BERLN. Die Bundesregierung hat nach Ansicht von Dieter Bohlen zentrale Erwartungen der Bürger enttäuscht. In einem Interview berichtet der Pop-Titan, er habe Kanzler Friedrich Merz (CDU) einst mit großen Hoffnungen verbunden, nun aber erlebe er „wie viele Deutsche“ eine Ernüchterung.
Bohlen bemängelte, Merz setze sich in der Koalition mit der SPD nicht durch. Vieles sei angekündigt worden, aber ausgeblieben oder „per Rolle rückwärts“ korrigiert worden, weil der kleinere Partner andere Linien vertrete.
Daß sich CDU und SPD im Wahlkampf heftig attackiert hätten und nun gemeinsam regierten, könne aus seiner Sicht nicht funktionieren. Deutliche Kritik äußerte Bohlen im Gespräch mit der Bild-Zeitung an der Wirtschafts- und Regulierungspolitik der EU. Die Vielzahl neuer Vorgaben belaste den Mittelstand und dränge Deutschland in eine Art Planwirtschaft. Der Kanzler müsse „Führungskraft zeigen“ und den Staat wieder zurücknehmen, forderte er.
Will Bohlen jetzt in die Politik?
Ausführlich sprach der Produzent in dem Interview auch über den Umgang der etablierten Parteien mit der AfD. Verbote und Brandmarkungen hätten die Partei nur interessanter gemacht. Er selbst sei „kein Fan der AfD“, betonte Bohlen, aber Gleichbehandlung sei nötig: Während Linke weitgehende Positionen ungehindert äußern dürften, werde die AfD „in jeder Richtung blockiert“. Parteien müsse man stellen und an ihrer praktischen Leistungsfähigkeit messen.
Die politische Entwicklung der vergangenen Jahre habe Deutschlands internationales Ansehen geschwächt, sagte Bohlen weiter. Im Ausland begegne ihm zunehmend Unverständnis über den Kurs der Bundesregierung. In die Politik wechseln wolle er trotz des Interesses an öffentlichen Debatten aber nicht. Politischer Betrieb und Dauerangriffe machten diesen Beruf für ihn unattraktiv. (rr)







