Kiew erlebte zwischen 1917 und 1920 vierzehn Machtwechsel. Für die meisten Protagonisten des ukrainischen Dramas nahm das Rendezvous mit der Weltgeschichte kein gutes Ende.
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Danke, lieber Ernu Wieder, für Ihre kundigen Ausführungen. Dass die ostslawischen Stämme nicht über einen Kamm geschoren werden dürfen, wurde mir durch meinem Vater eingebleut, der 1942 als 20 jähriger auf dem Weg nach Stalingrad war und wie durch ein Wunder vorschont wurde. Vater sprach immer mit Bedacht von „den Ukrainern“, es fiel bei ihm aber auch kein schlechtes Wort über „die Russen“. Die ostslawischen Völker finden schon ihre eigenen Wege im Mit- und Nebeneinander, da bin ich zuversichtlich, aber die Voraussetzung dafür ist, dass kultur- und raumfremde Mächte sich heraushalten – also Ami und EU go home…
„Dabei lehrt Videliers Methode, Vergangenheit multiperspektivisch und im biographischen Detail zu vergegenwärtigen, Geschichte in ihrer Vielschichtigkeit zu begreifen. Eine Kunst, die man auch in der Beurteilung des aktuellen russisch-ukrainischen Krieges beherrschen sollte.“ Komplexe Phänomene in ihrer Vielschichtigkeit zu begreifen ist immer eine gute Sache. Was soll sich aber daraus für die aktuelle deutsche und westliche Politik ergeben? Als mitteleuropäische Nachbarn der Ukraine können wir nicht in philosophischer Ruhe vom Gartenzaun aus den russisch-ukrainischen Konflikt betrachten, in dem das Lebensrecht von Volk und Staat der Ukraine von dem Imperialisten Putin bestritten wird. Hier ist die Frage, welche Interessen wir haben und wie die Machtverhältnisse sind. Ich möchte mich nicht ständig wiederholen, doch soviel steht fest: Wir sind ein Teil des Westens, die USA sind unsere bei weitem wichtigsten Verbündeten, die Unabhängigkeit der Ukraine ist für uns als Mitteleuropäer nicht verhandelbar, die Ukraine hat das Glück, daß nicht nur unsichere kantonisten wie D und F auf ihrer Seite stehen, sondern die USA und der ganze angloamerikanische Verbund zuverlässig Hilfe leisten.
Lieber Fritz, Sie können die atlantische Dogmatik, der Sie felsenfest anhängen, noch so oft wiederholen – wahrer wird sie dadurch nicht. Sie steht nämlich auf tönernen Füßen. Wer das nicht sieht, hat entweder ein Wahrnehmungsdefizit oder aber er ist einfach unsterblich verliebt in die Nach-Weltkriegs-Ordnung in ihrer Fassung von 1989/1991/2002. Sie, werter Fritz, gehen vom absoluten damaligen Triumph des Westens aus, den Sie auf unendlich verlängern wollen. Aber die Geschichte geht weiter. Der Westen kann nur noch mühsam seine ohnehin schon angeschlagene Stellung halten. Die Türkei, Saudi-Arabien, die Emirate, Ägypten, Indien, Indochina, Indonesien, dazu halb Afrika und drei viertel von Südamerika rücken langsam aber sicher von den Yankees ab. Wann verlassen wir endlich das im Atlantik versinkende Schiff?
Ein wirklich überflüssiger Artikel ohne historischen Wert! Es war damals Krieg, sowohl 1.WK wie auch Bürgerkrieg, da sind Machtwechsel an der Tagesordnung. Da ist schon eher interessant, dass der Hauptbahnhof von Stalingrad in 3 Tagen 17 Mal wechselseitig erobert wurde. Die erwähnten Personen sind geschichtlich bedeutungslos, bis auf Trotzki.
Ziel der Geschichte ist wohl nur zu suggerieren, dass der böse Russe schon immer den freiheitsliebenden guten Ukrainer bekämpfen wollte, schon mit der Überschrift!
Man sollte damit beginnen zu verstehen, dass Russen und Ukrainer aus einem Stamm hervorgingen, und die ukr. Sprache ein Dialekt des Russischen ist, je weiter östlich desto ähnlicher dem Russischen. Und der Riss in der Gesellschaft mitten durch die Ukraine ging (2014), östlich prorussisch, weslich prowestlich, 50 zu 50. Eine Ausnahme bildet der westliche Zipfel um Lemberg, wo katholische Ukr. seit Generationen Hass auf alles Östliche pflegen. Dieser Hass wurde von den USA für den Putsch und die Entwicklung danach ausgenutzt.
Das sind die wahren Wurzeln des Konflikts. Ukrainisch, nicht russisch – ukrainisch!
Letztendlich muß man es aber den Ukrainern selbst überlassen zu beurteilen, wie russisch oder nichtrussisch sie sich fühlen.
Es steht weder Russen, noch Deutschen, noch Amerikanern an, über das ukrainische Nationalsbewußtsein fremdzubestimmen.
Daß die Ukrainer keine einheitliche Haltung haben, sondern von West nach Ost fließende Übergänge im Land vorhanden sind, macht die Sache kompliziert, klar.
Stichwort „böse Russen“:
Pikant ist, daß die Fragwürdigkeit der einstigen russisch-amerikanischen Konsens-Erzählung vom bösen (historischen) Deutschen nun durch die gegenwärtigen Ereignisse wieder aufgeworfen wird.
Immerhin waren es die Mittelmächte vor und im Ersten Weltkrieg – insbesondere die Donaumonarchie – gewesen, die der ukrainischen Nation Geburtshilfe leisteten, und unter deren Fittichen es den Ukrainern nicht allzu schlecht gegangen war.
Aber damals wollten die Amerikaner nichts von einer unabhängigen Ukraine wissen. Sie kämpften mit aller Macht darum, die Ukraine dem Machtbereich Moskaus zu unterstellen.
Allerdings überfordert diese Komplexität und Ambiguität der Geschichte die grün-woken Schlichtgemüter, die die deutsche Vergangenheitsbewältigung gern simpel haben.
“ Dieser Hass wurde von den USA für den Putsch und die Entwicklung danach ausgenutzt.“
Da kommt mir gerade ein Gedanke: Vielleicht gibt es in Wirklichkeit garkein Ukrainsches Volk sondern ein Westukrainisches Volk und ein Ostukrainisches Volk (welches vom Russischen Volk nicht wirklich zu unterscheiden ist), die sich leider ein völkerrechtliches „Gebiet“ teilen müssen.
Und da fällt mir der Sudan ein. Was gab es auf dem völkerrechtlichen „Gebiet“ des Sudan jahrendelang für schreckliche Kriege. Seit es Nordsudan und Südsudan gibt, höre ich (subjektiver Eindruck) nicht mehr viel von Krieg.
Vielleicht gäbe es Krieg zwischen Holländern (Niederländer nennen sie sich) und Deutschen wenn es ein völkerrechtliches „Gebiet“ gäbe, das die völkerrechtlichen „Gebiete“ Niederlande und Deutschland umfasst.
Die Niederländer gehörten als Deutsche zum Deutschen Reich. Dann meinten sie: „Wir Niederländer sind am mächtigsten allein“. Sie wurden fromme Calvinisten und schieden aus den Reich aus. Dabei entstand ein neues „Gebiet“. Bei so einem Entstehen gibt es meistens Krieg. Dazu ist es in diesem Fall nicht gekommen.
Und der Film „Der Rosenkrieg“ fällt mir noch ein.
Das kommt der Wirklichkeit ziemlich nahe!
Man kann das Verhältnis zwischen den katholischen Galizier (Lemberg) und die orthodoxen Donbasser mit dem Verhältnis zwischen den katholischen Kroaten und orthodoxen Serben vergleichen. Kroaten und Galizier waren immer auf Deutschland Seite, Serben und Donbasser auf Russischer. Tito konnte Jugoslawien einen, nun wissen wir, dass die 2 Staaten-Lösung besser ist. Galizier und Donbasser sind sich genau so nicht grün, halten sich aber beide für Ukrainer. Und der Westen weiß es nicht, bzw. will es nicht wissen.
In der Mitte dazwischen leben viele Ukrainer, die es mal lieber mit den Russen haben oder glauben, mit Anbiederung an den Westen Übermorgen deutsches Niveau hätten. Man war dort ziemlich zerrissen, nun eher prowestlich, da Russlandhass die wichtigste Politiklinie Kiews seit 8 Jahre ist. Und viele nach Russland gezogen sind.
Galizien war vor dem Krieg polnisch und Polen will es zurück, es könnte sein dass in der Mitte eine Rumpfukraine bleibt und jeder seinen Platz bekommt… So wie es war wird es nicht mehr, die Krimer haben es hinter sich.
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Rote Armee in Kiew Juni 1920
Foto: picture-alliance / akg-images | akg-images