BRÜSSEL/BERLIN. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Elmar Brok (CDU), hat ein Umdenken im Umgang mit Bootsflüchtlingen gefordert. Seenot-Rettung allein helfe nicht. „Wenn wir nur viel mehr Schiffe einsetzen, werden in Libyen bald zwei Millionen Menschen warten“, mahnte Brok nach Berichten der Nachrichtenagentur Reuters auf einer Konferenz der Außenminister der EU.
Fast 1.000 Tote vor Lampedusa
Anlaß für Broks Äußerungen ist das Bootsunglück vom vergangenen Sonntag im Mittelmeer. Vor der Küste Lampedusas sind mehrere Hundert Flüchtlinge ertrunken. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) geht von 950 Opfern aus. Die italienische Küstenwache hat bislang 24 Leichen im Wrack geborgen. Dabei handelt es sich um Flüchtlinge aus Libyen.
Ein weiteres Unglück ereignete sich am Montag vor der Urlaubsinsel Rhodos. Griechische Offizielle meldeten mindestens drei Tote. Die Rettung weiterer Flüchtlinge dauere noch an.
EU-Wirtschafts-Kommissar Günther Oettinger hat inzwischen die Wiederaufnahme des Rettungseinsatzes „Mare Nostrum“ gefordert. Das vergangenes Jahr geendete Programm der italienischen Regierung habe zwar nicht alles Leid verhindern, es aber zumindest lindern können, äußerte Oettinger auf einer Sitzung des CDU-Präsidiums. Mit „Mare Nostrum“ hatten italienische Schiffe die Einwanderer bereits nahe der Küste Nordafrikas abgefangen.
Eine Million Flüchtlinge plant Überfahrt
Nach Ansicht von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) wartet rund eine Million Flüchtlinge auf die Überfahrt über das Mittelmeer in die EU. Bei der CDU-Bundesvorstandssitzung in Berlin berichtet de Maizière über eine steigende Professionalisierung des Schlepperwesens. Demnach bedienten sich die Menschenhändler zur Anwerbung von Passagieren sogar Handy-Apps. (cop)