BERLIN. Eine Sekretärin des Bundestagsabgeordneten André Hahn (Linkspartei) hat in der DDR hauptamtlich für das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) gearbeitet. Die Mitarbeiterin des Parlamentariers soll sich 1984 dazu verpflichtet haben, „für die Staatssicherheit Dienst im militärischen Beruf zu leisten“, wie aus Dokumenten hervorgeht, aus denen die Welt am Donnerstag zitierte.
Zunächst als Schreibkraft beim MfS angestellt, soll die Frau eine Parteischule besucht und sich in der „Sektion Kampfsport“ engagiert haben. Für ihren Einsatz sei sie vom „Soldaten“ zum „Oberfeldwebel“ befördert worden. Ihre Vorgesetzten sollen die Frau ihrer Stasi-Akte zufolge als „zuverlässig“ und „leistungsstark“ gelobt haben. Vor dem Mauerfall wurde sie als Sekretärin mit besonderen Befugnissen eingesetzt und war als solche unter anderem mit „Konspiration und Geheimhaltung“ betraut.
Der Abgeordnete Hahn zeigte sich auf Anfrage der Welt hin nicht überrascht von der früheren Tätigkeit seiner Sekretärin und betonte, er sei bereits vor zehn Jahren darüber informiert worden.
Hahn kennt die Stasi-Vergangenheit seiner Sekretärin seit Jahren
Bedenken, seine Assistentin könne Verschlußdokumente eingesehen haben, da Hahn selbst Mitglied im Parlamentarischen Kontrollgremium für die Überwachung der Geheimdienste ist, versuchte der Abgeordnete zu zerstreuen. Sie „hatte und hat zu keinem Zeitpunkt Zugang zu Informationen, Inhalten oder gar Dokumenten des Parlamentarischen Kontrollgremiums“, unterstrich Hahn der Welt gegenüber. Deshalb habe er zuvor auch keinen Grund gesehen, sich weiter über die Vergangenheit seiner Mitarbeiterin zu äußern.
Immer wieder fallen Amtsträger und Mitarbeiter im Umfeld der Linkspartei durch ein Engagement beim Inlandsgeheimdienst der ehemaligen DDR auf. Erst 2021 wurde bekannt, daß der ehemalige Chef der Linkspartei in Mecklenburg-Vorpommern, Torsten Koplin, früher für die Stasi gearbeitet haben soll. (fw)