WIESBADEN. Kohle war im Jahr 2022 wie bereits in den Vorjahren der wichtigste Energieträger für die Stromerzeugung in Deutschland. Etwa 33 Prozent des in Deutschland erzeugten und ins Netz gespeisten Stroms wurde in Kohlekraftwerken produziert, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Damit war der Kohlestromanteil höher als im Vorjahr. 2021 kam lediglich knapp 30 Prozent des Stroms aus Kohlekraftwerken.
An zweiter Stelle steht die Windenergie, aus der rund 24 Prozent des Stroms in Deutschland erzeugt wurde. Im Vorjahr hatte der Wert noch bei etwas weniger als 22 Prozent gelegen. Die Stromerzeugung aus Kernenergie halbierte sich hingegen im Vergleich zum Vorjahr. Nur knapp sechs Prozent des Stroms wurde aus ihr gewonnen. 2021 waren es noch beinahe 13 Prozent gewesen. Grund dafür ist auch die Abschaltung von drei der sechs bis dahin noch im Betrieb befindlichen Atomkraftwerke.
Kohlestrom kompensiert Erdgasrückgang
Der Anstieg des Kohlestroms ist auch dadurch erklärbar, daß er die starken Rückgänge der Stromerzeugung aus Erdgas und Kernenergie kompensierte. So sank die Stromeinspeisung aus Erdgas auf elf Prozent, während sie 2021 noch fast 13 Prozent betragen hatte. Hauptverantwortlich dafür waren die infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine angespannte Situation auf dem Gasmarkt und die damit verbundenen deutlich gestiegenen Preise. Während Erdgas zur Stromerzeugung fast vollständig importiert werden muß, ist Deutschland bei der Stromerzeugung aus Kohle deutlich weniger importabhängig.
Unter den erneuerbaren Energien stieg im Jahr 2022 auch die Stromerzeugung aus Photovoltaik. Betrug der Wert hier im Vorjahr noch knapp neun Prozent, lag er im vergangenen Jahr bei beinahe 13 Prozent. Grund dafür soll unter anderem die hohe Zahl an Sonnenstunden sein.
Stromimport ging zurück
Die nach Deutschland importierte Strommenge ging im Vergleich zu 2021 stark zurück. Mit 49,3 Milliarden Kilowattstunden belief sie sich auf etwa ein Zehntel der Inlandsproduktion. Insbesondere wurde aus Frankreich 62 Prozent weniger Strom importiert. Tatsächlich war das vergangene Jahr das erste seit 1990, an dem Deutschland mehr Strom nach Frankreich exportierte, als es importierte. Diese Entwicklung soll vor allem auf technische Probleme in den französischen Kernkraftwerken zurückzuführen sein.
Die aus Deutschland exportierte Strommenge stieg 2022 gegenüber dem Vorjahr um fast neun Prozent auf 76,3 Milliarden Kilowattstunden. Diese Entwicklung hänge auch damit zusammen, daß der allgemeine Energieverbrauch des Landes sank.
Seit Jahrzehnten ist die deutsche Energieversorgung Gegenstand politischer Debatten. 2022 gingen 17,5 Milliarden Kilowatt Strom aus fossiler Energiegewinnung hervor. Das entspricht etwa 53,7 Prozent der deutschen Stromgewinnung. 16,3 Milliarden Kilowatt Strom wurden aus sogenannten erneuerbaren Energien gewonnen. Die Grünen planen einen völligen Ausstieg Deutschlands aus fossilen Energien. Viele Experten betrachten solche Pläne als unrealistisch. (lb)