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Streiflicht: Nuhr nicht den Spaß verderben

Streiflicht: Nuhr nicht den Spaß verderben

Streiflicht: Nuhr nicht den Spaß verderben

Dieter Nuhr
Dieter Nuhr
Der Kabarettist Dieter Nuhr: Kampagne gegen den Mann der leisen Töne Foto: picture alliance / dpa
Streiflicht
 

Nuhr nicht den Spaß verderben

Dieter Nuhr hebt sich durch seine ruhige Art von vielen seiner Kollegen ab. Seine Pointen kommen meist auf leisen Sohlen. Ausgerechnet dieser Mann der leisen Töne ist ins Visier einer Kampagne geraten, die ihn der „Islamophobie“ bezichtigt. Ein Kommentar von JF-Chefredakteur Dieter Stein.
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Ich bin selbst schon mehrmals zu Kabarettabenden mit Dieter Nuhr gegangen. Wobei ich das Kabarett selten besuche. Nuhr hebt sich durch seine ruhige Art von vielen seiner Kollegen ab. Seine Pointen kommen meist auf leisen Sohlen. Er schreit und poltert nicht herum. Es sind keine primitiven Zoten zu hören. Bei ihm kommen nicht immer die mit der taz oder dem DGB-Vorstand abgestimmten Gags. Er betritt meist eher beiläufig die Bühne und arbeitet oft mit dem Stilmittel der Untertreibung, des Abwiegelns, das sich dann jedoch ins Absurde steigern kann.

Jetzt ist ausgerechnet dieser Mann der leisen Töne, des fein ziselierten und nicht grob geschnitzten Witzes ins Visier einer Kampagne geraten, die ihn der „Islamophobie“ bezichtigt. Erhat Toka, Moslem und Chef einer Osnabrücker Kampfsportschule, hat Nuhr wegen „Beschimpfung von Bekenntnissen und Religionsgemeinschaften“ angezeigt, ihm vorgeworfen, er betreibe „blöde, dumme Hetze“, er sei ein „Haßprediger“. Mit 30 Freunden demonstrierte Toka vor einem Auftritt Nuhrs und warnte Besucher, nicht über alles zu lachen: „Seid wachsam!“

Viele Kabarettisten-Kollegen schweigen

Das Ganze wäre wahrscheinlich eine lächerliche Szene, wenn dort das schüchterne Mitglied einer katholischen Kirchengemeinde stünde, das sich über die vorhersehbaren, ermüdenden Papst-Witze von, sagen wir, Urban Priol echauffieren würde. Es sind nun aber keine Bilder von Enthauptungen im Umlauf, die fanatische Christen vornehmen würden.

Dieter Nuhr kritisiert in Interviews jetzt, daß viele seiner Kabarettkollegen zu „bequem“ seien, für die Meinungsfreiheit bei Themen zu kämpfen, die heikel seien: „Ich habe kein Verständnis dafür, daß die bei uns lange erkämpfte Meinungsfreiheit nicht mehr ernst genommen wird, wenn sich Islamisten dagegenstemmen.“

Erfreuliche Unterstützung

Nuhr erhält erfreuliche Unterstützung durch sein Publikum und viele Bürger. Er behält seine Bühne. Viele seiner Kabarettisten-Kollegen aber schweigen. Doch er will auch nicht zum Guru einer teils fanatischen Anti-Islamisten-Szene werden. Er steht vor der Herausforderung, den Spielraum der Satire, des Sagbaren mutig und klug auszuloten.

Der Kabarettist Volker Pispers landete mit einem Sketch „Chez Henri“ vor Jahren einmal einen Volltreffer, mit dem er die Verlogenheit eines grün-linken Multikulti-Milieus gekonnt aufspießte. Der Beifall wurde Pispers suspekt, er nahm den Sketch aus dem Programm. Der Liedermacher Reinhard Mey verulkte einst das 68er-Mädchen „Annabelle“. In die Schublade eines Anti-Linken geschoben zu werden, war ihm später zuwider. Mit einem Lied „Der Biker“ wollte er das Bild korrigieren, indem es heißt: „Kein Wort mehr über mehr oder wen’ger gescheite Sprüche, über Beifall von der falschen Seite“. Hoffentlich verstummt Dieter Nuhr nicht.

JF 45/14

Der Kabarettist Dieter Nuhr: Kampagne gegen den Mann der leisen Töne Foto: picture alliance / dpa
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