Kraken, blutrote Hände und einfache Parolen. Die postkoloniale Linke zeigt vermehrt ihren Antisemitismus. Doch daran ist nichts plötzlich, es hat Tradition. Ein Kommentar von Regina Bärthel.
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Der Artikel faßt den Sachverhalt gut zusammen. Schaut man hier in einige Kommentare der üblichen Verdächtigen, so zeigt sich mal wieder eins. Die sog. Hufeisentheorie ist offensichtlich nicht so ganz falsch, insbesondere, wenn es um Israel und Juden überhaupt geht.
Aha, wer bestimmt was Sakrosankt ist? Nun, die „üblichen Verdächtigen“ (sind wir also wieder so weit?) sind es jedenfalls nicht. Wer dann? Sie? Und da frag ich mich doch glatt: Wie fühlt man sich dort oben eigentlich? Ist man einsam? Ist es kalt? Oder wird der Altruismus in Dauerschleife abgefeiert? Unglaublich, die eigene Meinung wird einem abermals zum Verhängnis. Alles kommt wieder, und wieder, und wieder, und wieder………
Ich bin mit Ihnen einverstanden, Holger, auch wenn ich Thrasistomus zubillige, dass er dieses wachsame „systemische“ Auge und diese hypersensible Wahrnehmungsfähigkeit hat. Wir leben nun mal im westlichen Territorialverband, und hier braucht es die aufmerksamen Wächter des „guten“ bzw. angemessenen Stils. Selbst wenn die Wächter manchmal übertreiben in ihrer Wachsamkeit – sie erfüllen eben doch die strategische Notwendigkeit, das System abzudichten. In einem anderen System würden Sie, Holger, und ich diese Wächterfunktion ausüben ….
Und ich, Johanna, bin im Grunde ebenso bei Ihnen. Wenn T. aber von der Hufeisentheorie spricht, dann gleitet die „Wächterfunktion“ aber eben auch sehr schnell in den Elitismus ab. Und die Macht, sowohl im wörtlichen Sinne, als auch die Macht über das gesprochene und geschriebene Wort, gehört keinesfalls allein in die Hände einer auserwählten Gruppe von Menschen. Vor allem dann nicht, wenn diese Menschen sich selbst dazu berufen, die Elite zu sein, und eine gegenteilige Meinung mit „den üblichen Verdächtigen“ kommentiert wird. Das ist keine Wächterfunktion im positiven Sinne, das sind dann Ansätze von Rede- und Denkveboten. Und deswegen fragte ich auch: „Sind wir also wieder soweit?“.
Obwohl ich ein verschworener Nicht-Linker bin, will ich hier doch zu bedenken geben, daß sich Israel hier einen Anlaß gegeben hat, entsprechend hart gegen Palästina zuzuschlagen. Keiner kann mir glaubhaft machen, daß der MOSSAD (ausgerechnet vor dessen Haustür!) nicht wußte, was sich da anbahnt. Da hat man sich das Pearl Harbour zum Vorbild gesetzt, nicht wenige Eigene geopfert (z.B. Verlegung einer Feier weiter nach vorne an die „Front“), um vor der Welt als das Opfer Hamas’scher Gewalt dazustehen. Wir haben in der Vergangenheit immer wieder gesehen, wie Israel die Palästinenser provozierte, so daß dieser Schritt durch die Hamas irgendwann kommen mußte. Und dann darf nicht vergessen werden, daß Israel eng mit den USA (dem Waffen-Exporteur Nr. 1 in der Welt !) verbandelt ist. Gewalt zeugt immer von einem großen Mangel an dem, was Menschen kennzeichnet: Geist und Gewissen …. beides ist in diesem Konflikt nich vorhanden. Wie auch? Schließlich ist es ein Konflikt, den die Leute provozieren.
Sie drücken es noch deutlicher aus, verehrter Faustus, als ich es für opportun halte zu sagen. Sie fechten mit dem Schwert oder Säbel, ich leider nur mit dem Florett.
Der gute infaustumveritas kämpft mit überzeugenden Argumenten, der braucht keinerlei Waffen. Scharfsinn ist seine Waffe.
💪💪💪
Ja das auch, aber eher das hier🧠, und das🫀. Mit besten Grüßen Holger😉
Warum soll Kritik an Menschenrechtverletzungen die ggf. auch Kriegsverbrechen sind antisemitisch sein ?
Tja, das begreife in der Tat, wer will. Die einzige Erklärung wäre, dass wir hier im Westen wohl im Zeitalter der vollkommen verbogenen Gehirne leben.
Ganz einfach. Wenn ich ausschließlich Israel als Aggressor hinstelle und die Greueltaten der palästinensischen Araber (historisch betrachtet gibt es das Volk der Palästinenser nicht) komplett verschweige oder relativiere, dann verhalte ich mich antisemitisch.
Ist also jedwede spezifisch konzentrierte Israel-Kritik antisemitisch? Wird der Begriff auf diese Weise überstrapaziert, wird er, befürchte ich, irgendwann zu einer durchaus ehrenwerten Titulierung. Oder zu einer Aussage, die ins Leere geht. Bedenken Sie, werte Spottdrossel: Zwei Drittel bis drei Viertel der UNO-Staaten hält es für selbstverständlich, konzentriert israelkritisch zu reden und zu handeln. Anders gesagt: Der Antisemitismusbegriff wird, wenn es so weitergeht, zu einer rein innerwestlichen Angelegenheit, zu einem regionalen Sonderwort ohne internationale Bedeutung. Denn drei Viertel der Menschheit fühlen sich von diesem Vorwurf nicht im geringsten getroffen, egal wie stark oder schwach sie Israel kritisieren – wenn sie dieses Sonderthema überhaupt interessiert.
Wieso immer wieder dieser dämliche Hinweis, es gäbe kein Volk der Palästinenser, weil es nie einen Staat Palästina gegeben hat. Die Region heißt seit der Römerzeit halt so, also leben dort auch Palästinenser, auch die Juden, die dort lebten, waren oder sind welche. Und erklären Sie mal den Kurden, daß es sie eigentlich gar nicht gibt. Also laßt uns doch bitte auf dem Teppich bleiben und solchen unproduktiven Unsinn unterlassen.
„Historisch betrachtet gibt es das Volk der Palästinenser nicht“ Und ob, die Palästinenser sind die Nachfolger der Philister, und die sind bereits im 12. Jahrhundert B.C. dort eingefallen (vermutlich kommend aus Kreta, Zypern, der heutigen Türkei). Jesu erwähnte die Pelestes (identisch mit den Philistern), ebenso die Ägypter. Also, mal ein bisschen das Auge (und den Verstand) in der Geschichte schweifen lassen, das hilft.
Lässt sich ein genetischer Zusammenhang herstellen zwischen den klassischen Philistern und den modernen Palästinensern? Es ist offensichtlich, dass das Heilige Land nie ausschließlich von Israeliten bewohnt war. Es war immer ein Vielvölkergebiet. Allerdings war anderthalb Jahrtausende lang (von ca. 1400 vor Chr. bis 135 n. Chr.) die jüdische Nation vorherrschend auf diesem Gebiet. Trotz Vertreibung durch die Römer nach dem Bar- Kochba- Aufstand 135 blieb eine relativ stabile jüdische Schicht im Lande neben zugewanderten Syrern, Römern, Griechen usw. Später kamen wohl auch Araber und Türken dazu. Manche Gelehrte sind der Meinung, die heutigen Palästinenser seien genetisch nicht mehr und nicht weniger „jüdisch“ als die modernen Israelis, die seit 1870 und verstärkt ab 1930 massiv eingewandert sind. Wenn das stimmt, ist es sozusagen ein „innerjüdischer“ Konflikt, der sich vor unseren Augen abspielt zwischen Israelis und Palästinensen.
Wieso soll das Ganze Antisemitismus sein? Das verstehe, wer will. Niemand fordert zu physischer oder psychischer Gewalt gegen Jüdinnen und Juden auf. Kein Israeli wird rassistisch beleidigt. Kein jüdischer Mitbürger wird wegen seiner Abstammung herabgewürdigt. Diese Aktionen sind unappetitlich, wild, unzivilisiert, aber sie richten sich nicht gegen die jüdische Abstammungsgemeinschaft als solche. Es sind anti-israelische und anti-zionistische Provokationen, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Sie richten sich gegen Sicherheitsorgane, Militär und Regierung Israels, wohl auch gegen den jüdischen Staat in seiner derzeit rechtsgerichteten, nationalistischen Ausformung – aber nicht gegen das gesellschaftliche und staatlich-institutionelle jüdische Dasein im Heiligen Lande. Israels Existenz wird weder bestritten noch delegitimiert, doch seine Handlungen werden in übertriebener Weise angeprangert. Antisemitismus in seiner primären Gestalt ist das nicht. Man muss schon eine unendlich weit gefasste, äusserst sensible, psychologisch sehr tiefgründige Vorstellung von Antisemitismus in seiner sekundären oder tertiären Form haben, um jene Aktivitäten unter diesem Begriff zu subsumieren.
Sehr gute Analyse von Ihnen, Johanna Spieth!
Habe mir auch viel Mühe gegeben. Ich finde, diese nahöstliche Schwierigkeit ist es wert, dass wir von unseren teils unterschiedlichen, teils ähnlichen Positionen her alles Erdenkliche tun, um dem Problem argumentativ auf den Grund zu gehen. Viele Dinge sind noch überhaupt nicht ausgelotet, vor allem die Frage, welche Rolle die alttestamentarischen Propheten in der Geschichte des (eigentlich sehr nationalistisch, weltlich-materiell geprägten) modernen Zionismus spielt.
Wenn ich mir Ihren Kommentar so durchlese, so kommen mir ernsthafte Zweifel, ob Sie den Artikel komplett gelesen und auch verstanden haben.
Es ist doch ausreichenden, wenn Sie ihn soweit gelesen (und verstanden haben), daß Sie spotten können, Drossel.
Worauf gründet sich Ihr Zweifel konkret?
Den postkolonialen Linken sind die Juden als Volk egal. Insoweit sind sie überhaupt nicht „antisemitisch“. Als Volk sind ihnen auch die Palästinenser bzw. die Araber egal. Denn Völker sind für sie nur ein „Konstrukt“, die gibt es garnicht. Denn: Alle Menschen sind Gleich.
Was ihnen aber nicht egal ist, und das ist worüber sie sich da so demonstrativ aufregen, das ist, daß es Reiche gibt. Was bei den Linken wie Antisemitismus aussieht ist in Wirklichkeit Mißgunst gegenüber allen Menschen (nationenübergreifend), die sie als „Reiche“ Identifizieren.
Und in diese Kategorie fallen für die postkolonialen Linken u.a. alle Menschen, die in Palästina siedeln weil sie R e i c h e Juden sind. Die arabische Bevölkerung Palästinas sehen sie als erniedrigte, geknechtete (von den „hergelaufenen“ Juden), verlassene, verächtliche Wesen. Wesen, welche es zu befreien gilt.
Die A r m e n Juden, die gibt es ja auch, die l i e b e n die Linken heiß und innig. Die Armen Juden mit ihrer emanzipatorischen Klezmer Musik, die werden auf jedem linken Straßenfest gefeiert.
Sehr gut beobachtet. Siehe auch Karl Marx zu diesem Thema. Er muss es ja wissen.
Erstklassig herausgearbeitet, werter Diogenes! Allerdings schwingt ja dann der Antisemitismus – oder zumindest eine „Judenskepsis“ bezüglich „des typischen Judens“ – dennoch immer mit.
In dieser Rest-Skepsis gegenüber jüdischen Menschen steckt ja auch ein Wahrheitskern. In Wahrheit ist es nämlich eine Mischung aus Skepsis und Bewunderung – wegen des unwahrscheinlich hohen IQ bei überdurchschnittlich vielen Jüdinnen und Juden. Und wo könnte sich diese Intelligenz besser austoben als in der Geschäftswelt? Dass jüdische Menschen einen überragend hohen Anteil an der Entwicklung der kapitalistisch-imperialistischen Weltstruktur von heute haben – das kann man ja auch als Kompliment verstehen. Der eventuell damit verbundene Missbrauch hebt den zielgerichteten Gebrauch des Verstandes nicht auf (abusus non tollit usum).
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