönliches Insiderwissen ab.

Florian Klenk, das würde er wohl selbst so unterschreiben, begnügt sich in seiner Rolle als Journalist nicht damit, neben dem Spielfeld zu stehen und das Geschehen zu beschreiben. Er will das Spiel aktiv mitgestalten. Welche Folgen das haben kann, zeigt ein Beispiel der jüngeren Vergangenheit.

Getrieben von gekränktem Stolz

Kürzlich brach der 48 Jahre alte Familienvater ohne ersichtliche Not ein viel beachtetes Schreibduell mit dem Plagiatsjäger Stefan Weber vom Zaun, das sich zunächst um die Weitergabe, Veröffentlichung und Verwertung von Akten aus dem Justizapparat drehte. Ein journalistischer Mehrwert für die Öffentlichkeit war in diesem Streit nicht erkennbar und so kommt man auch bei wohlwollender Betrachtung nicht umhin, Klenks Vorgehen als von gekränktem Stolz geleitet zu bezeichnen.

Besagte Streitigkeit eskalierte binnen kürzester Zeit in eine handfeste politische Mini-Affäre, aus der nahezu alle Beteiligten beschädigt herausgingen. Der einzige Gewinner war die seit Monaten laufende Anti-Justiz-Kampagne der von Korruptionsvorwürfen gebeutelten Regierungspartei ÖVP, die dadurch neuen Auftrieb erhielt.

Es ist jedoch fraglich, ob Klenk aus dieser Episode die richtigen Schlüsse ziehen wird. Immerhin lautet eine der zentralen Botschaften, die die kleine Gruppe von aufmerksamen Zuhörern an besagtem Tag im Juni 2019 zu hören bekommen: „Ein guter Journalist macht sich auch Feinde.“

Es gibt innerhalb des politmedialen Komplexes zahlreiche Betätigungsfelder, in denen ein hohes Sendungsbewußtsein, geringe Selbstzweifel und ein gewisser Spieltrieb nicht nur weitgehend unschädlich sind, sondern sogar zur Jobbeschreibung gehören. Die Beantwortung der Frage, ob Polit-Journalismus auch in diese Kategorie fällt, sei an dieser Stelle dem Leser überlassen – oder vielleicht möchte sich Klenk einmal in einem Seminar dazu äußern.

Florian Klenk: Gestaltet das politische Spiel gerne selber mit Foto: picture alliance / Günther Pichlkostner / First Look / picturedesk.com | Günther Pichlkostner
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