HAMBURG. Der Musiker Gil Ofarim hält an seiner Darstellung, er sei im vergangenen Oktober in einem Leipziger Hotel antisemitisch beschimpft worden, fest. Dies sagte sein Anwalt dem NDR-Magazin „Zapp“.
Er werde zudem keinen Einspruch gegen die Einstellung des Ermittlungsverfahrens der Staatsanwaltschaft gegen den Mitarbeiter einlegen, der laut Ofarim gesagt haben soll, er könne erst in das Hotel einchecken, wenn er seinen Davidstern ablege. „Herrn Ofarim ging es ursprünglich ohnehin nicht darum, jetzt hier eine einzelne Person verantwortlich zu machen, sondern ihm ging es darum, auf etwas aufmerksam zu machen, was ihm passiert ist und was er für inakzeptabel hält in den heutigen Zeiten“, betonte Ofarims Rechtsbeistand.
Hotelangestellter wurde massiv beschimpft
Der Künstler hatte in einem Video kurz nach dem angeblichen Rausschmiß, mehrfach von einem „Herrn W.“ gesprochen, der ihm verweigert habe, sein Zimmer zu beziehen. Der Hotel-Angestellte erhielt daraufhin Morddrohungen und wurde in den sozialen Netzwerken massiv beschimpft.
Nach monatelangen Ermittlungen kam die Staatsanwaltschaft zu dem Schluß, daß sich der von Ofarim geschilderte Vorfall so nicht ereignet hatte. Videos aus der Hotellobby zeigten den Musiker ohne Davidstern wild gestikulierend in der Hotellobby. Auch zahlreiche Zeugen widersprachen Ofarim.
Staatsanwaltschaft erhob Anklage wegen Verleumdung
Die Leipziger Staatsanwaltschaft erhob deswegen Anklage wegen falscher Verdächtigung und Verleumdung gegen den Schauspieler. Obwohl „umfangreiche Ermittlungen“ veranlaßt worden seien, konnte die Staatsanwaltschaft im Ergebnis „keine Feststellungen treffen, welche die Schilderung des Gil Ofarim zum Geschehensablauf bestätigen“, teilte die Behörde Ende März mit.
Der Fall hatte im Oktober ein deutschlandweites Medienecho hervorgerufen. Zahlreiche Prominente solidarisierten sich mit dem Musiker und riefen zum Boykott des Leipziger Hotels auf. Dieses wehrte sich gegen die Vorwürfe und beauftragte eine Anwaltskanzlei, diesen nachzugehen.
Ofarim verwickelte sich im Laufe der Zeit in immer neue Widersprüche. Nachdem ein Überwachungsvideo an die Öffentlichkeit gelangt war, das ihn ohne Davidstern zeigte, ruderte der Künstler zurück und behauptete, es sei in Wirklichkeit nie um diesen gegangen. Er sei angegriffen worden, weil bekannt sei, daß er jüdischen Glaubens sei und den Davidstern „immer“ trage. Bilder auf seinem eigenen Instagram-Profil bewiesen allerdings das Gegenteil. (ho)