RÜGEN. Der AfD-Landtagsabgeordnete in Mecklenburg-Vorpommern, Ralf Borschke, hat eine Anzeige gegen die Umweltorganisation Greenpeace eingereicht. Diese versenkt seit Sonntag vor Rügen Granitblöcke in der Ostsee im Naturschutzgebiet des Adlergrunds, um Fischer daran zu hindern, Grundschleppernetze zu benutzen.
„Die Versenkung schwerer Steine im Seegebiet Adlergrund stellt eine erhebliche Gefährdung für die Fischerei dar“, zitiert die AfD-nahe Hanse Rundschau aus dem Schreiben Borschkes. Es sei ein „Eingriff in den Naturhaushalt“ und gefährde „Fischer bei ihrer legalen Berufsausübung“. Grundschleppnetze werden von Schiffen hinter sich hergezogen und für den Fischfang am Meeresgrund benutzt.
AfD: „Herbeigekarrte Greenpeace-Kriminelle“ gehören verhaftet
Am Sonntag hatte Greenpeace damit begonnen, teils tonnenschwere Felsen in der Ostsee zu versenken. „Zur Rettung der Meere brauchen wir echte Schutzgebiete, frei von menschlicher Zerstörung“, forderte Greenpeace-Biologe Thilo Maack. Es liege in der Verantwortung der Bundesregierung, „endlich für echten Schutz“ zu sorgen.
Trotz ausdrücklichem Verbot versenkt #Greenpeace weiter tonnenschwere Granitblöcke vor #Rügen, um unsere #Fischer zu drangsalieren.
Mir geht wirklich die Hutschnur hoch, wenn ich höre, wie unsere Küstenfischer und Angler sich von Greenpeace beschimpfen lassen müssen. #AfD pic.twitter.com/jj9Su8GCoG
— Leif-Erik Holm (@Leif_Erik_Holm) July 28, 2020
Der AfD-Chef von Mecklenburg-Vorpommern, Leif-Erik Holm, forderte, das Schiff zu beschlagnahmen und die Mannschaft festzunehmen. „Es kann nicht sein, daß die Behörden tatenlos danebenstehen, während irgendwelche selbsternannten Umweltaktivisten unsere einheimischen Fischer mit unerlaubten Aktionen unter Generalverdacht stellen.“ Der Organisation gehe es „nicht um das Tierwohl, sondern um billigste Propaganda auf dem Rücken hart arbeitender Menschen.“ Die AfD steh hinter den Fischern, die „sicher mehr für unser Land tun als herbeigekarrte Greenpeace-Kriminelle“.
Greenpeace widersetzt sich dem Verbot
Obwohl das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) die Aktionen am Montag untersagte, kündigten die Umweltradikalen an, fortzufahren. Laut der Nachrichtenagentur dpa ließ die Organisation am Dienstag weitere Steine von ihrem Schiff. Das BSH drohte für diesen Fall bis zu 50.000 Euro Bußgeld an. Greenpeace zufolge würden insgesamt 150 bis 200 Steine benötigt, um das Gebiet abzudecken. 60 Brocken sind bereits versenkt. Die Fischer sind durch das Amt über die Koordinaten der Steine informiert.
Wir versenken trotz Verbotes weiter Natursteine im Schutzgebiet Adlergrund, um das artenreiche Ökosystem vor der Zerstörung durch #Grundschleppnetzfischerei zu schützen. Die Bundesregierung darf gern jederzeit übernehmen und endlich für ECHTEN Schutz sorgen! #SchuetzUnsereMeere pic.twitter.com/aNKTiTYnm9
— Greenpeace e.V. (@greenpeace_de) July 28, 2020
Auch der fischereipolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Burkhard Lenz, kritisierte das Verhalten von Greenpeace. „Einerseits stärkere Regionalität einzufordern und im nächsten Moment regionale Fischer zu drangsalieren, halte ich jedoch für scheinheilig,“ teilte Lenz mit. Zudem sei nicht erwiesen, daß das Ökosystem der Seevögel und Meeressäuger durch die Stellnetzfischerei bedroht würde.
Der Geschäftsführer der Rügener Kutter- und Küstenfisch-Manufaktur, Philipp Bruns, sagte im NDR 1 Radio MV, aus seiner Gegend sei seit zehn Jahren niemand mehr mit Grundschleppnetzen über den Adlergrund gefahren. Erst Mitte Juli hatte sich der Landesfischereiverband in Mecklenburg-Vorpommern aufgelöst. (hr)