POTSDAM. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat sich für ihren Sekt-Auftritt auf dem Balkon der Residenz der deutschen Botschafterin in Kiew entschuldigt. Ihr Verhalten sei „sicherlich nicht angemessen“ gewesen, sagte sie am Dienstagabend während einer Veranstaltung in Potsdam. Die JUNGE FREIHEIT hatte bereits am 26. Juli das Innenministerium gefragt, ob ein solcher Auftritt für eine Ministerin angemessen sei und darauf keine Antwort erhalten.
Aus Faesers Sicht wäre es schlimmer gewesen, wenn sie dieses Verhalten im Osten der Ukraine, also beispielsweise im stark umkämpften Donbass, gezeigt hätte. Doch da in Kiew „im Moment wieder ein normales Alltagsleben“ eingekehrt wäre, sei das Bild leicht zu erklären. Allerdings kommt es in der ukrainischen Hauptstadt kriegsbedingt bis heute regelmäßig zu Luftalarm, und es gilt weiterhin eine nächtliche Ausgangssperre.
Laschet-Vergleich zurückgewiesen
Faeser stand Ende Juli gemeinsam mit Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko auf dem Balkon der deutschen Residenz in Kiew. Alle lachten dabei herzlich mit Sekt in der Hand vor einem Kreis Journalisten. Die geschossenen Fotos machten damals die Runde und sorgten für viel Kritik. Die Bilder hatten damals nicht nur in den sozialen Medien empörte Kommentare nach sich gezogen. Auch der Generalsekretär der CDU, Mario Czaja, kritisierte Faeser für die Aktion.
„Wir waren abends eingeladen bei der Botschafterin und mit dem Kiewer Bürgermeister Klitschko und haben letztlich das gleiche Getränk wie er gewählt“, berichtete die Ministerin. „Ich würde das nicht mehr machen. Weil das etwas ausdrückt, was unangemessen ist, wenn man aus einem anderen Land kommt.“
Einen Vergleich mit dem CDU-Politiker und früheren Kanzlerkandidaten Armin Laschet wies Faeser scharf zurück. Laschet wurde im Juli 2021 kurz nach der Flutkatastrophe im Ahrtal während einer Rede von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier lachend gefilmt. Ihm schlug daraufhin heftige Kritik entgegen, da das Staatsoberhaupt genau in diesem Moment über die dortigen Flutopfer gesprochen hatte. (ab)