Der Marxismus ist vorbei, die Linke in den USA und Europa hat sich längst von ihm verabschiedet und ist in andere Gefilde abgedriftet. Dennoch spukt das kommunistische Gespenst noch immer unter Konservativen herum. Doch das alte Feindbild hilft kaum weiter, um die heutigen Realitäten zu beschreiben. Ein Essay von Paul Gottfried.
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Und die rechten Ideologien? Die sind diesem selben Truglicht ausgesetzt, der alles was in ihm scheint, verzerrt. Worte wie ‚Vaterland‘ sollte man besser nicht mehr verwenden, sie sind nur noch klirrende Fahnen. Was wie ein Totgeschwiegenwerden aussieht, könnte der stille Anfang einer Besinnung sein, die sich nicht mehr foppen läßt. Das heißt zunächst, – mit Nietzsche – , Kamel sein, viel ertragen lernen, vieles wieder- und wiederkäuen. Dann wird man Löwe, und, wieder nach langer Zeit, letztendlich Kind.
Wer kann sich dem Zauber solcher Bilder entziehen?
Für alle linke Ideologien trifft zu: „Die Werte der Schwachen sind obenan, weil die Starken sie übernommen haben, um damit zu leiten.“ (Nietzsche WzM 617)
Diese ‚Starken‘ sind der eigentliche (intellekuelle) Pöbel. Schon in den 60-ern haben die Soziologen mit ihrem Gott, die ‚Gesellschaft‘, den öffentlichen Raum in Besitz genommen. Dann hat der Dekonstruktivismus alle ideologische Unterschiede und Dialektik verwässert. Jeder Wahrheitsanspruch wird im voraus aufgegeben. Die starken Slechtweggekommenen riechen die Gelegenheit, um das eigene Idiotikon aufzuzwingen, getrieben durch Erlebnis und Widerwille. Die Konzerne spüren die Macht der Bilder und die Gelegenheit sich zu tarnen. (Dabei hat sich die Ausbeutung, verglichen mit der Kolonialzeit, verzehnfacht. Man braucht nicht mehr die Sklaven selbst zu halten. Alles geht glatt vom Büro in London etc.)
Die Täter werden Opfer, und umgekehrt, Kommunismus = Kapitalismus. ALLE Gegensätze sind schon verzerrt in einem (un)wesentlich diffusen Licht. Ich finde keine Spur von Logos mehr. Keine Ideologie, eher schwarze Magie. Schwarze Löcher, die, unbehelligt vom Staat, – dem „Schuppenthier“ – , ihr Wesen treiben.
-Danke, Herr Gottfried
In der Anfangsphase der Sowjetunion (zwischen 1918 und Anfang der 30er Jahre) versuchten sie diese Familienzerstörung durchzusetzen: Scheidung und Abtreibung wurde legalisiert, statt Familienwohnungen gab es „Kommunen-Häuser“ mit „freier Liebe“, die Kindererziehung war kollektiviert, Frauen arbeiteten ebenso wie die Männer. Als die so aufgezogenen Kinder Jugendliche wurden, erwiesen sie sich aber als demaßen asozial bzw. antisozial, daß das Experiment abgebrochen und alles rückgängig gemacht wurde: Den Eltern wurde wieder die Verantwortung für die Erziehung ihrer Kinder (denen Askese als vorbildliche Haltung nahegebracht wurde) übergeben, Scheidung und Abtreibung wurden erschwert, in den Schulen wurde die „Selbstverwaltung der Kinder“ zugunsten der zuvor als „autoritäre Schulform“ beschimpften wieder abgeschafft.
Leider konnte Wilhelm Reich später in Deutschland die 68er glauben machen, Kriege, Ausbeutung des Proletariats und Faschismus seien die Folge „unterdrückter Sexualität“ und die „sexuelle Befreiung/Revolution“ das Mittel der Wahl. Die Folge waren u.a. auch das Schönreden des sexuellen Mißbrauchs von Kindern, siehe dazu auch das Video „Kentler-Gate“) .
Frage an den Autor: Was soll denn „links“ sein, wenn nicht eine Ideologie, die auf Marxismus beruht? Na klar haben die Marxisten/Kommunisten genau das getan, was jetzt die Woken tun: die Gechlechtsunterschiede (zumindest zum Teil) geleugnet! Schauen Sie sich doch die „Ameisen“ in fast völlig gleicher Arbeitskleidung an! Schauen Sie doch die DDR-Werbebilder an, auf denen Frauen in der Maschinenproduktion arbeiten, während ihre Babys in Krippen zum Kollektiv genormt werden! Marx und Engels interpretierten die Unterdrückung der Frau durch den Mann in der „Einzel-Ehe“ als Abbild des Klassenkampfes. Ihr Ziel war es, die Familie abzuschaffen, um die gleichartige Eingliederung von Mann und Frau in den Arbeitsprozeß und die „Lufthoheit über den Kinderbetten“ zu erreichen.
Auch ihr Haß auf das Christentum speiste ihren Zerstörungswillen: „Das Geheimnis der Heiligen Familie ist die irdische Familie. Um erstere zum Verschwinden zu bringen, muß letztere theoretisch und praktisch vernichtet werden.“ (Marx-Engels-Ges.Ausgb. Bd 3, S.6. zitiert nach G. Kuby „Globale Sexuelle Revolution“2014 5. Aufl., 465 S.)
Blicken Sie zurück in die Frühphase der Sowjetunion, als die Zerstörung der Familie
Auch nicht falsch!
Aber mit dem Christentum wäre ich auch vorsichtig! Die beiden großen deutschen Amtskirchen sind die größten Arbeitgeber Deutschlands! Und womit verdienen sie Ihr Geld? Mit autgesourcter Familienarbeit (Pflege, Kindergärten, teilweise Betreuung,Grabpflege für die Bevölkerung die wegen Arbeit keine Zeit gehört auch dazu, Sozialberatung teilweise mit Familienzerstörung, denn die dortigen Mitabeiter sind nicht selten radikale Feministinnen, Frauenhäuser, auch so ein Part, der zu erheblichen Anteilen Familienkonflikte zu asymetrischen Kriegen zu der Lasten der Kinder macht usw.. Auf den bis zur Erschöpfung arbeitenden Positionen sind sehr oft Frauen und zu einem miserablen Lohn um die bezahlte Nächstenliebe zum Geschäft zu machen!
Seit Jahren ist mein Hauptargument gegen den Feminismus, welcher die Frauen “ aus dem Joch der Ehe“ befreien will, diese zum großen Teil ins Joch der Lohnarbeit verbrachte, wobei Engels einiges dazu sagte, was radiakale Feministinnen auch aufnehmen. Von Che dem Säulenheiligen des kämpfenden Kommunismus ist sein Schwulenhass beaknnt. Das einzige was die woken und andere Kämpfre so eint sind die totalitären Methoden und die Intoleranz des Marxismus! Dieser Artikel ist sehr wertvoll und wer beobachten kann, wie in Gymanasien die Schüler von Montag bis Donnerstag mit Papas SUV und Porsche (wobei ich die Autos gut finde) anreisen und dann am Freitag die Schule fürs Klima schwänzen, der fragt sich ob die Lehrerschaft blind ist, pädagogisch nicht geeignet oder halt auch einfach nur opportunistisch….
Der marxistischen Ideologie liegt zugrunde, dass die Welt eingeteilt wird in „Unterdrücker“ und „Unterdrückte“. Insofern ist die Woke-Ideologie eine direkte Fortsetzung davon, nur auf andere Gesellschaftsbereiche übertragen. Sie denkt zudem, genau wie der Marxismus, kollektivistisch, das Invididuum wird also zugunsten von Gruppenzugehörigkeit (weiß, männlich, Patriarchat, Cis Gender….) ausgeblendet. Stephen Hicks hat in seinem Buch „Explaining Postmodernism“ sehr gut aufgezeigt, wie der Marxismus als Grundideologie niemals verschwunden ist. Leider gibt es das Buch meines Wissens noch nicht in einer deutschen Übersetzung.
Was Osteuropa und die dortigen Kommunisten betrifft, so handelt es sich hierbei tatsächlich noch um Kommunisten vom „alten“ Schlage, die sich zwar den Woken Anschauungen verwehren, aber nichtsdestrotrotz antiindividualistisch und marxistisch denken. Die orthodoxe Kirche in Russland ist durch diese altkommunistischen Bestrebungen komplett unterwandert und auf Leitlinie gebracht. In Rumänien ist es ähnlich, viele Altkommunisten sitzen noch immer im Parlament. Woke ist letzlich nichts anderes als Marxismus „up to date“ auf die heutige komplexere Welt übertragen.
“ Die orthodoxe Kirche in Russland ist durch diese altkommunistischen Bestrebungen komplett unterwandert und auf Leitlinie gebracht“
Sehr interessant … Die orthodoxe Kirche in Rußland, nach 60 Jahren bolschewistischer Unterdrückung, konnte ich bisher nicht verorten.
„Insofern ist die Woke-Ideologie eine direkte Fortsetzung davon, nur auf andere Gesellschaftsbereiche übertragen“
Klar. Die Woke-Ideologie ist die moderne Ausprägung der Linken Weltanschauung.
Der Marxismus ist auch eine Ausprägung der Linken Weltanschauung und der veraltete Vorläufer der Woke-Ideologie (es bestehen noch Reste von trotzigen Alt-Kommunisten).
Die Linke Weltanschauung an sich ist ewig.
Sie besteht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Linke wird es immer geben, und immer zeitgemäß. Die Linke Weltanschauung ist nämlich eine Geburt aus dem Geiste der Mißgunst. Die Mißgunst besteht schon seit Adam und Eva („Kain stach seinen Bruder Abel mit der Gabel in den Nabel“).
Die Mißgunst ist ewig, und damit die Linke Weltanschauung.
Was dem Marxismus der Proletarierallerländer, das ist den Woken die Allerandgruppen der Ganzen Menschheit.
Weiße gehören zur Ganzen Menschheit aber nicht dazu, denn Weiße sind privilegiert.
Da fällt mir noch was ein …
Warum sind alle Weißen privilegiert? Weil es unter den Weißen keine Proletarier mehr gibt. Darum müssen die Randgruppen (auch der Globale Süden ist eine Randgruppe) den Proletarier ersetzen.
Warum gibt es unter den Weißen keine Proletarier mehr?
Das hat die SPD gemacht … äh … der Sozialstaat. Und die Gewerkschaftsmacht.
Wohlstand für alle, das ist gelungen. Und nachdem es gelungen war, fielen die Linken in ein tiefes Loch.
Aber die Menschheit wächst weiter. In Europa nicht mehr, aber anderswo. Neue Proletarier. „Glück gehabt“, seufzen die Linken.
Natürlich war (oder ist) der Kommunismus eine spezifische Ausprägung, so wie der Nationalsozialismus auch. Nichtsdestoweniger sind die grundsätzlichen Gemeinsamkeiten da.
Wie Horrex bereits schrieb, geht es um Gleichmacherei. Denn allen diesen Ausprägungen mit ihrer jeweiligen ideologischen Verbrämung liegt doch dieselbe Intention zugrunde: Die – aus Faulheit oder Dummheit – Minderleister wollen sich mithilfe staatlicher Gewalt anstrengungslos dessen bemächtigen, was die Fleißigen und Klugen aufgebaut haben.
Und daran scheitert eben unsere nicht mehr auf echter Allgemeinbildung fußende Massendemokratie, weil erstere letztere zahlenmäßig mit der Zeit infolge überbordenden Sozialstaats und Masseneinwanderung unweigerlich übertreffen.
Einspruch, es ist schon Faulheit, aber nicht Gleichmacherei, denn die Faulheit ist die derer, die glauben ein KSW Studium berechtigt zu mehr, oder die sich berufen fühlen, als Sozialpädagogen den wirklich Armen die Veranwortung abzunehmen und von den staatlichen Sozialprogrammen dabei wesentlich mehr profitieren, als die, die von Stütze leben. Sie brauchen Stütze Empfänger, deswegen holen sie auch die Analphbeten aus aller Welt und vergrößern so das Herr der Bedürftigen, über die dann die Garde der tatsächlich Faulen in Unis, Parlamenten, Sozialhlferstellen usw. trefflich diskutieren kann. Diese Typen sind es auch, die die Militarisierung der woken Gesellschaft über Denunziantentum und Kampf gegen Rechts fördern. Arm sind sie meistens nicht, man trifft sie auch in Dikotheken, auf Fernreisen, in Soros Fakultäten usw.
Bloß weil der „alte Sozialismus“ angeblich rational war (was er nicht war, denn er glaubte daran, den Menschen ändern zu können.) und die Woken offensichtlich auch noch den letzte Rest Rationalität über Bord werfen, sind die Ziele gleich: Überwindung aller hergebrachten Ordnungen und Vorstellungen, Schaffung einer neuen uniformen (angeblich diversen) Gesellschaftsordnung, in der Freiheit und Privateigentum dem Kollektiv und der zu erreichenden Ziele des Kollektivs zu weichen haben. Dasselbe mit neuem Etikett! Der Aufsatz überzeugt nur an zwei Stellen. 1. die Analyse, daß die Konservativen (wie immer) auf verlorenem Posten stehen. 2. Die Beschreibungen der Feindlage kommen bei den Menschen nicht mehr an. Das Problem liegt für mich woanders: Für das Gros ist die Freiheit des Individuums eher zu einer angstbehafteten Herausforderung geworden, der man sich nicht stellen möchte.
„Für das Gros ist die Freiheit des Individuums eher zu einer angstbehafteten Herausforderung geworden, der man sich nicht stellen möchte.“
Ja, so beschreibe auch ich die heute obwaltende mentale Disposition der Hierlebenden.
Der Untertanengeist ist wieder so stark, man könnte meinen, er sei schon wieder so stark wie vor 300 Jahren, und die Aufklärung hätte es nie gegeben.
Aber die besagten 300 Jahre hatten ja auch allzeit ihre Jakobiner …
„Den Kommunismus müßten diese Leute [die Reichen] fürchten, vor der Scheinbedrohung eines „woken“ Sozialismus brauchen sie keine Angst zu haben.“
Was dann die Frage aufwirft, ob diese ganze Bewegung nicht vielleicht von den Besitzenden in ihrem eigenen Interesse organisiert wurde? Um von sozialen Fragen (und Schieflagen) abzulenken?
„vielleicht von den Besitzenden in ihrem eigenen Interesse organisiert wurde“
Es gibt ja ein neues (modernes) „Bündnis von Thron und Altar“. Altar ist nicht mehr das das abendländische Christentum sondern die Linke Weltanschauung.
Eine Frage, die ich bisher nicht zu entscheiden vermag:
Haben die Besitzenden die Linke Weltanschschauung vereinnahmt (gekauft) oder haben die LInken die Besitzenden (nicht alle, aber mehr und mehr von diesen) über den Tisch gezogen, so daß sie sich sagten: „If you can’t beat them, join them“? Beides erscheint mir vorstellbar.
Einträchtig pilgern sie (nicht alle, aber viele) nach Davos.
Schon Marx glaubte an den Internationalismus (Proletarier a l l e r Länder), Die Kapitalisten glauben heute an den Globalismus.
Ist nicht so ganz weit auseinander.
Richtig, auch hier ist sozusagen
„Henne oder Ei“ die zentrale Frage!
Leider ignoriert der Autor des Beitrags weitestgehend, dass in dem häufig ausgesprochen militanten Gedankengut der woken Community die „Gleichmacherei“ (Nicht-Differenzierung) neben dem Anspruch auf „Allein-selig-Machung“ und Militanz Grundtendenzen sind die kaum weg diskutiert werden können, die auch dem Marxismus zu eigen sind. –
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Eine Büste von Karl Marx Foto: Jacqueline Weber – stock.adobe.com