BERLIN. Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Dieter Kempf, hat vor Stromausfällen aufgrund des Atom- und Kohleausstiegs gewarnt. „Ohne ausreichende Netzkapazitäten drohen zu Spitzenlastzeiten Blackouts. Wer die verhindern will, muß Kraftwerke, die eigentlich abgeschaltet werden sollten, länger laufen lassen“, sagte Kempf am Montag den Zeitungen des Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Er bemängelte den schleppenden Ausbau des Stromnetzes. „Um die Energiewende zu schaffen, benötigen wir 7.700 Kilometer neue Übertragungsleitungen. Gerade mal 1.100 davon sind gebaut, mehr als 20 Prozent noch nicht einmal geplant“, erklärte Kempf.
Appell an alle Bürger
2023 solle aber schon der Atomausstieg erfolgen. „Man muß kein Prophet sein, um zu der Prognose zu kommen, daß die Netze so nicht rechtzeitig fertig werden“, verdeutlichte der BDI-Präsident. Er habe große Sorge, daß der Strombedarf nicht sicher gedeckt werden könne, da Deutschland nicht nur aus der Atomkraft, sondern auch aus der Kohle aussteige.
Die Bundesregierung müsse das Planungsrecht schneller vereinfachen, forderte Kempf. „Es braucht zügigere Verfahren und schnellere Rechtssicherheit. Sonst lassen sich die großen Herausforderungen, die vor uns liegen, nicht bewältigen.“ Jeder einzelne Bürger sei für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands verantwortlich. „Ich appelliere an die Menschen in unserem Land, sich klarzumachen, daß unser Wohlstand nicht daher rührt, daß alles immer genau so geblieben ist, wie es war.“
Windkraft-Anlagenbauer baut Stellen ab
Unterdessen kündigte ein Sprecher des Windkraft-Anlagenbauer Enercon nach dem geplanten drastischen Stellenabbau Gespräche mit Politikern an. Der Unternehmensverbund hatte am vergangenen Freitag mitgeteilt, aufgrund von Absatzeinbrüchen bis zu 3.000 Stellen abzubauen.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) wehrte sich daraufhin gegen Vorwürfe vor allem der Grünen, die der Bundesregierung zu wenig Engagement bei der Energiewende vorgeworfen hatten. „Die Erhaltung der Arbeitsplätze im Bereich der Windenergie ist ein wichtiges Anliegen der Bundesregierung“, sagte er laut der Nachrichtenagentur dpa. (ls)