BERLIN. Der CDU-Bundestagsabgeordnete und Sprecher der Vertriebenen in der Unionsfraktion, Eckhard Pols, hat der AfD vorgeworfen, einen deutschen Opfermythos wiederbeleben zu wollen. „In Deutschland strebt die politische Rechte unter Führung der AfD eine Neubewertung des Nationalsozialismus an. Bewußt werden einzelne Ereignisse des Weltkrieges wie die Bombardierung Dresdens instrumentalisiert und Deutsche ausschließlich als Opfer thematisiert“, teilte er am Donnerstag mit. Dahinter stecke die Strategie, den Fokus auf die Kriegsverbrechen der Alliierten zu werfen, um deutsche Schuld zu relativieren.
In dem Zusammenhang warf der Christdemokrat der AfD vor, beim Thema der Vertreibung der Deutschen mit höheren Opferzahlen zu hantieren. Das sei ein Angriff auf die deutsche Erinnerungskultur, „die uns Achtung in der Welt verschafft hat“. Dabei blende die Partei völlig die Vorgeschichte des Krieges und die Millionen Opfer der Nationalsozialisten aus. Pols verwies zudem darauf, daß Historiker vor einem „Erinnerungskrieg“ warnten, der 75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs neue Konflikte in Europa schüren könne.
AfD: Kein Aufrechnen von Opfern oder Schuld
Anlaß für die Angriffe Pols auf die AfD ist ein Antrag der Partei zur Errichtung einer Gedenkstätte in Berlin für die deutschen Opfer des Zweiten Weltkrieges. Sie solle an die Vertriebenen, die zivilen Bombentoten alliierter Luftangriffe, der umgekommenen Kriegsgefangenen, Vermißten, Verschleppten und von alliierte Soldaten vergewaltigen Frauen und Mädchen erinnern, fordert die Bundestagsfraktion der AfD in ihrem Antrag.
Darin heißt es weiter: „Diese Stätte soll nicht dem Aufrechnen von Opfern oder von Schuld dienen, schon gar nicht neuen Unfrieden zwischen längst befreundeten Nationen säen. Sie soll der Trauer um die deutschen Opfer des Zweiten Weltkrieges einen sichtbaren Ausdruck geben, ein würdiges Gedenken an die verschiedenen deutschen Opfergruppen ermöglichen.“
Der mittlerweile dominierenden Deutung vom 8. Mai 1945 als „Tag der Befreiung“ müsse ein differenzierteres Bild entgegengesetzt werden, das der historischen Wahrheit näher komme und das namentlich den deutschen Opfern des Zweiten Weltkriegs gerecht werde. Denn mit dem Kriegsende seien Vertreibung, Zwangsverschleppungen und Vergewaltigungen nicht zu Ende gewesen, „sondern wurden zunächst noch intensiviert“. (ag)