BERLIN. Nach der Absage der Oldtimer-Show „Classic Days“ in Berlin zugunsten einer Al-Quds-Demonstration hat der Veranstalter die Behörden scharf kritisiert. Er habe bereits im Mai 2019 angefangen, die entsprechenden Papiere einzureichen, schilderte Classic-Days-Veranstalter Frank Peppel auf Nachfrage der JUNGEN FREIHEIT den Vorgang. Erst am 7. Januar 2020 habe er erfahren, daß im September, also mehrere Monate nach ihm, eine Al-Quds-Kundgebung für den 16. Mai angemeldet worden sei. Am 16. und 17. Mai 2020 sollte die Oldtimer-Veranstaltung stattfinden.
Anschließend habe Peppel angesichts des organisatorischen Aufwands der Oldtimer-Schau die Verkehrslenkung und das Landeskriminalamt gebeten, ihm bis 10. Februar mitzuteilen, ob er seine Veranstaltung am geplanten Wochenende sicher durchführen könne oder nicht. „Aber auch da erhielt ich wieder keine Antwort, deswegen habe ich absagen müssen, denn so eine Veranstaltung mit 150 Ausstellern, 700.000 Besuchern und mehreren involvierten Unternehmen läßt sich nicht erst eine Woche vorher organisieren“, schildert er gegenüber der JF.
Die Polizei teilte dem Berliner Tagesspiegel mit, es hätten „Abstimmungsgespräche zwischen allen beteiligten Veranstaltenden“ stattgefunden, als die Terminüberschneidungen bekannt geworden seien. Der Classic-Days-Organisator habe seinen Antrag dann aber zurückgenommen, obwohl es noch keine Entscheidung gegeben habe, welche Veranstaltung Vorrang habe. Eine Anfrage der JF ließ die Berliner Polizei bis Montag abend unbeantwortet.
„250 Chaoten statt friedlichen Besuchern“
„In Berlin gibt es kein reibungsloses Zusammenspiel zwischen den Behörden“, kritisierte Peppel. Das Ergebnis sei nun: „Statt mehreren Hunderttausend friedlichen Besuchern, können jetzt 250 Chaoten auf die Straße gehen.“ Peppel kündigte jedoch an, er wolle auch im kommenden Jahr wieder eine Oldtimer-Show veranstalten. Von den Behörden erwarte er sich dann mehr Informationsaustausch.
In der Vergangenheit kam es bei den Al-Quds-Märschen in der Hauptstadt immer wieder zu antisemitischen und anti-israelischen Sprechchören. Zudem wurden Israel-Fahnen verbrannt. Al-Quds ist der arabische Name für Jerusalem. Der Iran ruft jedes Jahr am Ende des moslemischen Fastenmonats Ramadan zur Eroberung Jerusalems auf. Auch in diesem Jahr fordern mehrere Politiker, die Kundgebung zu verbieten.
Luthe: „Wer das Existenzrecht Israels in Frage stellt, ist in Berlin nicht zu Hause“
Der FDP-Innenpolitiker und Berliner Abgeordnete Marcel Luthe sagte der JF: „Die Koordination der Verwaltungsteile ist letztlich Sache der Senatskanzlei und damit des Regierenden Bürgermeisters: hätte die Senatskanzlei den Anträgen die angemessene politische Aufmerksamkeit gewidmet, wäre Berlin dieses Jahr eine antisemitische Kundgebung erspart geblieben.“
Nun gelte es, einmal mehr deutlich zu machen, „daß Antisemiten keinen Platz in Berlin haben dürfen“. Luthe, der in der Vergangenheit bei Anti-al-Quds-Demonstrationen anwesend war, betonte: „Wer das Existenzrecht Israels in Frage stellt, ist in Berlin nicht zu Hause.“
Die AfD-Bundestagsabgeordnete Beatrix von Storch kritisierte: „Seit Jahren fordern wir als AfD ein Verbot des israelfeindlichen Al-Quds-Marschs durch die Berliner City-West. Aber seit Jahren passiert nichts!“ Mit der Absage der Oldtimer-Show sei nun ein vorläufiger Höhepunkt erreicht, „weil die Juden-Hasser im rot-rot-grün regierten Berlin Vorfahrt vor den Autobesitzern haben“. (ls)