LISSABON. Ex-Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Gas-Geschäfte mit Rußland während ihrer Amtszeit gerechtfertigt. „Aus der damaligen Perspektive war es sehr rational und nachvollziehbar, leitungsgebundenes Gas auch aus Rußland zu beziehen, das billiger war als das LNG (Flüssiggas) aus anderen Gegenden der Welt – USA, Saudi-Arabien, Katar“, sagte die Christdemokratin während einer Veranstaltung in Lissabon, berichtete die Nachrichtenagentur dpa.
Merkel begründete ihre Entscheidung damit, daß während der Übergangszeit der Energiewende billiges Erdgas benötigt worden sei, „um dann natürlich eines Tages zu CO2-freien Energieformen vollständig zu kommen“. Man handele immer in der Zeit, in der man sei, warb sie für Verständnis für ihren damaligen Kurs. „Wir sind aus der Kernenergie ausgestiegen. Wir wollten Schritt für Schritt – und wollen das ja immer noch – aus der Kohle aussteigen.“
Merkels Regierung verantwortlich für Atomausstieg
Mit Blick auf die veränderte Weltlage durch Rußlands Angriff auf die Ukraine äußerte die frühere Kanzlerin: „Selbst im Kalten Krieg war Rußland ein verläßlicher Energielieferant. Ich habe nie daran geglaubt, daß es sowas gibt wie Wandel durch Handel, aber durchaus Verbindung durch Handel. Und insofern bereue ich Entscheidungen überhaupt nicht, sondern glaube, daß es aus der damaligen Perspektive richtig war.“
Bereut Bundeskanzlerin Merkel ihre Politik, bei der Energieversorgung maßgeblich auf russisches Gas gesetzt zu haben?
Die kurze Antwort: Nein
Die etwas ausführlichere 👇 pic.twitter.com/gS26JwQy40
— Andreas Kynast (@andikynast) October 13, 2022
Unter dem Eindruck des Reaktorunglücks im japanischen Fukushima als Folge eines Erdbebens im März 2011 hatte die damalige Bundesregierung unter Merkel den stufenweisen Atomausstieg beschlossen. Trotz der Energiekrise als Folge des Ukraine-Krieges und der Rußland-Sanktionen hält die Ampelkoalition am Atomausstieg fest, streitet jedoch über begrenzt Laufzeitverlängerungen für die noch bestehenden Kraftwerke. (ag)