Der Umgang mit der größten Oppositionspartei im Bundestag, der AfD, ist nicht nur bei anderen Politikern verkrampft bis zum geht nicht mehr, sondern auch in der Privatwirtschaft. Dabei liefern sich der Lebensmittelkonzern Edeka und der Smoothie-Produzent True Fruits gerade ein Wettrennen, um das – je nach Ansicht – korrektere oder peinlichere Verhalten.
Der für seine Werbegags schon in die Kritik geratene Fruchtsaft-Hersteller mit Sitz in Bonn produzierte anläßlich der Bundestagswahl eine neue Edition. Auf den Flaschen steht: „Im September hat man wieder die Qual der Wahl. Aber wofür stehen die Parteien eigentlich? Wir haben für Dich mal nachgelesen, was in den Programmen der großen deutschen Parteien drinsteht. Auf dieser Flasche geht es um die …“
„Liebe Edeka, ja, wir finden die AfD auch scheiße“
Darunter sind dann in großen Lettern die sechs Parteinamen beziehungsweise deren Abkürzungen sowie teils stark verkürzte Auszüge aus den Wahlprogrammen abgedruckt. Allerdings sind zwei der jeweils neun Punkte von True Fruits erfunden. Quizaufgabe für den Kunden: „Wirst Du die zwei falschen entdecken?“ Die Auflösung steht im Kleingedruckten oder auf der True-Fruits-Website. Dort sind die echten Angaben auch mit Quellenangaben in den Programmen versehen. Nette Maßnahme zur politischen Bildung der Kunden, könnte man meinen.
Nicht so bei Edeka. Das Handelsunternehmen teilte am Donnerstag auf seiner Facebook-Seite mit, die AfD-Flaschen nicht bestellt zu haben und sie wieder zurückzuschicken. Dazu kommentierte der Lebensmittelkonzern: „Rechts ist bei uns kein Platz im Regal.“ Prompt folgte die Antwort von True Fruits:
„Liebe Edeka, ja, wir finden die AfD auch scheiße. Aber Aufklärung ist wichtiger als peinliches Social Signaling, wie ihr es hier versucht … Deswegen haben wir mit unserem Parteiprogramm-Rätsel auch bewußt alle sechs großen Parteien des Deutschen Bundestags dargestellt, um jedem die Chance zu bieten, zu erkennen, wofür die Parteien stehen.“
True Fruits vermutet zudem, Edeka handle aus populistischen Gründen – gegen die AfD feuern, bringt Pluspunkte. „Wir hoffen, daß euer unüberlegter Angriff jetzt wenigstens dazu führt, daß möglichst viele Leute sich mit den Parteien auseinandersetzen und eine überlegte Wahl treffen.“
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Allerdings kann der Vorwurf des Populismus und des Social Signaling, also des öffentlichen Kundtuns der vermeintlich guten Haltung, auch an True Fruits gemacht werden, schließlich begann das Unternehmen seine Stellungnahme mit der Versicherung, die AfD „scheiße“ zu finden. True Fruits verwies in seiner Antwort auf eine Nachfrage der JF lediglich auf seine in sozialen Medien veröffentlichte Mitteilung, weitere Angaben wollte eine Sprecherin nicht machen.
Kritik und Lob für Edeka
AfD-Politiker bezeichneten den Ausschluß der AfD-Flaschen durch Edeka als „gratismutig“ und „lauwarm“. Das Verhalten des Managements sei „dumm und feige“. Unter seiner Ankündigung auf Facebook erntete Edeka viel Lob. Allerdings gab es auch zahlreiche Nutzer, die die Aktion als undemokratisch bezeichneten.
Auf Nachfrage der JF, ob der Lebensmittelhändler weiterhin an seiner Entscheidung festhalten will, reagierte Edeka bislang nicht. Folgt man dem Motto, es gibt keine schlechte Werbung, dann haben Edeka und True Fruits mit ihrem verspannten politisch-korrekten Umgang mit der AfD so oder so profitiert. In den sozialen Medien sind sie in aller Munde.