KIEL. Das Kieler Institut für Wirtschaft (IfW) hat einen stärkeren Wirtschaftseinbruch prognostiziert als bislang angenommen. Waren die Experten im Juni von einer Abnahme des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 0,3 Prozent im Jahr 2023 ausgegangen, rechnen sie nun mit dessen Rückgang um 0,5 Prozent. Auch die Prognose für 2024 korrigierte das IfW nach unten: Zwar erwartet das Forschungsinstitut weiterhin ein Ende der Rezession im kommenden Jahr, senkte jedoch die Wachstumsprognose um einen halben Prozentpunkt auf 1,3 Prozent.
Der Konjunkturexperte des IfW, Stefan Kooths, bemängelte, die Wirtschaft bleibe unter ihren Möglichkeiten und stoße zukünftig schneller an die Produktionsgrenzen: „Die Kapazitätsauslastung dürfte sich im Verlauf des Projektionszeitraums aber wieder erholen. Allerdings liegt die Wirtschaftsleistung dann rund drei Prozent unter dem Niveau, das vor dem Ausbruch der Pandemie für die Jahre 2024 und 2025 möglich erschien.“
Experten empfehlen Steuersenkungen
Neben einer schwachen Industrie belaste insbesondere die Bauwirtschaft die deutsche Konjunktur, konstatierten die Experten. Die durch Zinserhöhungen verteuerten Finanzierungskonditionen erschweren vor allem die Wohnungsbauinvestitionen. Diese sollen 2023 um 2,7 Prozent sinken und im Folgejahr weitere 3,8 Prozent einbüßen. Erst 2025 wird ein erneuter Investitionsanstieg erwartet.
„Ohne deutliche Preiskorrekturen wird die Baukonjunktur kaum wieder in Gang kommen“, urteilte Kooths. In seiner Analyse empfahl das Institut eine Senkung der Grunderwerbsteuer, um neben dem Wohnungsbau auch das Ausbaugewerbe zu unterstützen. Von groß angelegten staatlichen Förderprogrammen rieten die Ökonomen ab. (kuk)