DÜSSELDORF. Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen (NRW) hat ein Verbot der umstrittenen Kita-Spielmethode „Original Play“ angekündigt. Das Konzept, bei dem fremde Männer in Kitas mit Kindern kuscheln, sei „völlig indiskutabel“, sagte Familienminister Joachim Stamp (FDP) der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung.
Bislang werde die Spielmethode zwar noch nicht in NRW praktiziert. Sie sei aber nicht zu verantworten, da eine Gefährdung der Kinder nicht ausgeschlossen werden könne, warnten die Landesjugendämter. Nach Berichten der ARD über Mißbrauchsfälle im Zusammenhang mit „Original Play“ in Berlin und Hamburg sorgte das Konzept für Aufregung.
„Original Play“ gibt es seit 15 Jahren in Deutschland
Neben dem Kinderschutzbund sprach sich auch die Leiterin des bayerischen Staatsinstituts für Frühpädagogik, Fabienne Becker-Stoll, gegen diese Spielmethode aus. „Es ist nicht nur in fachlicher Hinsicht grober Unfug und entbehrt wirklich jeder wissenschaftlichen Grundlage, sondern sieht für mich aus wie eine Einladung für Pädophile: Erwachsene Menschen, die im engen und intensiven Körperkontakt mit Kindern toben, raufen oder balgen – mit Kindern, die diese Personen nicht kennen“, betonte sie gegenüber der Süddeutschen Zeitung.
Zwar hätten Kinder eine Sehnsucht nach Körperkontakt, aber nur zu vertrauten Personen. Es sei vollkommen widersinnig, wenn fremde Personen das aus dem Nichts anböten, so Becker-Stoll.
Urheber von „Original Play“ ist der US-amerikanische „Spieleforscher“ Fred Donaldson. Grundlage des Konzepts seien Beobachtungen spielender Tiere. Die Männer, die später in die Kitas gingen, benötigten dafür keine pädagogische Ausbildung. Nach kurzen Seminaren könnten sie als „Lehrlinge“ in die Kindereinrichtungen. In Deutschland habe die Methode vor 15 Jahren Einzug in einzelne Kitas und Kindergärten gehalten. (ag)