Hätten ein paar rechte Fußballfans versucht, Claudia Roth aus einem Zug zu vertreiben, Medien und Politik würden sich wohl in Betroffenheitsbekundungen überbieten. Wird dagegen AfD-Chef Bernd Lucke Opfer offensichtlich linker Anhänger des 1. FC Köln, bewegen sich die Reaktionen zwischen Schweigen und diebischer Freude.
Diejenigen, die eben noch angesichts von Drohungen gegen Bürgermeister im Osten der Republik voller Empörung waren, haben für die Attacken gegen Lucke nur ein Schulterzucken übrig – oder klatschen gleich den Pöblern Beifall.
Daß Lucke darauf hinwies, daß er privat mit seiner Frau unterwegs war, wird mit der Bemerkung abgetan, dies müsse er sich für seine Politik gefallen lassen. Dabei war doch gerade erst im Fall Tröglitz völlig zu Recht beklagt worden, daß Attacken auf das Privatleben von Politikern, wie beispielsweise Demonstrationen vor deren Wohnhäusern, eindeutig zu weit gehen.
„So was kommt von so was“
Doch für konservative oder rechte Politiker gelten offenbar andere Regeln. Hier werden Drohungen, Beleidigungen oder Angriffe meist mit der Bemerkung abgetan, „so was kommt von so was“. Und zwar genau von denjenigen, die sonst Begriffe wie Courage, Demokratie und Toleranz bei jeder Gelegenheit im Munde führen.
Im Fall von Bernd Lucke hätten die linken Berufsmahner aus Politik und Medien einmal Größe zeigen können, indem sie die Attacke auf den AfD-Chef klar und deutlich verurteilen – so wie beispielsweise unlängst Thüringens AfD-Sprecher Björn Höcke Drohungen gegen Bodo Ramelow verurteilte. Nur dafür hätte es eben Charakter gebraucht. So aber entlarven sie lediglich die Scheinheiligkeit ihrer üblichen Phrasen.