BERLIN. Die Bundesnetzagentur hat Behauptungen des ehemaligen FDP-Bundestagsabgeordneten Martin Neumann zurückgewiesen, wonach das Stromnetz am Montagmorgen kurz vor einem Blackout stand. „Durch die erwähnte Frequenzabweichung kam es zu keiner Gefährdung des Stromnetzes. Eine Frequenzabweichung ist kein Anzeichen für eine angespannte Lage“, sagte ein Sprecher der Bundesnetzagentur gegenüber der JUNGEN FREIHEIT. Frequenzschwankungen in diesem Bereich kämen gelegentlich vor und seien durch Maßnahmen der Übertragungsnetzbetreiber beherrschbar.
„Erst bei einer Frequenz von 49,8 Hertz (Hz) wäre die gesamte europäische Regelenergie im Einsatz“, fuhr die Behörde fort. Am Montag sei dies nicht der Fall gewesen. Unterhalb einer Frequenz von 49,8 bis 49,0 Hz „würden erste Maßnahmen getroffen, welche Netzkunden betreffen“. Zudem betonte die Netzagentur, in einem solchen Szenario seien Privathaushalte nicht betroffen. Stattdessen würden zunächst „Leistungsreserven aktiviert und Speicherpumpen abgeschaltet“. Zudem sei die Aussage, daß alle Gas- und Kohlekraftwerke am Netz gewesen seien, „nicht zutreffend“.
Heute morgen gegen 5:40 ist die Frequenz im europäischen Stromnetz bis auf 49,900 Hz gefallen – ab 49,800 Hz beginnen die abgestuften Abschaltungen. Die Situation ist eingetreten obwohl jedes verfügbare Kohle- und Gaskraftwerk am Netz war. pic.twitter.com/ghPbOjI3FT
— Prof. Dr. Ing. Martin Neumann (@_MartinNeumann) December 12, 2022
Neumann, der auch als Professor für technische Gebäudeausrüstung an der Hochschule Magdeburg-Stendal tätig ist, hatte am Montag gesagt, die Frequenz im europäischen Stromnetz sei am Montagmorgen auf 49,9 Hz zurückgegangen. Ab einem Wert von 49,8 Hz begännen die ersten Abschaltungen. Zudem behauptete er, der kritische Wert sei erreicht worden, „obwohl jedes verfügbare Kohle- und Gaskraftwerk am Netz war“. (st)