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Über 13.000 Menschen bereits geflohen: Massenexodus aus Bergkarabach bahnt sich an

Über 13.000 Menschen bereits geflohen: Massenexodus aus Bergkarabach bahnt sich an

Über 13.000 Menschen bereits geflohen: Massenexodus aus Bergkarabach bahnt sich an

Ein Flüchtlingsbus im armenischen Kornidzor, unweit der Grenze zu Bergkarabach: Zehntausende fliehen derzeit vor den anrückenden aserbaidschanischen Soldaten Foto: picture alliance/dpa/TASS | Alexander Patrin
Ein Flüchtlingsbus im armenischen Kornidzor, unweit der Grenze zu Bergkarabach: Zehntausende fliehen derzeit vor den anrückenden aserbaidschanischen Soldaten Foto: picture alliance/dpa/TASS | Alexander Patrin
Ein Flüchtlingsbus im armenischen Kornidzor, unweit der Grenze zu Bergkarabach: Zehntausende fliehen derzeit vor den anrückenden aserbaidschanischen Soldaten Foto: picture alliance/dpa/TASS | Alexander Patrin
Über 13.000 Menschen bereits geflohen
 

Massenexodus aus Bergkarabach bahnt sich an

Autokolonnen, so weit das Auge reicht und überfüllte Krankenhäuser – die Situation in Bergkarabach gerät nach dem aserbaidschanischen Angriff außer Kontrolle. Ein Exodus beginnt. Vor der Flucht setzen viele Armenier ihre Häuser in Brand. Ein Überblick.
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STEPANAKERT. Nach der Kapitulation der international nicht anerkannten Zwergrepublik Arzach im Kampf um die Bergregion Bergkarabach haben bereits mehr als zehntausend Menschen die Flucht nach Armenien angetreten. Wie die armenische Nachrichtenagentur Armenpress am Dienstag berichtete, sind bereits über 13.000 Menschen in eigens dafür bereitgestellten Flüchtlingslagern und Hotels vor Ort angekommen.

„Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um die Flüchtlinge unterzubringen“, kündigte die Regierung in Erewan bereits an. Um die Vertriebenen zu unterstützen, hat die Regierung eine eigene Internetseite eingerichtet, um die Hilfeleistungen zu koordinieren. Im Verlauf der kommenden Tage werden noch zehntausende weitere Flüchtlinge aus Bergkarabach erwartet. Diese sammeln sich vor allem in den grenznahen Städten wie Goris und in der armenischen Hauptstadt Erewan. Im Internet verbreiten sich unterdessen Bilder davon, wie Menschen in Bergkarabach ihre Habseligkeiten und Häuser anzünden, bevor sie die Flucht antreten.

Die in Bergkarabach stationierten russischen Friedenstruppen, die den 2020 geschlossenen Waffenstillstand zwischen Armenien und Aserbaidschan überwachen sollen, berichteten laut der russischen Nachrichtenagentur Tass unterdessen davon, daß die Streitkräfte von Arzach bereits tausende Waffen nach ihrer Kapitulation abgegeben hätten, darunter hunderte Gewehre, Panzerfäuste, Luftabwehrraketen und über 400.000 Stück Munition.

Internationales Rotes Kreuz schlägt Alarm: Situation außer Kontrolle

Die Behörden in Armenien haben laut Tass bereits über 40.000 Plätze für die Vertriebenen geschaffen. Das Internationale Rote Kreuz ist derweil mit einem Lkw-Konvoi in der Gebirgsregion Bergkarabach angekommen. „Zu den humanitären Gütern, die für bedürftige Gemeinden bestimmt sind, gehören 66 Tonnen Weizenmehl, 2.700 Kilogramm Salz, 450 Kilogramm Trockenhefe und 375 Liter Sonnenblumenöl“, teilte die Hilfsorganisation zu ihrer Lieferung mit.

Trotz des jüngsten Waffenstillstands seien die humanitären Folgen der militärischen Eskalation in der gesamten Region deutlich zu spüren. Familien suchten nach Angehörigen, zu denen sie den Kontakt verloren hätten, darunter auch unbegleitete Kinder. Gemeinden seien vertrieben worden, und Angehörige bäten um Hilfe bei der Bestattung von Leichen, während der Mangel an Strom, grundlegenden Gütern und Zugang zur Gesundheitsversorgung das Leben erschwere. Angesichts des Ausmaßes der humanitären Katastrophe kündigte das Internationale Rote Kreuz an, seine Präsenz vor Ort zu verstärken.

Autos stauen sich kilometerlang auf dem Weg nach Armenien

Auf den Paßstraßen nach Armenien hinein stauen sich nach wie vor kilometerweite Autokolonnen. Menschenkarawanen sollen sich allerdings auch auf die grüne Grenze zubewegt haben. In den sozialen Netzwerken kursieren derweil Aufnahmen davon, wie aserbaidschanische Soldaten verwaiste armenische Ortschaften durchkämmen, plündern und teils verwüsten.

Nach der Explosion eines Kraftstoffdepots am Rande von Stepanakert, der Hauptstadt Bergkarabachs, gestaltet sich die Lage erneut unübersichtlich. Laut den Behörden des besiegten Zwergstaates Arzach sind mindestens 20 Menschen bei dem Vorfall getötet und 290 verletzt worden, die meisten davon schwer. Die umliegenden Krankenhäuser seien hoffnungslos überlastet.

Vereinigte Staaten und Moskau geraten aneinander

Die Vereinigten Staaten forderten vor diesem Hintergrund die Entsendung von internationalen Beobachtern in das Krisengebiet. „Wir sind der Auffassung, daß eine internationale Mission nach Bergkarabach entsendet werden sollte, um sowohl den Bewohnern der Region als auch der Internationalen Gemeinschaft zu garantieren, daß ihre Rechte so geachtet werden, wie die aserbaidschanische Regierung das versprochen hat“, sagte ein Sprecher des US-Außenministeriums am Dienstag. Die Vereinigten Staaten seien sehr besorgt über die Entwicklungen im Kleinen Kaukasus. Rußland habe gezeigt, daß es kein zuverlässiger Partner für Armenien sei.

Moskau seinerseits zeigte sich über diesen Seitenhieb erbost. „Wir fordern Washington auf, diese äußerst gefährliche Sprache, die eine künstliche Verschärfung antirussischer Ressentiments in Armenien herbeiführt, zu unterlassen“, verlangte der russische Botschafter in den Verenigten Staaten, Anatoli Antonow, am Dienstag via Telegram.

Massenexodus nach Kapitulation von Bergkarabach

Die Russische Föderation sei und bleibe auch weiterhin ein treuer Verbündeter Armeniens. Die Entsendung von Friedenstruppen nach Bergkarabach im Jahr 2020 und der Umstand, daß auch russische Soldaten bei der aserbaidschanischen Kurzoffensive im September gefallen seien, sprächen klar für die enge Verbindung zwischen Moskau und Erewan.

Vergangene Woche hatten aserbaidschanische Truppen die armenische Zwergrepublik Arzach nach einer monatelangen Blockade großflächig angegriffen. Diese kapitulierte bereits nach wenigen Stunden Kampfhandlungen. Seitdem bahnt sich ein Massenexodus aus der mehrheitlich von Armeniern bewohnten, offiziell zu Aserbaidschan gehörenden Region an.

Ein Flüchtlingsbus im armenischen Kornidzor, unweit der Grenze zu Bergkarabach: Zehntausende fliehen derzeit vor den anrückenden aserbaidschanischen Soldaten Foto: picture alliance/dpa/TASS | Alexander Patrin
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