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Folgen des Krieges: Wie gefährlich ist der Waffenschmuggel aus der Ukraine?

Folgen des Krieges: Wie gefährlich ist der Waffenschmuggel aus der Ukraine?

Folgen des Krieges: Wie gefährlich ist der Waffenschmuggel aus der Ukraine?

Statt im Kriegsgebiet landen Waffen für die Ukraine wieder in Westeuropa (Symbolbild)
Statt im Kriegsgebiet landen Waffen für die Ukraine wieder in Westeuropa (Symbolbild)
Statt im Kriegsgebiet landen Waffen für die Ukraine wieder in Westeuropa (Symbolbild) Foto: picture alliance/dpa | Paul Zinken
Folgen des Krieges
 

Wie gefährlich ist der Waffenschmuggel aus der Ukraine?

Bereits jetzt sind wegen des Ukraine-Krieges umfangreiche Waffenlieferungen an das osteuropäische Land gegangen. Doch nun zeigt sich, daß einige schnell wieder Richtung Westen gelangen: Kriminelle Banden scheinen ein neues Geschäftsmodell gefunden zu haben.
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Unwort, Umfrage, Alternativ

Seit Monaten gibt es Mutmaßungen darüber, daß Waffen von der Ukraine aus über die Grenzen nach Mittel- und Nordeuropa geschmuggelt werden könnten. Im Juli berichtete der SWR erstmals über ein geheimes Schreiben der Polizeibehörde Europol an den Rat der Europäischen Union. Demnach würden kriminelle Netzwerke in der Region aktiv sein und „den Schmuggel erheblicher Mengen von Schußwaffen und Munition, einschließlich militärischer Waffen, betreiben oder planen“. Die Resonanz auf diese Meldung war mäßig. Doch jetzt scheint es in Finnland neue Hinweise darauf zu geben, daß Kriegswaffen durch ukrainische kriminelle Banden außer Landes gebracht werden. Die Abnehmer sind Rocker, also die organisierte Kriminalität.

„Wir haben Anzeichen dafür, dass es bereits einige dieser Waffen in Finnland gibt“, zitiert Yle, die öffentlich-rechtliche finnische Rundfunkanstalt den Kriminalhauptkommissar Christer Ahlgren. Er leitet die nachrichtendienstliche Einheit der Zentralen Kriminalpolizei zur Bekämpfung der Organisierten Kriminalität in Finnland. Waffen, die in die Ukraine geliefert würden, seien auch in Schweden, Dänemark und Holland wieder aufgetaucht. Es handele sich um militärische Waffen. In anderen Teilen Europas sei panzerbrechende Munition gefunden worden, die ebenfalls aus der Ukraine geschmuggelt worden sein soll, berichtete der Merkur.

Interessant sind die Wege, über die die Waffen vermutlich außer Landes gebracht werden. Ahlgren stellt das folgendermaßen dar: In Finnland seien drei der größten Motorradbanden der Welt aktiv, die er als „internationale kriminelle Organisationen“ bezeichnet. Eine dieser Banden sei der Bandidos MC. Die Bandidos hätten wiederum in jeder größeren Stadt in der Ukraine eine Niederlassung. Es scheint so, daß die Motorradclubs derzeit grenzübergreifend Kontakte reaktivieren und Schmuggelrouten ausbaldowern, um dann, spätestens nach dem Krieg, in großem Stil die Waffen außer Landes zu bringen.

Europol wiegelt ab

Der Kommissar verweist auf Entwicklungen, die so auch nach dem Jugoslawienkrieg zu beobachten waren. Die jugoslawischen Waffen seien gerade in Schweden zu einem großen sozialen Problem geworden. Die ukrainischen Waffen könnten über den größten Frachthafen Finnlands in Vuosaari, einem Stadtteil Helsinkis, eingeschleust werden. Und hier wie dort, dieselben Probleme: Die Polizei ist unterbesetzt, die Kontrollen sind sporadisch, die Grenzen also löchrig.

Doch der aktuelle Yle-Artikel ist noch aus einem anderen Grund interessant: Das selbsternannte investigative deutsche Recherche-Zentrum correktivt veröffentlichte am 6. Oktober seine Darstellung über Waffenschmuggel in der Ukraine. Correctiv zeigte Fotos von Waffen und schrieb, daß es sich dabei wohl um russische Desinformationen und Fake-Meldungen aus Telegramgruppen handeln könnte. Die Recherche des SWR relativierte Correctiv dahingehend, daß ein Sprecher von Europol gegenüber Correctiv.Faktencheck am 2. September klarstellte, daß sich das in Medien zitierte Schreiben an den EU-Rat auf Kleinwaffen bezog, also auf Waffen die von einer Person bedient und transportiert werden könnten.

Kleinwaffen könnten auf Schwarzmarkt gelangen

Correctiv zitiert: „Im Hinblick auf den Krieg in der Ukraine hat Europol davor gewarnt, daß die Verbreitung von Schußwaffen und Sprengstoff in der Ukraine zu einer Zunahme des Handels mit Schußwaffen und Munition in die EU über etablierte Schmuggelrouten oder Online-Plattformen führen könnte. Diese Bedrohung könnte nach Beendigung des Konflikts sogar noch größer sein.“ Dies sei aber „kein Ukraine-spezifisches Phänomen“, sondern in jedem Kriegsgebiet der Fall. Nun, diesen Umstand würde auch niemand bestreiten wollen.

Allerdings kommt correctiv am Ende seines langen Artikels zum Schluß: „Die Gefahr, daß kleinere Waffen tatsächlich auf dem Schwarzmarkt verkauft werden, ist nicht ausgeschlossen. Nach Einschätzung von Experten ist ein Handel im großen Stil aktuell aber eher unwahrscheinlich.“ Konkrete Behauptungen im Internet über geschmuggelte Großwaffen wie Flugabwehrraketen oder Haubitzen wirkten laut Correktiv sogar unglaubwürdig oder seien nachweislich manipuliert worden. Das klingt wie eine Entwarnung. Da hätten sich die Finnen ja dann geirrt.

Statt im Kriegsgebiet landen Waffen für die Ukraine wieder in Westeuropa (Symbolbild) Foto: picture alliance/dpa | Paul Zinken
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