„Junge Frau, sind Sie etwa von den Grünen?“ rief mir einst die Wirtin hinterher, damals, als ich noch schändlicherweise dem Rauchen nachhing und auf der Suche nach einem Zigarettenautomaten ein Weinlokal in Nordrhein-Westfalen durchschritt. Eine absurde Vorstellung, die ich spontan verneinen konnte.
Aber ich fragte, wieso? Antwort: „Die Grünen haben bei uns Lokalverbot.“ Schallendes Gelächter an der Theke. Das Rauchverbot in Kneipen war in NRW gerade eingeführt worden, die Wirte waren auf den Barrikaden, die Grünen wieder einen Schritt näher am Endziel Spießerpartei.
Ruf als „Verbotspartei“ hart erarbeitet
So ein Ruf als „Verbotspartei“ muß natürlich kultiviert werden. Aktuell bricht man dem heimischen Spargel den wertvollen Kopf. Spargel geht gar nicht. Jedenfalls nicht, wenn er unter Folie auf dem Feld reift. Lerne: Das geht „zu Lasten von Natur, Tierwelt und Landschaftsbild“, beklagte der agrarpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im Landtag Brandenburg, Benjamin Raschke.
Die gleichen Kriterien zählen natürlich nicht, wenn Windräder jeden deutschen Bergkamm optisch ruinieren und Hunderttausende Vögel schreddern. Da geht es um Ökostrom, das ist schließlich wichtig. Der Ideenreichtum beim Verbieten irdischer Freuden ist bei den Grünen beachtlich. Der Ablaß für den eigenen ökologischen Fußabdruck muß hart verdient werden.
Mit der Bratwurst kam der Abstieg
Verkaufsoffene Sonntage, Fleisch in Kitas, Rauchen, Flugreisen, Limonade in Schulen, Süßigkeitenwerbung im Fernsehen, Motorroller, Schönheitswettbewerbe, Alkopops, die 1. Klasse bei der Deutschen Bahn. Die Abschaffung all dieses Teufelszeugs hat man schon als Vorschlag – wenn auch ohne Erfolg – auf den politisch korrekten grünen Gesinnungstisch gebracht.
Und nicht einmal im Tod ist man vor ihnen sicher. In NRW forderte man einst gar „fair gehandelte Grabsteine“, die uns auf der letzten Ruhestätte begleiten. Noch hat kein Parteienforscher sich der Frage angenommen, aber ich hänge der These an, daß der Zenit der Grünen mit der Forderung nach einem Veggie-Day für die Gesamtbevölkerung überschritten war. Nimm dem Deutschen seine Bratwurst, und es ist Schluß mit lustig. Seither geht es mit den Grünen nur noch bergab.
Teenager jenseits der Fünfzig zum Fremdschämen
Irgend jemand sollte ihnen sagen, daß sie nicht mehr zwanzig sind. Und daß das Verhalten und die Sprache von Teenagern jenseits der Fünfzig nicht mehr glaubwürdig, sondern hochgradig peinlich wirkt. Wenn gestandene Politikerinnen wie Katrin Göring-Eckardt öffentlich formulieren, die Themen der Grünen würden im Moment nicht wirklich als der „heiße Scheiß der Republik“ wahrgenommen, dann hat sie zwar auch einmal recht, man möchte sich aber angesichts der Wortwahl stellvertretend zum Fremdschämen in eine Ecke stellen.
Es ist nicht besser mit dem Rest des „Spitzenpersonals“, wenn Frauen wie Claudia Roth bunte Indianerzelte als Kleidung tragen oder vor Schildern wie „Deutschland verrecke“ Demonstrationszüge anführen, oder wenn Männer wie Anton Hofreiter den Kampf um „Gendergerechtigkeit“ vor allem optisch unterstreichen.
Freundliche grüne Teletubbies im EU-Parlament
Oder wenn Renate Künast dauergrimassenschneidend in Talkshows lümmelt, wo meine Mutter gesagt hätte: Sitz gerade, Kind! Oder wenn uns Cem Özdemir die Haschpflanzen auf seinem Balkon in die Kamera hält. Seht her, wir sind so jung und hip geblieben wie ihr. Zwinker.
Übertroffen wird das Ganze nur noch von Terry Reintke, dem freundlichen grünen Teletubbie aus dem EU-Parlament, die zwar tatsächlich der vergleichsweise jungen Generation der Grünen angehört, aber dafür „Hu-hu“ rufend in ein Amateurvideo aus Straßburg hineinplatzt und spielend Kindergartenniveau unterbietet.
Die Grünen sind grau und weltfremd geworden
Die Grünen sind schon längst in Wahrheit zu den Grauen mutiert, was sich nicht nur in der Farbe von Jürgen Trittins Dreireihern manifestiert, sondern vor allem mental und programmatisch. Man blieb stehen im Glanz alter Zeiten, als man noch anders war, hennarote Haare, gebatikte Hemdchen und Turnschuhe trug, unkonventionell und ja, tatsächlich jung und unverbraucht war.
Doch wer sich mit gendergerechter Sprache, Unisextoiletten und veganem Essen an Schulen beschäftigt angesichts innenpolitischer Probleme durch Massenzuwanderung, Terrorgefahr und wachsenden Übergriffen auf Frauen und auch Kinder, ist nicht hip, sondern weltfremd.
Wofür brauchen wir die Grünen noch?
Wer wie die Grüne Jugend über die Legalisierung von Inzest und Cannabis sinniert oder wie Simone Peter die Polizei als „rassistisch“ verdächtigt, während die dabei ist zu verhindern, daß sich so etwas wie die Silvesternacht von Köln wiederholt, dem ist als Partei nicht mehr zu helfen. Der hat sich den Niedergang tapfer verdient. Das Image des guten und grünen Gewissens der Nation wurde abgelöst durch das Bild eines ständig nölenden Fräulein Rottenmeiers.
Wofür brauchen wir die Grünen noch? Es existiert kein einziges Alleinstellungsmerkmal mehr. Grünes Prestige durch Windräder, Ökostrom und Solardächer? Das hat Angela Merkel längst an sich gerissen. Die Ökowende gehört der CDU. Bildungspolitisch hatte man noch nie etwas drauf, was nicht schon bei der SPD gedacht worden war.
Keine Ideen, kein Programm, kein Personal
Homo-Ehe bekommt man glaubwürdig auch von der SPD und den Linken. Familienpolitisch hat man alles verraten, was man einst mit den Kinderläden erreichen wollte. Längst wollen auch die Grünen staatskonform nach DIN-Norm in Krippen bilden. Das Thema gehört aber der SPD und leider inzwischen auch der CDU. Die Linken haben mit der DDR-Romantik sowieso nie aufgehört.
Joschka Fischer brach einst die pazifistische Linie und führte die Partei in den ersten Kampfeinsatz der Bundeswehr, Friedensbewegung ist jetzt links der SPD viel authentischer angesiedelt. Die Emanzipationsbewegung? Die CDU diskutiert Frauenquoten. Mit den Geschichten von früher läßt sich heute kein Blumentopf mehr gewinnen. Machen wir uns nichts vor: Die Grünen sind in Rente. Keine Ideen, kein Programm, kein Personal. Macht das Licht aus. Das spart auch Strom.
JF 15/17