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Krieg in der Ukraine: Für die Vereinigten Staaten läuft es wie geschmiert

Krieg in der Ukraine: Für die Vereinigten Staaten läuft es wie geschmiert

Krieg in der Ukraine: Für die Vereinigten Staaten läuft es wie geschmiert

Die Enthüllungen der Journalismus-Legende Seymour Hersh haben in weiten Kreisen eher für Ablehnung statt für Begeisterung gesorgt – doch was ist dran an dem Bericht, laut dem die Vereinigten Staaten für die Sprengung der Nord-Stream-Pipeline verantwortlich waren?
Die Enthüllungen der Journalismus-Legende Seymour Hersh haben in weiten Kreisen eher für Ablehnung statt für Begeisterung gesorgt – doch was ist dran an dem Bericht, laut dem die Vereinigten Staaten für die Sprengung der Nord-Stream-Pipeline verantwortlich waren?
Die Enthüllungen der Journalismus-Legende Seymour Hersh haben in weiten Kreisen eher für Ablehnung statt für Begeisterung gesorgt – doch was ist dran an dem Bericht, laut dem die Vereinigten Staaten für die Sprengung der Nord-Stream-Pipeline verantwortlich waren? Grafik: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Uncredited
Krieg in der Ukraine
 

Für die Vereinigten Staaten läuft es wie geschmiert

Die Enthüllungen der Journalismus-Legende Seymour Hersh haben in weiten Kreisen eher für Ablehnung statt für Begeisterung gesorgt. Doch was ist dran an dem Bericht, laut dem die Vereinigten Staaten für die Sprengung der Nord-Stream-Pipeline verantwortlich waren?
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Der detaillierte Bericht des Enthüllungsjournalisten Seymour Hersh sorgt noch immer für mächtig Wirbel: Waren es also tatsächlich die Amerikaner, die am 26. September des vergangenen Jahres drei der vier Nordstream-Pipelines vor Bornholm in die Luft jagten? Der Anschlag auf die deutsche Infrastruktur verlangt dringend Aufklärung, schließlich könnten die Leitungen den Jahresbedarf Deutschlands mit 110 Milliarden Kubikmetern billigen nordsibirischen Gases plus der Nachbarländer Tschechien, Österreich und der Schweiz locker decken.

Die vom Investigativjournalisten nach dem Prinzip „cui bono“ vorgelegte Beschreibung der Tat, nämlich die US-Urheberschaft mitsamt norwegischer Komplizenschaft, ist jedenfalls überzeugend dargestellt. Mit einem kleinen, aber feinen Manko: Wie immer in seinen Enthüllungsgeschichten, vom Massaker in My Lai von 1969 bis zu den Folterungen im Abu-Ghuraib-Gefängnis von 2004, nennt er seine Primärquelle nicht. Was nichts daran änderte, daß seine Recherchen trotzdem stimmten.

Die Medien polterten, die Regierung schwieg

Doch während Hersh einst als gefeierter Starjournalist galt und mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde, griffen nun die üblichen Mechanismen. Sein Wikipedia-Eintrag änderte sich mit jeder Stunde weiter zu seinen Ungunsten, das Wörtchen „umstritten“ darf schließlich nicht fehlen. Auch der Spiegel, die FAZ oder die taz als Zentralorgan des ungedienten grün-roten Bellizismus versuchten den 85jährigen sofort zu diskreditieren.

Lage der Lecks an der Nord-Stream-Pipeline
Lage der Lecks an der Nord-Stream-Pipeline Grafik: picture alliance/dpa/dpa Grafik | dpa-infografik GmbH

Wie aber reagiert die Bundesregierung, die seit Monaten in dieser Angelegenheit schweigt? Wir erinnern uns: Auch Tage nach den Explosionen fand sich auf den Seiten des Auswärtigen Amts oder des Wirtschaftsministeriums keine einzige Pressemitteilung zu Nordstream, keine Handlungserklärung, keine Verurteilung des terroristischen Angriffs auf die deutsche Infrastruktur, gar nichts.

Mit dem „Staatswohl“ mauern

Aufschlußreich war auch die lapidare Reaktion der Bundesregierung im Dezember 2022 auf eine detaillierte Anfrage der Linkspartei. Die wollte wissen, ob Ergebnisse aus Überwachungs- und Geheimdienstquellen vorliegen würden, die auf die Urheber des Anschlags hinweisen könnten. „Die Bundesregierung ist nach sorgfältiger Abwägung zu der Auffassung gelangt, daß die Beantwortung der Fragen aus Gründen des Staatswohls nicht erfolgen kann“, hieß es damals aus dem Wirtschaftsministerium.

Auch jetzt gibt man sich schmallippig: Der Bundesregierung lägen keine Erkenntnisse vor, die die Behauptungen des Artikels stützen würden. Man wolle die Untersuchungen des Generalbundesanwalts abwarten. Aufklärung sieht anders aus.

Die Vereinigten Staaten kündigten Nord-Stream-Aus an

Laut Hersh waren die Planungen für den Anschlag bereits im Herbst 2021 angelaufen. Am 7. Februar 2022 drohte US-Präsident Biden öffentlich: „Wenn Putin angreift, gibt es kein Nordstream 2 mehr. Wir werden das zu einem Ende bringen.“ Staatssekretärin Victoria Nuland sekundierte: „Falls Rußland in die Ukraine einmarschiert, wird Nordstream 2 nicht in Betrieb gehen“.

Dem Hersh-Bericht zufolge plante die US-Regierung, Deutschland die Gasversorgung abzuschneiden und damit die Energieabhängigkeit von Rußland zu beenden, um den Wackelkandidaten Olaf Scholz ins US-ukrainische Bündnis mit deutschen Waffen- und Finanzhilfen zu zwingen. Sie verwarfen weitere Wirtschaftssanktionen, sondern wollten eine Explosion.

Hersh legt detaillierten Plan der Sprengung vor

Da ein terroristischer Akt gegen fremdes Eigentum in internationalen Gewässern ein völkerrechtlicher Kriegsgrund ist, mußte alles verdeckt ablaufen. So hätten die Vereinigten Staaten eine ihrer U-Bootbasen in Norwegen genutzt, um im Rahmen eines Routinemanövers in der Ostsee namens „Baltops 22“ im Sommer 2022 diskret von Marinekampftauchern, Explosivstoffe an den Pipelines anzubringen. Sie wurden drei Monate später durch eine von einem norwegischen Marineflieger abgeworfene Sonarboje ausgelöst.

Aufbau eines Rohres der Nord-Stream–Pipeline
Aufbau eines Rohres der Nord-Stream–Pipeline Grafik: picture alliance/dpa/dpa Grafik | dpa-infografik GmbH

Das norwegische Interesse ist insofern evident, als einmal die militärischen Beziehungen zu den USA in der Arktis und in Lappland sehr innig und vertrauensvoll sind. Zudem wurde gerade die neue Baltic Gas Pipeline fertiggestellt, die norwegisches Nordseegas über Dänemark nach Hinterpommern bringt.

Das „lend and lease“-Prinzip der Vereinigten Staaten

Für die Vereinigten Staaten wiederum läuft es neben der neuen Abhängigkeit Deutschlands und Ostmitteleuropas vom teuren US-Fracking-Gas auch an der Waffenfront wie geschmiert. Wie im Zweiten Weltkrieg praktizieren sie „lend and lease“. Jede „Militärhilfe“ muß vom Empfänger bis auf den letzten Cent bezahlt werden.

Da die Ukraine aber kriegsbedingt pleite ist, nutzt sie die EU-Finanzhilfen in Höhe von bisher 35 Milliarden Euro, um hauptsächlich US-Kriegsgerät, Munition und Ersatzteile einzukaufen. Natürlich fielen da auch Provisionen für die üblichen Mittelsmänner unter den ukrainischen Vizeministern und Gouverneuren ab, die Selenskyj gerade austauschen ließ.

Die Ukrainer sind für Washington nützliches Kanonenfutter

Eigentlich sollte man meinen, wer zahlt, schafft an. Bei der EU ist es jedoch umgekehrt. Sie zahlt mit hohen Steuergeldern und Energierechnungen, während die US-Rüstungs- und Energieindustrie Rekordumsätze macht. Die tapferen Ukrainer erhalten von Washington als nützliches Kanonenfutter zuviel zum Sterben und zuwenig zum Leben.

Kein Mensch kann ernstlich glauben, daß beispielsweise mit zwei Panzerbataillonen die Festung Sewastopol auf der Krim erobert werden kann, an der sich schon 1853 bis 1856 die Briten und Franzosen sowie 1941/42 die Wehrmacht und Rumänen die Zähne ausgebissen haben.

Die Amerikaner haben Zeit

So kann aus Sicht der Vereinigten Staaten der Abnutzungskrieg in der Ostukraine auf Kosten der Ukrainer, Russen und Europäer noch jahrelang weitergehen. Während sich die EU-Kommission moralisch daran ergötzt, Putin vor ein Kriegsverbrechertribunal bringen zu wollen – zwar verdient, doch nicht gerade zielführend für den dringend nötigen Verhandlungsfrieden –, bringen diese weiter sinnlose Menschenopfer um wenige Kilometer völlig verwüsteter Landstriche, ganz im Stil der Stellungskriege vor Ypern und Verdun.

Bis eines Tages die US-Strategen in der Realität aufwachen und merken, daß sie das ausgeblutete Rußland als Rohstoffkolonie in die Arme ihres Erzrivalen Chinas getrieben haben. Es wäre nicht ihre erste strategische Fehlleistung, die anfangs taktisch und zynisch sehr clever ausgesehen hatte.

JF 08/23

Die Enthüllungen der Journalismus-Legende Seymour Hersh haben in weiten Kreisen eher für Ablehnung statt für Begeisterung gesorgt – doch was ist dran an dem Bericht, laut dem die Vereinigten Staaten für die Sprengung der Nord-Stream-Pipeline verantwortlich waren? Grafik: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Uncredited
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