HANNOVER. Die Chefärzte der Medizinischen Hochschule Hannover haben die Behandlung eines mutmaßlichen Mafia-Chefs aus Montenegro verteidigt. Kritik hatte sich an dem damit verbundenen Polizeieinsatz entzündet. „Sollen wir jetzt ernsthaft vor jeder Behandlung eines Ausländers klären, ob er vorbestraft ist?“ so der Direktor der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie, Axel Haverich, in einer E-Mail an die Klinikmitarbeiter, die dem NDR vorliegt.
Demnach sei Anfang Februar eine Anfrage bei dem Direktor der Klinik für Unfallchirurgie, Christian Krettek, eingegangen, ob er einen Patienten mit zahlreichen Schußverletzungen aufnehmen könne. Laut dem Chirurgen seien solche Anfragen nicht ungewöhnlich. Am 7. Februar habe das Krankenhaus den Mann aufgenommen. Erst dort habe ein begleitender Arzt angegeben, daß sein Patient in Montenegro unter Polizeischutz gestanden sei. Daraufhin seien die Sicherheitskräfte in Hannover verständigt worden.
Seitdem wird das mutmaßliche hochrangige Clan-Mitglied von der Bereitschaftspolizei und Spezialeinsatzkräften bewacht. Die Behandlungskosten trage der Patient selbst. Den Polizeieinsatz zahlt laut Innenminister Boris Pistorius (SPD) das Land Niedersachsen. Die Ehefrau des Patienten habe über einen Anwalt ausrichten lassen, daß ihr Mann kein Mafia-Mitglied sei. Die Polizei gehe jedoch nicht von einer Verwechslung aus. (ag)