KÖLN. Die Stadt Köln hat angekündigt, die Bürger künftig später über die Errichtung neuer Asylunterkünfte zu informieren. „Wir werden nicht über jedes in Prüfung befindliche Objekt informieren. Erst in weiter fortgeschrittenem Stadium können wir das Objekt benennen und können nicht auf alle der üblichen Einwände gegen die Errichtung neuer Unterkünfte reagieren“, gab Sozialdezernent Harald Rau am Freitag bekannt.
Damit reagierte die Stadt auf vermeintlich negative Erfahrungen in der Vergangenheit. „Wir haben die Erfahrung gemacht, daß wir eine Dynamik auslösen, die niemandem guttut, wenn wir sehr früh bekanntgeben, wo welche Unterkünfte für Geflüchtete geprüft werden.“
Bis zu 200 Migranten erreichen Köln wöchentlich
Zuletzt scheiterte ein Projekt am Neumarkt in der Kölner Innenstadt. Dort wollte die Stadt einen Drogenkonsumraum errichten. Auch der Eigentümer des Gebäudes sprach sich dafür aus. „Leider gewann die Debatte dann öffentlich eine Dynamik, die noch zum Scheitern des Projekts geführt hat“, bedauerte Rau.
Ab sofort werde man daher bei kurzfristiger Nutzung von Unterkünften die politischen Gremien nicht beteiligen, bei längerfristiger Planung jedoch weiterhin. Rau begründete das Vorgehen unter anderem damit, daß „die Not aktuell so groß ist, daß wir dort, wo es möglich ist, Plätze schaffen müssen“. Die Stadt Köln müsse derzeit bis zu 200 Menschen pro Woche aufnehmen und spontan unterbringen, viele von ihnen vom Westbalkan.
Kaum Migranten im Grünen-Bezirk
Trotzdem bemühe man sich, die Asylbewerber gleichmäßig in der Stadt zu verteilen. „In der Realität ist das aber nicht immer möglich“, sagte der Sozialdezernent. Im Bezirk Lindenthal werden deutlich weniger Asylbewerber untergebracht.
Lindenthal liegt westlich der Kölner Innenstadt und hat den geringsten Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund und ausländischen Staatsbürgern in der Stadt. Der Bezirk ist zudem eine Hochburg der Grünen, seit 2019 gewann die Partei jede Wahl mit mehr als 30 Prozent. (sv)