Je länger der Krieg zwischen Rußland und der Ukraine dauert,desto mehr verschleißen beide Seiten ihre Soldaten. Beide Staaten strapazieren so ihre Humanressourcen. Dabei zeigt sich immer deutlicher, daß Moskau womöglich nur zum Herrscher der Asche wird. Ein Kommentar von Ferdinand Vogel.
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Vielleicht sollte man als Gegenmaßnahme in allen europäischen Staaten russische Staatsbürger als Feinde definieren, sie ausweisen oder zusammentreiben und in Lagern konzentrieren?
Sehr geehrte Frau Spieth, das Verhalten der russischen ‚Elite‘ (Wenn man diese Leute so nennen kann) ist zu mindestens widersprüchlich, wenn nicht gar verlogen. Wenn die westliche Lebenswelt so abschreckend wäre, würden sie nicht große Teile ihrer Familie ein Luxusleben im Westen erlauben und finanzieren, angefangen von Putin und Lawrow höchstpersönlich.
Was die materiellen Vorzüge des Westens betrifft, die die russische Elite gern genießt – da haben Sie recht, lieber Carsten Schulz. Aber das heisst nicht, dass machtbewusste Russen auch im ideologischen Sinne käuflich wären. Das ist ja gerade das Faszinierende an führenden Russen, das sie der deutschen Nomenklatura voraus haben: die geistig-historische und geopolitische Unabhängigkeit und Widerständigkeit gegen jedwede Vereinnahmung. Ähnlich wie bei der israelischen Elite und – in gewissem Sinne – auch beim europäischen Faschismus: materiell dem Westen zugewandt, ideell total unabhängig und eigenständig.
Da fällt mir doch spontan ein Zitat aus Goethes Faust ein: ‚ Ein echter deutscher Mann mag keinen Franzen leiden, doch ihre Weine trinkt er gern.‘
Natürlich leben die Russen in ihrer eigenen Welt. Das Land gehört zwar im westlichen Teil zu Europa, ist aber aufgrund seiner schieren Größe ein Kontinent für sich. So gesehen haben Sie sicher Recht. Das ändert aber nichts daran, dass dieses Land zur Zeit seinen geistig moralischen Kompass verloren hat. Sie haben zu Recht den Begriff ‚Faschismus‘ in die Debatte geworfen. Auch die europäischen Faschisten hätten diesen Kompass verloren.
Wirklich verloren? Moral ist relativ. Kommt immer auf den Standpunkt an. Aus aufgeklärt-liberaler sicht sind Faschismus und Neo-Panslawismus sicherlich auf dem Irrweg. Aus vor- oder postmoderner Sicht sind das aber alles gleichwertige Optionen….
In der Tat: verloren! Natürlich kann ich die Handlungen eines Zaren Peter I. nicht mit heutigen Maßstäben messen. Die Handlungen eines Putin aber auch nicht mit denen Peters I, sondern mit den heutigen. Und die heutigen Maßstäbe sind in der Charta der Vereinten Nationen klar definiert. Wenn Putin meint, dass diese Maßstäbe für Russland nicht mehr gelten, dann soll er die UNO verlassen. Mal sehen, wer ihm dann folgt.
Die Toten aus der Region sind für Putin durchaus vorteilhaft, sie stabilisieren den Zustand langfristig. Das ist ähnlich wie mit den lamettabehängten WK-Veteranen, keiner von ihnen wird Stalins Taten jemals in Frage stellen – zu viel hat man für ihn geopfert.
Ähnliches sieht man im Iran. Familien die in den 1980ern ihren Kindern einen „goldenen“ Schlüssel um den Hals hängten, bevor man sie über irakische Mienenfelder laufen lies, um Khomeinis Truppen Schneisen zu schlagen werden das Regime nie mehr kritisieren. Die tiefe Korruption und die Vetternwirtschaft sind Kleinigkeiten für das was man einst für dieses Regime opferte – das darf nicht vergebens gewesen sein, das würde das ganze Leben in Frage stellen.
Die EU kriegt wohl eine Art „polnische“ Ukraine. Die Polen haben in den Kriegen hohen Blutzoll gezahlt, aber territorial immer massiv davon profitiert. Die Drangsalierung, Tötung, Vertreibung von Minderheiten – territorial gesehen hat es sich gelohnt und das ist ihnen bis heute anzumerken (in allen Schichten, bis in die höchste Verwaltungshierarchie).
Den Krieg und die neuen Grenzen habe ich abgeschlossen, Angst macht das was danach kommt.
Und noch ein russischfeindlicher Beitrag.
Der Wortschatz der Ukro-Nazis wird sogar eins zu eins übernommen: „die moskowitischen Truppen“, „einer kleinen Machtelite um Putin“. Ach, der pöse Budin…
Wenn auch die Rede von Halford Mackinder ist, zeichnet sich der Beitrag von einer vollkommen fehlenden Weitsicht aus; vielleicht zu viel Tagesschau geguckt.
Mein Rat: ausschalten lassen. Tut richtig gut.
Sie sollten mal die Reden Charlie Weimers, eines EU Abgeordneten der Schwedendemokraten verfolgen. Dann verstünden Sie vielleicht, daß Sympathie für Rußland ein Irrweg ist. Auch übrigens und gerade wegen der deutschen Geschichte.
Mir geht keineswegs um „Sympathie“. Dafür gibt Dating-Clubs…
„Staaten haben keine Freunde, sondern nur Interessen“ CHARLES DE GAULLE.
Das Interesse Deutschlands ist keinesfalls sich einer schleimigen Unterwürfigkeit zu ergeben, sei es wie jetzt USA oder später (wenn es keine Wahl mehr geben wird) China, z.B.
Mit ihrer Softpower haben die USA die BRD so fest im Griff, dass ihre politische Führung bereitwillig ist, sich ins Knie zu schießen (Stichwort Nordstream 2, usw. usf.)
Hauptsache, dem spießigen „guten“ Gewissen genüge getan wird.
Zwerge werden auch von Zwergen geführt.
Schleimig unterwürfig sind ja wohl diejenigen, die sich dem kleptokratischen Selbstherrscher Putin nach dem Mund reden.
Sei es, weil sie sich vor dem russischen Aggressor in die Hosen scheißen, sei es, weil sie ihn als Diktator verehren – oder sei es, weil sie einfach nur USA-Hasser sind.
Hauptsache, die erbärmlichen deutschen Spießer verraten die ukrainischen Patrioten.
Wirklich??
Auf jeden Fall für die USA.
@Fritzzwo
„Ukro-Nazis“ zeigt, wo Sie stehen. In der Tat ist Putin wieder beim alten moskowitischen Expansionsdrang und der Unterwerfung fremder Völker und der Aneignung bzw. rigorosen Zerstörung fremder Gebiete angelangt. Dieser gelernte Bolschewist geht über jede Leiche, um seinen atavistischen Traum vom russischen Großreich zu verwirklichen. Dagegen hilft nur umfassende Hilfe für das ukrainische Volk, das in einmaliger Weise tapfer und ausdauernd sich dem übermächtigen Aggressor widersetzt. Ist Ihnen schon mal aufgefallen, daß kein europäisches Vplk unter russischer Herrschaft leben will, daß alle von Rußland bedrohten Völker in die NATO, die von den USA dominiert wird, streben. Um das in ein ungünstiges Licht zu bringen, hat man den Begriff „soft Power“ in Umlauf gebracht. Aber anscheinend ist den europäischen Völkern die „soft power“ lieber als ein russischer Einmarsch, wie ihn auch das deutsche Volk 1944/45 erlebt hat. Die Deutschen haben, soweit sie es konnten, ebenfalls die „soft power“ vorgezogen, und das war gut so.
Ja und nein. Die westliche Softpower ist mit enormen seelischen Verlusten erkauft. Es ist die Ankunft in der Matrix, in der sekundären Welt des kapitalistischen Gestells (Heidegger). Faschismus und Neo-Panslawismus sind zwar äusserlich brutal, greifen aber viel weniger in das seelische Kollektivgefüge der Völker ein, als es der angelsächsische Imperialismus tut, bei dem emotional und wertebezogen kein Stein auf dem anderen bleibt. Gender und LGBTx sind ja nur die Spitze des Eisbergs einer völlig denaturierten, kalt atlantischen Zivilisation. Demgenüber ist da asiatisch-autoritäre Modell nicht grundsätzlich im Nachteil.
“ … ein geschwächter Rumpfstaat im Westen, der von Polen und der EU abhängig wäre, um zu überleben.“
Die Bundesrepublik Deutschland ist ja ein geschwächter Rumpfstaat im Westen Deutschlands (sag‘ ich jetzt mal so).
Die Bundesrepublik Deutschland ist von der EU abhängig (nicht notwendigerweise, ist aber von den Eliten so gewollt) und soll gemäß dem Eliten-Plan der Immerengerenunion nicht überleben sondern der Bezirk „Europa Mitte“ der EUdSSR werden.
Weshalb soll denn da ausgerechnet die EU das Überleben eines ukrainischen Rumpfstaats garantieren?
Den Polen wäre das zuzutrauen. Doch nur wenn sie daran festhalten, daß Polen die Subsidien aus Brüssel weiter dankend vereinnahmt, das mit der Immerengerenunion aber nicht mitmacht.
Wahrscheinlich werden die Russen den Donbass erobern und dann mit einer Demarkationslinie absichern, die kaum ein Land der Welt als legitime Grenze anerkennen dürfte. Dennoch kann man solch einen Status lange aufrechterhalten, wie man an Zypern oder Nordkorea sieht. Dennoch: was sie mit diesen paar lausigen zerstörten und zerschossenen Quadratkilometern anfangen wollen, die sie gerade unter hohem Blutzoll erobern, bleibt wohl ihr Geheimnis. Die wirtschaftliche Kraft für einen Wiederaufbau dürften sie in den nächsten Jahren kaum haben. Auch den jetzt folgenden Rüstungswettlauf mit konventionellen High-Tech-Waffen werden sie gegen den Westen verlieren.
Keine guten Aussichten für die Widererrichtung eines russischen Imperiums.
Lieber Herr Schulz, ab irgend einem tragischen Zeitpunkt greift die, „Operation Samson“ oder die Vorstufe davon – also die kombinierte Feindes- und Selbstvernichtung. Russland ist vom Westen so enttäuscht, dass es offenbar die eigene zivilisatorische Rückstufung in Kauf nimmt, wenn nur der Westen um ein paar hundert Kilometer zurückgedrängt wird. Die westlich-imperiale, angelsächsisch dominierte Lebenswelt ist für die russische Elite auf politischer Ebene so abschreckend und abstoßend , dass sie ein „loose-loose-Szenario“ eher in Kauf nimmt als eine schiedlich-friedliche Lösung des zweiseitigen Problems.
Ich halte Ihre Gedanken für Unausgereift. Denn sie entsprechen nicht der derzeitigen Realität.
Carsten Schulz, da kann ich Ihnen nur beipflichten. Andererseits sind das nun sehr gute Aussichten für die weitere Festigung und Ausdehnung des amerikanischen Imperiums. Das hat Putin sauber hingekriegt. Aber ein ganz klein wenig haben auch die USA selbst daran gedreht. Very sophisticated.
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Russische Truppen stehen in den Trümmern von Mariupol: Siegt sich Moskau zu Tode? Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Uncredited