BERLIN. Der Chef der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, hat sich gegen systematische Alterstests von Asylbewerbern ausgesprochen. „Die Untersuchungen sind aufwendig, teuer und mit großen Unsicherheiten belastet“, begründete er gegenüber der Süddeutschen Zeitung seine Ablehnung. „Wenn man das bei jedem Flüchtling täte, wäre das ein Eingriff in das Menschenwohl“, betonte er. Röntgen ohne medizinische Notwendigkeit sei ein Eingriff in die körperliche Unversehrtheit. Nur im Rahmen eines Strafprozesses sei dies legitim.
Zuvor hatten Politiker mehrerer Parteien obligatorische Tests gefordert. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) forderte eine „strikte Regelung für eine medizinische Altersüberprüfung von allen ankommenden Flüchtlingen, die nicht klar als Kinder zu erkennen sind“. Noch immer täuschten zu viele Flüchtlinge ein jugendliches Alter vor, sagte er der Funke-Mediengruppe.
Auch SPD-Politiker für Röntgenuntersuchung
Ins selbe Horn stieß Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU), der sich konkret für Röntgenuntersuchungen des Handwurzelknochens aussprach. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach trat auf Twitter dem auch von Montgomery später vorgebrachten Argument entgegen, daß Röntgenuntersuchungen für die Altersbestimmung nicht akkurat genug seien. „Hand-/Knöchelröntgen wäre genau genug, Volljährigkeit bei Flüchtlingen zu bestimmen“, schrieb er und fügte als Beleg eine wissenschaftliche Studie an.
Ausgelöst hatte die Diskussion der Fall eines Asylbewerbers im rheinland-pfälzischen Kandel, der vergangene Woche ein 15 Jahre altes Mädchen erstochen hatte. Nach offiziellen Angaben soll es sich bei dem Täter um einen 15jährigen unbegleiteten Flüchtling aus Afghanistan handeln. Nachdem ein Foto des mutmaßlichen Täters im Internet kursierte, waren aber Zweifel an dessen Alter aufgekommen. (tb)