SEELOW. Am Sonntag werden die Einwohner des brandenburgischen Seelow ihren neuen Bürgermeister wählen. Es treten nur zwei Kandidaten an: der AfD-Politiker Falk Janke und der parteilose amtierende Bürgermeister Robert Nitz, der von der Stadtratsfraktion der Linken, der SPD und einem Wahlbündnis, dem auch CDU und FDP angehören, unterstützt wird.
Im Landkreis Märkisch-Oderland könnte die Alternative für Deutschland das erste Stadtoberhaupt einer Kreisstadt in Deutschland stellen. Es wäre der nächste Triumph nach den Siegen bei der Landratswahl im thüringischen Sonneberg und der Bürgermeisterwahl in Raguhn-Jeßnitz (Sachsen-Anhalt). Dort war mit Hannes Loth erstmals ein AfD-Politiker hauptamtlicher Bürgermeister geworden.
Chancen in Seelow bei „fifty-fifty“
Im Vorfeld der Wahl gibt es keine Umfragen. Die Neue Zürcher Zeitung, die wegen der Brisanz der Wahl eine Reportage aus Seelow veröffentlichte, berichtete, die Einwohner schätzten die Chancen beider Kandidaten bei „fifty-fifty“. Seelow, obwohl Kreisstadt, ist noch kleiner als Raguhn-Jeßnitz (9.000 Einwohner). Hier leben nur 5.600 Menschen. 4.500 davon sind wahlberechtigt.
Der Name der Stadt ist durch die größte Schlacht auf deutschem Boden im Zweiten Weltkrieg bekannt. Vom 16. bis 19. April 1945 kämpften auf den Seelower Höhen deutsche und sowjetische Soldaten gegeneinander. Zehntausende auf beiden Seiten fielen. Eine große Gedenkstätte erinnert bis heute daran.
AfD-Kandidat: „Keine Brandmauer“
Der 34jährige Nitz hat sich trotz der Unterstützung durch die etablierten Parteien – wie sein AfD-Kontrahent – gegen neue Asylunterkünfte in Seelow ausgesprochen. Nach dem Tod seines Vorgängers Jörg Schröder (parteilos) im April ist er als bisher zweiter auch amtierender Bürgermeister. Aufgrund des Trauerfalls wurde auch die vorgezogene Wahl nötig.
Der 60jährige AfD-Mann Janke ist Bilanzbuchhalter und war früher Geschäftsführer der CDU Märkisch-Oderland. Er sagte dem RBB, im Falle seiner Wahl hätte er keine Probleme, in der Stadtverordnetenversammlung Mehrheiten zu finden: „Die reden alle mit mir. Und ich rede mit denen. Die Brandmauer, die von oben verordnet wird, gibt es hier nicht wirklich.“ Janke will vor allem die „Seilschaften“ in Seelow beenden und „frischen Wind“ in die Stadt bringen.
Nach der aktuellsten Umfrage ist die AfD in Brandenburg, wo im kommenden Jahr Landtagswahlen stattfinden, mit 28 Prozent stärkste Kraft vor der SPD (21 Prozent). (fh)