Die Grünen rufen nach einem Werbeverbot für ungesunde Ernährung wie Fast Food, da immer mehr Menschen übergewichtig sind. Es gebe einen „dringen Handlungsbedarf“, hatte die Gesundheitsexpertin der Grünen-Bundestagsfraktion, Kirsten Kappert-Gonther, vergangene Woche gewarnt. Schon seit Jahren wünscht sich ihre Partei ein Vorgehen gegen die Produkte. Bereits vor zehn Jahren stieß die damalige Fraktionschefin der Grünen im Bundestag, Renate Künast, in das gleiche Horn.
Doch von Führen durch Vorbild hält man in der Partei offenbar nicht viel. So kursierte am Wochenende in den sozialen Medien ein Bild der stellvertretenden Bundesvorsitzenden Ricarda Lang, das sie mit einer stattlichen McDonald’s Tüte im Zug zeigt. Hämische Kommentare ließen nicht lange auf sich warten.
Darf ich vorstellen? Ricarda Lang, stellvertretende Bundesvorsitzende von @Die_Gruenen, DIE Grünen, die – angesichts der steigenden Zahl übergewichtiger Menschen in Deutschland – gerne TV-Werbung für Fast Food verbieten wollen. Lass es Dir schmecken, Ricarda! 😁🍔🍟🍔 #McDonalds pic.twitter.com/NFOMOxtG8A
— Joana Cotar, MdB (@JoanaCotar) August 8, 2020
Lang ging auf Twitter zum Gegenangriff über. In mehreren Tweets beklagte sie die Verletzung ihrer Privatsphäre. Das führe dazu, „daß Menschen aufhören, sich politisch zu engagieren“. Wegen solcher Aktionen würden sie aus der öffentlichen Debatte gedrängt und insbesondere Frauen müßten „immer Angst vor Angriffen haben“. Für ihre Flucht in die Opferrolle unter Ausspielen der Frauenkarte erhielt sie die erwartbaren Solidaritätsbekundungen.
Was würden Spartaner sagen?
Interessanterweise ging sie bei ihrer Vorwärtsverteidigung mit keinem Wort auf den Widerspruch zwischen dem Kampf der Grünen gegen Fast Food und ihrem eigenen Verhalten ein. Bevor also Selbstzweifel aufkommen, ob sie die Forderungen der Partei damit konterkarierte, verfiel sie lieber in die Pose des armen Opfers, das nirgendwo vor übergriffigem Verhalten sicher sei.
Wenn man schon nicht auf Fast Food verzichten mag, dann sollte man es vielleicht auch nicht seinen Mitmenschen ausreden wollen. Oder sich dabei zumindest nicht erwischen lassen. In Sparta wurden die Jungen zur Abhärtung als kommende Krieger angeblich nur schlecht verpflegt. Wurden sie beim Diebstahl erwischt, setzte es Prügel. Allerdings nicht, weil sie gestohlen hatten, sondern weil sie sich hatten erwischen lassen. Da sind hämische Kommentare in den sozialen Medien wegen eines kulinarischen Fehltritts doch zu verkraften.