Von den über eine Million Asylbewerbern, die im zurückliegenden Jahr nach Deutschland kamen, fanden bislang nur 54 einen Arbeitsplatz bei einem der 30 DAX-Unternehmen. Und auch das nur bei drei von 30 Firmen. 50 Stellen besetzte die Deutsche Post und je zwei SAP und Merck, berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Wobei die Entscheidung der staatsnahen Post, ein vergleichsweise großes Kontingent einzustellen, wohl eher auf politischen Druck zurückzuführen ist als auf den Sachverstand der Personalleiter.
Zum Höhepunkt der von Politikern und Medien zelebrierten Willkommens-Euphorie klang das noch anders. Von „hochmotivierten“ Menschen, die ihr komplettes Leben hinter sich ließen, hatte Daimler-Chef Dieter Zetsche gesprochen: „Genau solche Menschen suchen wir bei Mercedes und überall in unserem Land.“ Daß seine Personalabteilungen mehr erwarten als die Motivation, ein besseres Leben zu führen, beweist die Realität. Wer sonst nicht viel vorzuweisen hat, findet auch bei Daimler keinen Job.
„Arbeitskräfte für übermorgen“ – wenn überhaupt
Ein Land vor dem Sprung in die Industriegesellschaft 4.0 – softwarebasiert, automatisiert, vom Internet dominiert – hat genug Probleme, seine eigenen Unterqualifizierten aufzufangen. Und die sprechen wenigstens Deutsch. Inzwischen sind auch die großspurigsten Integrierer kleinlaut. SPD-Arbeitsministerin Andrea Nahles hat noch vergleichsweise früh erkannt, daß die Zuwanderer aus dem Orient und aus Afrika den Anforderungen des deutschen Arbeitsmarkts durchweg nicht genügen. „Arbeitskräfte für übermorgen“, lautet jetzt im Ministerium die Devise.
Für die 30 DAX-Konzerne, deren insgesamt 3,5 Millionen Arbeitsplätze davon abhängen, daß die Chefs mit dem Kopf und nicht mit dem Herzen entscheiden, bedeutet das: erst einmal Lehrstellen und Praktika. Doch auch für Praktika gelten Mindestanforderungen. Von den 2.700 Praktikantenplätzen, die der FAZ genannt wurden, sind über 80 Prozent noch immer unbesetzt.
Asylbewerber verfügen kaum über ausreichende Kenntnisse
Kein Wunder: Drei Viertel der arbeitslos gemeldeten Einwanderer aus dem vergangenen Jahr verfügen über keine formale Berufsausbildung. Kaum einer hat mehr als rudimentäre Deutschkenntnisse. Und Erfahrungen mit den Mechanismen und Bedingungen einer westlichen Industriegesellschaft im 21. Jahrhundert kann so gut wie niemand vorweisen.
Und dieses Deutschland will ein Einwanderungsland sein? Dazu gehört einiges mehr als mit Willkommensfähnchen Spalier zu stehen und alle Fremden ganz, ganz lieb zu haben. Die Politiker in Kanada, USA, Australien oder Neuseeland geben gern Auskunft. Will sagen: Längst gibt es bewährte Mechanismen, Zuwanderung so zu steuern, daß Neuankömmlinge und Altgesellschaft gleichermaßen profitieren. Wer allerdings behauptet, Steuern und Selektieren seien Unwörter und jede Form der Auswahl sei Diskriminierung, der muß sich Carl Schmitts Vorwurf gefallen lassen: „Wer Menschheit sagt, will betrügen.“