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Erste Isonzoschlacht: Der „heilige Egoismus“ führte Italien in den Krieg

Erste Isonzoschlacht: Der „heilige Egoismus“ führte Italien in den Krieg

Erste Isonzoschlacht: Der „heilige Egoismus“ führte Italien in den Krieg

Eine Fernmelde-Kompanie der österreichisch-ungarischen Armee hat an der Südfront gegen Italien seine Stellung bezogen Foto: picture alliance/IMAGNO
Eine Fernmelde-Kompanie der österreichisch-ungarischen Armee hat an der Südfront gegen Italien seine Stellung bezogen Foto: picture alliance/IMAGNO
Eine Fernmelde-Kompanie der österreichisch-ungarischen Armee hat an der Südfront gegen Italien seine Stellung bezogen Foto: picture alliance/IMAGNO
Erste Isonzoschlacht
 

Der „heilige Egoismus“ führte Italien in den Krieg

Bei der Betrachtung des Ersten Weltkriegs dominiert das Bild vom Stellungskrieg an der Westfront. Verdun ist zum Sinnbild des massenhaften Sterbens im Ringen um wenige Meter granatzerfurchten Bodens geworden. Die europäische Südfront gerät dabei oft in Vergessenheit. Dort begann vor 105 Jahren die erste Isonzoschlacht.
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Wallasch, Medien, Gesicht

In der deutschen Erinnerung an den Ersten Weltkrieg dominieren die Bilder vom Stellungskrieg an der Westfront. Verdun, die Schlacht an der Marne, Ypern sind die Orte, die Bilder von den durch tagelanges Artilleriefeuer zerstörten Landstriche hervorrufen. Dabei gerät des Ringen des Bündnispartners Österreich-Ungarn gegen Italien aus dem Blick. Vor 105 Jahren kämpfte das Vielvölkerheer von Kaiser Franz Joseph I. in der ersten Isonzoschlacht.

Zuvor hatte Italien jedoch den seit 1882 bestehenden „Dreibund“ mit dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn gebrochen. „Der König von Italien hat mir den Krieg erklärt. Ein Treuebruch, dessen gleichen die Geschichte nicht kennt, ist von dem Königreich Italien an seinen beiden Verbündeten begangen worden“, zürnte der Kaiser in Wien.

Ihren Kriegseintritt an der Seite der Entente-Mächte Großbritannien, Frankreich und Rußland hatte sich Italien eine Menge kosten lassen. In Verhandlungen hatte es zuvor zwischen dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn einerseits und dessen Gegnern laviert und sich deren Angebote angehört. Letztlich war dem südeuropäischen Königreich die Zusage aus London genehm, wonach es die Brennergrenze – und damit den südlichen Teil Tirols –, Istrien, Triest und Teile des Osmanischen Reichs erhalten sollte und seinen Einfluß auf den Balkan ausweiten könnte.

Schon Italiens erster Vorstoß war schwieriger als gedacht

Italiens Ministerpräsident Antonio Salandra gab die Parole des „sacro egoismo“ aus, des „heiligen Egoismus“, der das Land leiten sollte. „Die höchsten Ziele unserer Außenpolitik erfordern eine unerschütterliche Härte der Seele, eine klare Vision der nationalen Interessen. Und sie erfordern Freiheit von jeglichen Gefühlsregungen, es sei denn, es handelt sich dabei um ausschließliche und grenzenlose Hingabe an unser Vaterland, an den heiligen Eigennutz Italiens!“

Im Mai begann Italien mit seinen Angriffen auf den ehemaligen Verbündeten Österreich-Ungarn in der Region um die Berge Mrzli und Krn im heutigen Slowenien. Die 8. Infanteriedivision rückte am unteren Lauf des Isonzo vor, doch schon dort wurde sie von schwachen feindlichen Kräften aufgehalten, konnte sich jedoch bis Ende Mai an den Fluß herankämpfen. Zwischen dem 12. und 16. Juni gelang es den Italiener schließlich, den Isonzo zu überschreiten. Die Höhe 383 östlich von Plava konnten sie jedoch nicht besetzen. Die 1. Gebirgsbrigade unter Generalmajor Novak von Arienti leistete ihnen erfolgreich Widerstand.

Österreichischer Schützengraben am Isonzo Foto: Wikimedia.org / Gemeinfrei
Österreichischer Schützengraben am Isonzo Foto: Wikimedia.org / Gemeinfrei

Am 23. Juni 1915 eröffneten Italiens Truppen nach schwerem Artilleriebeschuß die erste von insgesamt zwölf Isonzoschlachten. Doch schon früh zeigte sich, wie stark die Gegenwehr der k.u.k. Armee war. So wehrte die 1. Gebirgsbrigade insgesamt achtmal die Angreifer ab. Auch die Attacken der 14. Italienischen Infanteriedivisionen auf Selz und Doberdò schlugen fehl. Dabei verdiente sich vor allem das Landwehrinfanterieregiment Nr. 5 aus dem kroatischen Pola seine Meriten. Allein am 1. Juli rieb die zumeist aus Slowenen, Kroaten und ironischerweise Italienern aus Triest bestehende Einheit drei feindliche Infanterieregimenter fast vollständig auf.

Österreich-Ungarns Vielvölkerheer war besser als sein Ruf

Bis zum 7. Juli gelangen der Armee Italiens nur geringe Geländegewinne, die oft gleich wieder verloren gingen. So scheiterte die vollmundig angekündigte Befreiung Triests, wo viele Italiener lebten. Zudem gelang es nicht, das nun verbündete Rußland durch den Kriegseintritt nennenswert zu unterstützen. Der Durchbruch in die ungarische Tiefebene war fehlgeschlagen. Dem zuvor entfachten Nationalgefühl Italiens tat das ernüchternde Ergebnis, das 15.000 Mann gekostet hatte, nicht gut. Die k.u.k. Generalität hatte ihrerseits 10.000 Mann Verluste zu beklagen.

Dabei hatte Italien rund 225.000 Mann und 700 Geschütze in die Erste Isonzoschlacht geführt. Doch gegen die 115.000 Soldaten Österreich-Ungarns mit ihren 356 Geschützen zog es den Kürzeren. Dieses Zahlenverhältnis macht den Erfolg der allgemein kritisch beäugten Vielvölkerarmee Österreich-Ungarns noch bemerkenswerter, der nicht unbedingt zu erwarten war.

In den folgenden drei Jahren sollte sich an den Berghängen der Dolomiten in den Ostalpen ein ähnlich zäher Stellungskrieg wie in Frankreich entwickeln. Das Ausharren in Unterständen und das Wechselspiel aus Angriff und Gegenangriff bestimmte nun auch das Geschehen auf diesem Kriegsschauplatz.

Eine Fernmelde-Kompanie der österreichisch-ungarischen Armee hat an der Südfront gegen Italien seine Stellung bezogen Foto: picture alliance/IMAGNO
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