BONN. Die Jury des ökumenischen Predigtpreises hat angekündigt, der Sprecherin von „Fridays for Future“ (FfF), Luisa Neubauer, die diesjährige Auszeichnung in der Kategorie „Lebenswerk“ zu verleihen. Die Studentin habe innerhalb weniger Jahre im deutschen Sprachraum das Bewußtsein von der „gesellschaftlichen Aufgabe der Bewahrung der Schöpfung“ maßgeblich mitgeprägt, hieß es seitens der Preisrichter. Ihr Reden und Denken enthalte „Leitmotive zu religiösen Kontexten wie existenziellen Fragestellungen“. Somit leiste Neubauer einen „Beitrag für die Predigtkultur der Gegenwart“.
Die Entscheidung des Gremiums stieß innerhalb der kirchlichen Medienlandschaft auf Unverständnis. „Luisa Neubauers Engagement in allen Ehren. Aber ein Predigtpreis für eine 27jährige, die so gut wie nie predigt (…)?“, schrieb Nicolai Franz, Redakteur des christlichen Medienmagazins PRO, auf dem Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter). Die FfF-Sprecherin selbst hatte in der Vergangenheit mehrfach betont, daß sie Jugendleiterin in ihrer Kirchengemeinde in Hamburg gewesen sei.
Luisa Neubauers Engagement in allen Ehren. Aber ein Predigtpreis in der Kategorie „Lebenswerk“ für eine 27-Jährige, die so gut wie nie predigt, aber „bei genauerem Hinsehen Leitmotive zu religiösen Kontexten wie existenziellen Fragestellungen“ äußert? 🤨https://t.co/AxrdZY6fGd
— Nicolai Franz (@nico_franz) September 26, 2023
LGBT-Altkatholikin mit Hauptauszeichnung
Der Hauptpreis für die beste Predigt wird an die sich selbst als „queer“ bezeichnende altkatholische Priesteramtskandidatin Nathalie Schuler vergeben. Die Jury lobte ihre „theologisch begründete, sachlich differenzierte und rhetorisch gekonnte Kommunikation“ während einer Gottesdienstrede zum Christopher Street Day. Am Vorabend des Johannistages werden laut dem Gremium Anfragen im biblischen Text an die Identität von Johannes dem Täufer samt dessen Antworten mit den Erfahrungen der anwesenden Gemeinde verwoben, wenn deren Identitäten in Frage gestellt werden.
Der Predigtpreis wird seit 2000 am Buß- und Bettag in der Schloßkirche der Universität Bonn vergeben. Seit 2018 trägt die Evangelisch-Theologische Fakultät der Hochschule die Verantwortung für die undotierte Auszeichnung, die Mitgliedern aller christlicher Konfessionen innerhalb der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland offen steht. Zu den bekanntesten Preisträgern gehört unter anderem die evangelische Theologin Margot Käßmann. (kuk)