BERLIN. Auch, weil CDU-Chef Friedrich Merz seinen Generalsekretär für die Rede Claudia Pechsteins und das verheerende Medienecho darauf verantwortlich macht, hat er Mario Czaja gestern gefeuert. Das berichtet Bild unter Berufung auf parteiinterne Informationen.
Die Eisschnellauf-Legende hatte auf dem CDU-Grundsatzkonvent im Juni mehr Abschiebungen ausreisepflichtiger Migranten gefordert und die Sicherheit für Frauen auf öffentlichen Plätzen bemängelt. Czaja soll für den Gastauftritt Pechsteins in Polizeiuniform verantwortlich sein, der ein wütendes Echo bei SPD und Grünen sowie in den Medien auslöste. Anschließend verübten Unbekannte einen Anschlag mit einer Schußwaffe auf Pechsteins Auto.
Pechstein düpiert Czaja
Als Berliner Bundestagsabgeordneter verfügt Czaja über einen guten Draht zur parteilosen Pechstein, die bei der vergangenen Bundestagswahl im Nachbarwahlkreis für die CDU angetreten war. Pikant: Czaja gilt als Gegner klarer Worte und gehört zum grün-affinen Parteiflügel. Daß die deutsche Rekord-Winterolympiasiegerin die Chance nutzen würde, um auch zu einer Generalabrechnung anzusetzen, hatte er offenbar nicht geahnt.
Merz stellte sich zwar öffentlich hinter Pechstein, zeigte sich intern jedoch komplett verärgert, daß deren Auftritt die Berichterstattung über den Grundsatzkonvent dominierte. Es sei in den Medien nicht um die Ziele der CDU gegangen, sondern nur noch um die Kritik der Spitzensportlerin an der Migrationspolitik. Schon bei der Rede hatte der CDU-Vorsitzende nur sehr verhalten applaudiert. Die CDU-Spitze hatte sich zudem über den Inhalt der Rede zerstritten. Vorstandsmitglieder warfen Pechstein „Populismus“ vor.
Merz braucht Sündenbock für Umfrage-Debakel
Offenbar war all dies der Tropfen, der das Faß bei Merz zum Überlaufen brachte. Gleichzeitig machen den CDU-Chef Parteifreunde für die miserablen Umfrageergebnisse verantwortlich. Trotz der großen Unzufriedenheit mit der Ampel-Regierung fällt auch die Zustimmung zur Union immer weiter, während die Werte für die AfD in die Höhe schießen. Die Verantwortung dafür wälzte er auf Czaja ab.
Nachdem dessen Demission bereits gestern öffentlich wurde, will Merz heute den CDU-Bundesvorstand und das -Präsidium offiziell über den Wechsel auf dem Posten des Generalsekretärs informieren. Der dem wirtschaftsfreundlichen Flügel zugerechnete Carsten Linnemann wird Czajas Nachfolger. (fh)