BERLIN. Die Berliner Grünen haben gefordert, das Denkmal für Turnvater Friedrich Ludwig Jahn aus der Berliner Hasenheide zu entfernen. „Friedrich Ludwig Jahn wird als `Turnvater` gefeiert – doch seine nationalistische, antisemitische und antifeministische Haltung wird oft verschwiegen. Deshalb muß das Jahn-Denkmal weg aus der Hasenheide“, verlangte die frauenpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Bahar Haganipour, wie die Nachrichtenagentur dpa berichtete.
Stattdessen wollen die Grünen am 8. März, dem internationalen Frauentag, eine „Enthüllungsaktion“ am Jahn-Denkmal abhalten. „Es gibt großartige weibliche Vorbilder im Sport, die mehr Aufmerksamkeit verdienen“, führte Haghanipour aus. So solle dort die Pionierin des Frauensports, Rosl Persson (1908-2010), geehrt werden. Sie wirkte über Jahrzehnte als Sportlerin, Gymnastiklehrerin und Alpinistin.
Auf Jahn (1778-1852) geht die Gründung der Turnbewegung in Deutschland zurück. Er warb für öffentliches Turnen und regte die Einrichtung des Turnplatzes im Volkspark Hasenheide 1811 an. Nach seinem Vorbild gründeten sich zahlreiche Turnvereine in ganz Deutschland. Er prägte auch den Leitspruch der Turner: „Frisch, frei, fröhlich und fromm – ist des Turners Reichtum“. Die vier F des Mottos inspirierten die Schaffung des Turnerkreuzes.
#gefragtgejagtspezial
Turnerkreuz (aus dem Jahr 1844) des Deutschen Turner-Bundes
Es besteht aus vier F, die den Turner-Wahlspruch Frisch, fromm, fröhlich, frei aufgreifen.
Das aktuelle Turnerkreuz ist leicht abgewandelt.⤵️ https://t.co/KBCQwjckYk pic.twitter.com/NXuIc338BK— Rina (@Zilpzalp17) January 26, 2024
Grüne wollen Erinnerungskultur umgestalten
Wegen seiner ablehnenden Äußerungen über Juden und Franzosen wird Jahn immer wieder scharf kritisiert. Insbesondere seine Haltung zu Juden war lange Zeit Gegenstand historischer Debatten.
Die Grünen versuchen seit Jahren, die deutsche Erinnerungskultur in ihrem Sinne umzugestalten. Seit 2013 gibt es immer wieder Proteste von ihrer Seite gegen ein Denkmal für die Trümmerfrauen in München. 2020 pochte die Partei darauf, Deutschland müsse auch seiner Kolonialverbrechen aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg gedenken. (ag)