BERLIN. Die Zeit berichtet auf ihrer Webseite von einer drohenden Spaltung der Alternative für Deutschland (AfD). Recherchen der JUNGEN FREIHEIT haben ergeben, daß dies unzutreffend ist. Es geht um eine unbedeutende Zahl von Mitgliedern, die der Partei den Rücken kehren wollen.
Die Zeit schreibt, ein namentlich nicht genannter Parteifunktionär habe einen Massenaustritt angekündigt. Zwei weitere AfD-Mitglieder, darunter ein hochrangiger Parteifunktionär, erklären demnach, sie seien unzufrieden mit dem Kurs der Partei, hielten die AfD für zu rechts und fühlten sich „betrogen“. Ungewöhnlich ist, daß diese unzufriedenen Mitglieder angeblich mit der Partei abgeschlossen haben, es aber nicht wagen, ihre Namen zu nennen.
Die Zeit nennt in diesem Zusammenhang jedoch die Organisation Liberale Vereinigung, der ein Teil der Unzufriedenen angehöre. Dieser überparteiliche Verein ist zahlenmäßig völlig unbedeutend, hatte maximal 27 Mitglieder, von denen noch nicht einmal alle der AfD angehören. Der Vorsitzende dieses Vereins war bis Montag der AfD-Politiker Alexander Dilger. Der frühere FDP-Politiker hat sein Amt in der Liberalen Vereinigung niedergelegt und ist nun auch ausgetreten. Dilgers Begründung lautet, die anderen Vorstandsmitglieder seien „voller Haß auf die AfD“.
Henkel: „Riesen Blamage“ für die Zeit
Es handelt sich dabei mutmaßlich um die frühere Pressesprecherin Dagmar Metzger, die mit dem Versuch gescheitert ist, eine parteinahe Stiftung ins Leben zu rufen. Diese von ihr ins Leben gerufene Stiftung hat offiziell mit der AfD nichts zu tun, besetzt aber die Hälfte der Vorstandsposten in jener Liberalen Vereinigung, aus der Dilger ausgetreten ist. Dilger wörtlich über seine früheren Vereinskollegen: „Es ist richtig, daß sie die AfD verlassen, aber es sind nicht viele.“
AfD-Vize Hans-Olaf Henkel sprach gegenüber der JUNGEN FREIHEIT von eine „riesen Blamage“ für die Zeit. „An der Geschichte ist absolut nichts dran. Da stecken Personen dahinter, deren Karriereträume geplatzt sind“, unterstrich der EU-Abgeordnete. Das Beispiel sei typisch dafür, wie die meisten Medien versuchten, gegen die AfD anzuschreiben.
„Ich als Liberaler fühle mich in der AfD bestens aufgehoben“, sagte Henkel. Gerade auch aus seinem persönlichen Umfeld erhalte er seit der Europawahl von vielen ehemaligen FDP-Mitgliedern und –sympathisanten großen Zuspruch. „Das liegt auch daran, daß unser Europawahlprogramm voller liberaler Elemente ist, wie zum Beispiel unserer Position zum Asylrecht oder unsere Ablehnung von Zwangsmitgliedschaften in Handelskammern.“
Auch die Bundesgeschäftsstelle der AfD wies den Bericht der Zeit zurück. „An der Geschichte ist nichts dran. Von einer Austrittswelle ist nichts zu spüren und Austrittsabsichten von Mitgliedern sind uns nicht bekannt. Im Gegenteil, seit der Europawahl haben wir einen verstärkten Zulauf“, betonte AfD-Bundesgeschäftsführer Frank-C. Hansel der JF.
Auch Vize-Parteichef Alexander Gauland sieht keine Spaltung der Partei. Die ehemalige AfD-Sprecherin und Mitbegründerin der Liberalen Vereinigung, Dagmar Metzger, habe ihm noch am Dienstag versichert, sie werde nicht austreten. „Sie hat mir sogar zugesichert, mich im September im Landtagswahlkampf in Brandenburg zu unterstützen.“, sagte Gauland dieser Zeitung.
FDP-Politiker Schäffler will keine neue Partei gründen
Ein weiteres Dementi kam auch vom ehemaligen FDP-Bundestagsabgeordneten Frank Schäffler. Die Zeit hatte geschrieben, es werde unter liberalen AfD-Mitgliedern bereits überlegt, eine neue Partei zu gründen – „unter anderem mit Frank Schäffler, dem prominentesten Eurokritiker der FDP“. Dem widersprach Schäffler am Dienstag.
Auf seiner Facebook-Seite schrieb er: „Zur Klarstellung: Ich hatte und habe nicht vor, einer neuen Partei beizutreten. Meine liberale Vereinigung ist und bleibt die FDP. Wer mich unterstützen will, soll in die FDP eintreten.“ (rg/krk/ms)