MÜNCHEN. Im Fall der Messerattacke in einem ICE vor zwei Wochen schließen die Behörden ein islamistisches Motiv nicht mehr aus. Bei der Durchsuchung der Wohnung des 27 Jahre alten Täters habe die Polizei Propagandavideos der Terrororganisation „Islamischer Staat“ gefunden. Die weiteren Ermittlungen werden daher von der Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus übernommen, berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung am Dienstag unter Berufung auf Informationen der Generalstaatsanwaltschaft München.
Am 6. November hatte der Syrer in einem ICE zwischen Nürnberg und Regensburg mit einem Klappmesser wahllos auf Fahrgäste eingestochen. Vier Menschen wurden dabei teils schwer verletzt. Bisher waren die Behörden von einer psychischen Störung des Angreifers ausgegangen. Der Täter wurde unmittelbar nach seiner Attacke in eine psychiatrische Klinik eingewiesen und als schuldunfähig eingestuft.
Der psychiatrische Befund wurde allerdings auch vom Gerichtsgutachter Peter Winckler angezweifelt. Dieser zeigte sich in der Neuen Zürcher Zeitung irritiert von angeblichen Hilferufen des Messerstechers während seiner Festnahme. „Diese Äußerungen des Tatverdächtigen bei der Festnahme macht mich schon sehr stutzig.“ Das Verhalten des Mannes widerspreche der Diagnose einer akuten Schizophrenie.
AfD: Bei muslimischen Messerangriffen von Terror ausgehen
Der Bundestagsabgeordnete Martin Hess (AfD) sah sich am Dienstag durch die neuen Ermittlungsergebnisse bestätigt. „Ich habe sofort davor gewarnt, den Messerangreifer aus dem ICE vor Auswertungen seiner Datenträger vorschnell als psychisch krank zu entlasten.“
Blitzdiagnosen wie diese dienten nur dazu, die Bevölkerung zu beruhigen und die Gefahr des islamistischen Terrors in Deutschland herunterzuspielen. Hess plädierte dafür, bei Messerattacken durch moslemische Migranten mit Anklängen an Taten des „Islamischen Staats“ zukünftig immer erst einmal einen terroristischen Hintergrund in Betracht zu ziehen. (fw)