Ein herrliches Wochenende in Dresden: Jedesmal überwältigt uns die Schönheit dieser sächsischen Residenz, die an allen Ecken spürbare Liebe der Bürger zu ihrer Stadt. Ausdruck findet dies im aufwendigen Wiederaufbau der Altstadt, in deren Herzen die nach der Wiedervereinigung rekonstruierte Frauenkirche steht.
Zu einem Politikum macht indes die grüne Kulturstaatsministerin Claudia Roth eine Inschrift am wiederhergestellten Berliner Schloß, das sich nur „Humboldt-Forum“ nennen darf. Während Dresden seine verheilenden Wunden umarmt, wird das Schloß in Berlin von einer Kulturschickeria haßerfüllt bekämpft. Am liebsten würden die mieseptrigen Kritiker es wie Walter Ulbricht 1950 wieder in die Luft sprengen. Weil dies nicht geht, soll es „dekonstruiert“ und „gebrochen“ werden.
Claudia Roth, die bereits das Kreuz auf der Kuppel für problematisch und anmaßend hält, empfindet die um die Kuppel laufende historische Inschrift als besonders provozierend: „Es ist in keinem andern Heil, ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, denn in dem Namen Jesu, zur Ehre Gottes des Vaters. Daß in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind.“ Die grüne Ministerin will die Inschrift deshalb künftig mit „alternativen, kommentierenden und reflektierenden Texten“ überblenden lassen.
Grüne bilden Avantgarde des Kulturkampfes
Schneller Nägel mit Köpfen machte das von der grünen Parteigenossin Annalena Baerbock geführte Auswärtige Amt bei einem G7-Außenministertreffen in Münster: Es ließ ein großes Kreuz aus dem historischen Saal entfernen, in dem 1648 der Westfälische Frieden geschlossen wurde. Baerbock erklärte später bedauernd, sie habe dies nicht angeordnet. Selbst wenn sie es nicht wußte: Die Maßnahme steht repräsentativ für einen bilderstürmerischen Kulturkampf, bei dem die Grünen die Avantgarde bilden.
Religiöse und politische Symbole zielen ins Herz unserer Identität. Der Umgang mit unserer christlichen und nationalen Tradition ist in Deutschland selbstzerstörerisch und würdelos. Kein Wunder, wenn wir dafür im Ausland nur Verachtung ernten.
Zurück nach Dresden. Dort wurde schon zu DDR-Zeiten das ehemalige Wohnhaus des Malers Gerhard von Kügelgen (1772–1820) restauriert. Jetzt ist dort ein Museum der Dresdner Romantik untergebracht. Unterm Dachsims steht in riesigen goldenen Versalien auf blauem Grund: „An Gottes Segen ist alles gelegen“. Während der SED-Diktatur exakt wiederhergestellt. Auf die Idee, die Inschrift zu „dekonstruieren“ oder zu „brechen“, war man nicht gekommen.
JF 46/22