BERLIN. Der Soziologe David Begrich hat der Polizei in Sachsen und Sachsen-Anhalt Zurückhaltung beim Vorgehen gegen Corona-Demonstranten vorgeworfen. Der rechten Szene stünden Beamte „im Rückwärtsgang“ gegenüber, kritisierte er in der linken Zeitung Neues Deutschland (nd-aktuell).
„Daß im bürgerlichen Habitus auftretende Demonstranten sich eskalativ verhalten und zur Gewalt neigen, scheint in der öffentlichen Debatte unbegriffen“, bemängelte Begrich weiter. Das lasche Vorgehen der Beamten ermutige die Corona-Kritiker zusätzlich.
Demonstranten bedrohten Polizei mit Appell, sich anzuschließen
Die Polizei unternehme nichts, um die „Spaziergänge“ zu unterbinden, obwohl sie von den Teilnehmern der Proteste mitunter selbst bedroht würden. So appellierten Demonstranten immer wieder an die Polizei, sich auf ihre Seite zu stellen. In Wahrheit bedeute die Aufforderung aber: „Wenn wir an die Macht kommen, werdet ihr zur Rechenschaft gezogen.“
An den Protesten gegen die Pandemie-Politik seien neben Personen aus dem bürgerlichen Milieu mit Kindern auch Rechtsextremisten beteiligt, die Videos von den „Spaziergängen“ im Internet verbreiteten. Dies führe zu einem „Multiplikationseffekt“. Die AfD fungiere als „parlamentarischer Arm“ der „Coronaleugner und Impfgegner“, indem sie die Thesen der Demonstranten in den Politikbetrieb trage, betonte Begrich.
Polizei sorgt immer wieder mit Vorgehen für Empörung
Das Vorgehen der Polizei gegen Corona-Demonstranten hatte in der Vergangenheit wiederholt für Empörung gesorgt. Im Internet kursierten immer wieder Videoaufnahmen von Beamten, die unbewaffnete Bürger, die keine Gegenwehr leisteten mit Gewalt zu Boden brachten.
Im August hatte sich der Sonderberichterstatter über Folter der Vereinten Nationen, Nils Melzer, eingeschaltet. Er kündigte die Überprüfung eines Polizeieinsatzes gegen Teilnehmer einer Kundgebung gegen die Pandemie-Politik in Berlin an. (zit)