BERLIN. Die stellvertretende Bundesvorsitzende der Grünen, Ricarda Lang, hat die AfD als Türöffner für vermeintlich frauenverachtende Äußerungen im Internet bezeichnet. „Die Bedeutung von Frauenhaß in diesen Kreisen wurde viel zu lange unterschätzt“, sagte Lang am Mittwoch der Welt.
Sie werde selbst regelmäßig Opfer von Beleidigungen auf Twitter. Bei jedem „Shitstorm“ gegen sie, habe die AfD eine „entscheidende Rolle gespielt“. Die Partei habe eine hohe Reichweite und wirke bis in „rechtsextreme Kreise“ wie die Identitäre Bewegung hinein.
Bild von Ricarda Lang mit McDonalds-Tüte
Überall werde nach kleinen Fehlern gesucht, die dann groß aufgebauscht würden, um Personen zu diskreditieren. So sei sie massiv angefeindet worden, nachdem die AfD-Bundestagsabgeordnete Joana Cotar ein Bild auf Twitter geteilt hatte, auf dem die Grüne mit einer Tüte der Fast-Food-Kette McDonalds zu sehen war. Kurz zuvor hatte Langs Partei ein Verbot von Fernsehwerbung für ungesunde Lebensmittel gefordert.
Sie habe durch das Foto plötzlich am Pranger gestanden, klagte die Abgeordnete. „Meine Meinung dazu ist aber, daß es falsch ist, Politik auf individuelle Konsumentscheidungen zu reduzieren.“ Die Grünen zielten laut Lang nicht darauf ab, die besseren Menschen zu schaffen, sondern sich ohne gesellschaftlichen Druck für umweltfreundliches Verhalten entscheiden zu können.
Lang fordert Meldeportal für Anfeindungen im Internet
Gemäß Lang müsse gesamtgesellschaftlich gegen Sexismus und strukturelle Ungleichheit vorgegangen werden, um Frauenhaß im Internet entgegenzuwirken. Dazu müßten sich auch Unbeteiligte mit den Betroffenen solidarisieren.
Zudem müßten Sicherheitsbehörden besser geschult und Polizei sowie Staatsanwaltschaft besser ausgerüstet werden. „Wir müssen sowohl das Wissen über digitale Gewalt als auch über Strategien von Rechtsextremen ausbauen. Denn die haben sich in den vergangenen Jahren besser organisiert“, mahnte die Grünen-Politikerin. Außerdem schlug sie ein gemeinsames Online-Portal von Bund und Ländern vor, bei dem jeder Drohungen oder Anfeindungen melden könne. Anschließend würden diese der Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Die Meinungsfreiheit sei zwar ein hohes Gut, sie habe aber auch Schranken. (zit)