SCHWERIN. Das Amtsgericht Schwerin hat den ehemaligen Linkspartei-Politiker Julian K. wegen des Vortäuschens einer Straftat zu einer Jugendstrafe von mehreren Tagen Arrest verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Der heute 19 Jahre alte Mann hatte im Januar 2016 behauptet, von drei Neonazis überfallen und mit mehreren Messerstichen an Armen und Brust verletzt worden zu sein.
Schnell hatten sich mehrere hochrangige Linken-Politiker zu Wort gemeldet, darunter auch der Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Dietmar Bartsch: „Wir verurteilen diese Tat auf das Schärfste und erklären erneut, daß Die Linke in ihrem Kampf gegen rechtsextremes Gedankengut nicht nachlassen wird.“ Allerdings äußerten Rechtsmediziner bereits früh ihre Zweifel am Tathergang.
Linkspolitiker soziale Unreife attestiert
Mittlerweile hat K. eingeräumt, die Geschichte erfunden zu haben. Sein Anwalt sagte gegenüber dem Nordkurier, sein Mandant habe zur Tatzeit Vorfälle der Vergangenheit aufgearbeitet. Er sei darüber hinaus zuvor stationär in psychologischer Behandlung gewesen. Daß der vermeintliche Vorfall derart großes Medieninteresse hervorrufen würde, habe der Student nicht absehen können.
Das Gericht folgte in seinem Urteil am Dienstag dieser Argumentation nicht. Trotz einer sozialen Unreife, die eine Gutachterin K. bescheinigte, hätte dieser sehr wohl die Wirkung seiner Tat auf die öffentliche Wahrnehmung und die Polarisierung in der politischen Landschaft erkennen müssen. Zudem habe er lange an seiner falschen Schilderung festgehalten. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Woche Jugendarrest als deutliche Warnung gefordert. (FA)