Der schwache Gefährte Italien war für Deutschland im Zweiten Weltkrieg spätestens seit der Absetzung von Machthaber Benito Mussolini im Juli 1943 auch politisch ein höchst unsicherer Kantonist geworden. Zwar versicherte der neue Regierungschef Badoglio dem Deutschen Reich die Treue, doch in Berlin traute man den italienischen Waffenbrüdern nicht. Denn durch abgehörte Funksprüche war man im Bilde über die Verhandlungen Roms mit den Alliierten, um das Bündnis mit Deutschland zu brechen. So liefen bereits im August die Vorbereitungen für den „Fall Achse“, die Besetzung Italiens.
Dieser Plan sah vor, die italienischen Truppen zu entwaffnen, die Flotte festzusetzen, Kriegsgerät und sonstige Ausrüstung der ehemaligen Verbündeten sollten beschlagnahmt werden. Das sollte zur Stabilisierung der Fronten in Italien dienen.
Zur Vorbereitung dessen rückten bereits ab dem 1. August acht deutsche Divisionen mit Genehmigung der neuen Regierung in Rom über die Grenze vor. Die Truppen, zu denen zwei Panzerdivisionen gehörten, besetzten nach und nach Oberitalien. Aus Frankreich flog die 2. Fallschirmjäger-Division ein und richtete sich in Stellungen um die Ewige Stadt ein. Eine noch am 6. August abgehaltene Konferenz in Tarvis ähnelte einer Farce, da deutsche und italienische Vertreter das gegenseitige Mißtrauen nur oberflächlich zu überspielen versuchten.
Achsenmächte bekämpften sich
Als schließlich am Abend des 8. September der Waffenstillstand zwischen Italien und den Alliierten bekannt gegeben wurde, leitete der deutsche Oberbefehlshaber Süd, Generalfeldmarschall Albert Kesselring, den „Fall Achse“ ein. Innerhalb von zwei Tagen war das Land unter Kontrolle gebracht. Auch in Rom bestimmten seit dem 10. September die Deutschen die Geschicke.
Der italienischen Flotte gelang es jedoch, sich dem deutschen Zugriff weitgehend zu entziehen. Auf den griechischen Inseln Kefalonia und Korfu lieferten sich die vormaligen Verbündeten zeitweise Gefechte. Nachdem sich die Wehrmacht durchgesetzt hatte, richteten deutsche Soldaten rund 5.000 Gefangene hin.
Am 19. September lautete die Bilanz des „Fall Achse“, daß sich 82 italienische Generäle, 13.000 Offiziere und rund 400.000 Soldaten entwaffnet hatten und in Gefangenschaft befanden. Zu dem Zeitpunkt waren bereits 183.000 von ihnen in Internierungslagern im Deutschen Reich.
„Fall Achse“ sei „organisatorisches Meisterstück“ gewesen
Ab dem Oktober 1943 trat Italien als neuer Kriegsgegner wieder auf den Plan. Bis Mai 1945 kam es im Land durch Gefechte und Partisanenangriffe gegen Wehrmachtseinheiten zu Vergeltungsaktionen, bei denen auch Zivilisten ermordet wurden.
Die schnelle Besetzung Italiens lobte das Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht rückblickend als „organisatorisches und militärpolitisches Meisterstück“. So erfolgte die „Infiltration einer ganzen deutschen Armee nach Nord- und Mittelitalien unter gleichzeitiger Sicherung der von den Italienern besetzten Paßstraßen und Eisenbahn-Kunstbauten“ bereits vor dem Bündnisbruch Roms „unter mancherlei Vorwänden“. Durch die schnelle Entwaffnung sei es außerdem gelungen, „daß der Gegner dieses Schwächemoment der deutschen Truppen, die zunächst durch die Aktion gebunden waren“, nicht ausnutzen konnte.
Zur Organisation der Apenninhalbinsel schaffte man zwei deutsche Operationszonen, die dem neu gebildeten Marionettenstaat der Republik von Salò eingegliedert wurden. Diesem fehlte noch ein Machthaber. Doch dafür gab es den Duce Mussolini, der aber noch in Haft war nach seiner Absetzung.
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Lesen Sie den nächsten Teil der Serie „italienischer Sommer 1943“ am 12. September.
Teil 1: Rom brach den Stahlpakt für den Seitenwechsel