BERLIN. Der Kabarettist Dieter Nuhr hat der Meinungsfreiheit in Deutschland ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. „Man darf alles sagen, muß allerdings damit rechnen, beschimpft, ausgegrenzt und als Idiot behandelt zu werden. Die sozialen Kosten der freien Meinungsäußerung werden immer höher“, kritisierte er gegenüber der Rheinischen Post.
Auch die freie Forschung und freien Journalismus sehe er in Gefahr. „Viele Forschungsprojekte werden gar nicht erst angegangen, im autoritären Klima herrscht vorauseilender Gehorsam. Künstler reden in dieser Stimmung lieber nach dem Mund, anstatt eigene Gedanken zu entwickeln“, monierte Nuhr weiter. Mittlerweile gebe es nur noch wenige junge Künstler, die sich dem „Mainstream“ entgegenstellten. Der Horizont sei bereits stark verengt.
Die eigene Meinung zu äußern, bedeute für viele Menschen das Ende ihrer Karriere. Nur weil die sogenannte Cancel Culture bislang an ihm gescheitert sei, bedeute es nicht, daß es diese nicht gebe.
Dieter Nuhr: Offene Grenzen führen auch zu Problemen
Er selbst habe sich in der Vergangenheit beispielsweise einen Shitstorm für Witze über radikale Moslems eingehandelt. Diese seien als islamophob und rassistisch uminterpretiert worden. „Wenn wir die Grenzen öffnen, werden auch massenhaft Leute ins Land kommen, die unsere tolerante Gesellschaft verachten. Ich stelle diese Widersprüche heraus. Das führt bei wenigen, aber sehr lautstarken Menschen zu Haß“, gab der Kabarettist zu Bedenken.
Besonders schlimm sei es auch während der Corona-Krise gewesen. Wer andere Maßnahmen als die der Bundesregierung befürwortete, galt laut Nuhr plötzlich als „irre, extremistisch, Corona-Leugner, Querdenker, rechts oder Vollidiot“. Er sei einst selbst Mitglied der Grünen gewesen und mit „linksgrüner Ästhetik“ aufgewachsen, halte aber nichts von „primitiven Lösungen für komplexe Probleme“. (zit)