KÖLN. Das Bundeskriminalamt (BKA) hat sich skeptisch zu den Ermittlungschancen der Silvesterübergriffe geäußert. Die Behörde registrierte deutschlandweit rund 900 Sexualdelikte mit mehr als 1.200 Opfern. „Wir müssen davon ausgehen, daß viele dieser Taten auch im Nachgang nicht mehr ausermittelt werden“, sagte BKA-Präsident Holger Münch der Süddeutschen Zeitung, NDR und WDR. Bislang hat die Polizei 120 Verdächtige ermittelt.
Weil die Übergriffe in Gruppen begangen worden waren, schätzt die Behörde die Zahl der Täter auf rund 2.000 Männer. Die meisten von ihnen stammten demnach aus nordafrikanischen Ländern, kaum aus Syrien. Da bei einigen Straftaten mehrere Frauen betroffen gewesen waren, zähle das BKA auf 1.200 Opfer.
Täterbeschreibungen vage
Davon waren mit rund 650 die meisten in Köln, 400 in Hamburg und weitere in Stuttgart, Düsseldorf und anderen Städten. Bislang hätte es deutschlandweit erst vier Verurteilungen zu den Übergriffen gegeben. Der Tatverdacht bei den 120 identifizierten Männern sei zum Teil sehr vage, was vor allem daran liege, daß die betroffenen Frauen wenig aussagekräftige Beschreibungen der Täter abgegeben hatten.
Etwa die Hälfte der Verdächtigen hielt sich laut BKA seit weniger als einem Jahr in Deutschland auf. „Insofern gibt es schon einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten des Phänomens und der starken Zuwanderung gerade in 2015“, sagte Münch. Die Sex-Attacken seien wohl nicht geplant und verabredet gewesen. (ls)