BERLIN. Der Hauptgeschäftsführer der des Verbandes der Chemischen Industrie, Wolfgang Große Entrup, hat sich entsetzt über AfD-Wähler in Deutschland gezeigt. „Die hohen Energiepreise oder die Schlingen einer überbordenden Bürokratie sind eine Gefahr für den Standort Deutschland. Noch schlimmer ist das schleichende Gift der angeblichen Alternative für Deutschland“, schrieb er in einem Gastbeitrag für die Welt.
„Unzufriedenheit mit den Verhältnissen“ dürfe nicht dazu führen, „Parteien zu tolerieren oder gar zu unterstützen, die unserer Demokratie, unserer Gesellschaft und unserer Wirtschaft schaden“. Zwar hadere er als „Vertreter der Wirtschaft“ auch mit der Bundesregierung und äußere seinen „Mißmut“.
AfD als Bedrohung von Deutschland
Dennoch könne er nicht „tatenlos zusehen, wie Feinde unserer Verfassung unsere Gesellschaft spalten“. Die AfD untergrabe „die politische Stabilität und damit das Vertrauen in unser Land, das für eine prosperierende Wirtschaft unabdingbar ist“, schrieb Entrup. „Ich empfinde die AfD als Bedrohung für Deutschland. Sie zu ignorieren, ist deshalb für mich keine Alternative mehr.“
Deutschlands Geschäftsmodell beruhe auf „Weltoffenheit“, betonte der Verbands-Geschäftsführer. „Wir profitieren von der Globalisierung, die wirtschaftlich und kulturell der Schlüssel für nachhaltiges Wachstum und Wohlstand ist.“ Damit die Bundesrepublik stark bleibe, „brauchen wir die Europäische Union. Investitionen aus dem Ausland. Und ganz dringend qualifizierte Zuwanderung“, schrieb Entrup. Es wäre „fatal“, wenn „die Rechten“ in Deutschland an den Hebeln der Macht säßen.
Chemische Industrie in der Krise – aber nicht wegen der AfD
Die Chemieindustrie in Deutschland, die Entrup vertritt, befindet sich derzeit in einer Krise. Erst vor wenigen Tagen beklagte der Verband: „Wir befinden uns mitten in einem tiefen, langen Tal. Und noch ist unklar, wie lange wir es durchschreiten müssen.“ Die Produktion in Deutschland sei um acht Prozent zurückgegangen, der Umsatz um 12 und auch die Prognose für 2024 habe sich verschlechtert.
„Die Kapazitäten der Branche waren mit durchschnittlich rund 77 Prozent nicht ausgelastet. Damit liegt die Produktion seit neun Quartalen unterhalb der wirtschaftlich notwendigen Grundauslastung von 82 Prozent“, heißt es in einer Mitteilung des Verbandes. „Zum Jahresende herrscht in der Branche weiterhin Rezessionsstimmung. Sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Erwartungen für die kommenden Monate sind negativ.“ Die AfD wird in der Mitteilung nicht erwähnt. (ho)